Eurocheque: Wie bargeldloses Bezahlen in Europa vor 50 Jahren begann

latest news headlines 2 wochen vor
Flipboard
Bargeldlos bezahlen – das geht heute mit einer Plastikkarte oder dem Handy. Aber schon vor 50 Jahren war das möglich. Ein Stück Papier und eine Unterschrift genügten. Ein Familienvater, auf dem Weg in den Urlaub mit der gesamten Familie, betritt in den 1970er-Jahren eine Tankstelle. An der Kasse zieht er keine Banknoten aus der Tasche, sondern legt ein rechteckiges Stück Papier auf den Tresen – darauf handschriftlich der Betrag, Name, Datum. Dazu schiebt er eine kleine Plastikkarte über den Ladentisch. Ein kurzer Blick des Verkäufers genügt, und der Einkauf ist bezahlt. Das Zahlungsmittel: ein Eurocheque, mit dem Menschen bereits vor über 50 Jahren bargeldlos bezahlen konnten – ganz ohne Handy und Internet. Auch wenn Schecks heute noch für bestimmte Sonderzahlungen genutzt werden, spielen sie im Alltag kaum eine Rolle. Und Eurocheques gibt es überhaupt nicht mehr. Wie es dazu gekommen ist? Eine Rückschau. Eurocheque: Pionier des bargeldlosen Bezahlens Der Eurocheque war eine der ersten grenzüberschreitenden Möglichkeiten, bargeldlos zu bezahlen. Eingeführt 1969, ermöglichte er es Verbrauchern in ganz Europa, mit einem Scheck Papiergeld zu ersetzen – abgesichert durch eine spezielle Garantiekarte, der späteren EC-Karte. In Deutschland wurde der Eurocheque besonders intensiv genutzt. Allein im Jahr 1988 wurden europaweit fast eine Milliarde dieser Schecks ausgestellt. Damals waren rund 60 Millionen Eurocheque-Karten im Umlauf – das System galt als größte bargeldlose Zahlungsplattform Europas. Dieses Duo aus Scheck und Karte wurde vor allem im Handel, bei Reisen oder bei Mietwagenbuchungen genutzt. Das System war einfach: Der Kunde füllte den Scheck aus, legte die Karte dazu, und der Händler konnte sicher sein, sein Geld zu bekommen – auch wenn das Konto des Kunden nicht gedeckt war. Denn die Bank garantierte den Betrag bis zu einer festgelegten Höchstsumme. Garantie mit Ablaufdatum Doch genau diese Garantie wurde dem Eurocheque zum Verhängnis. Zum 1. Januar 2002 verlor er seine zentrale Funktion: Die Banken garantierten die Auszahlung nicht mehr. Ein Eurocheque war ab diesem Datum nur noch ein gewöhnlicher Scheck, dessen Einlösung davon abhing, ob das Konto des Ausstellers gedeckt war. Damit entfiel der entscheidende Vorteil und mit ihm die Grundlage für das gesamte System. Das Bezahlen mit Scheck und Karte war damit überholt. Und der Eurocheque war Geschichte. Zugleich war der technologische Fortschritt nicht aufzuhalten. Schon in den 1980er-Jahren hielten Geldautomaten Einzug. Die EC-Karte, ursprünglich nur als Garantiekarte gedacht, bekam einen Magnetstreifen und neue Funktionen: erst für das Geldabheben am Automaten, später für das Bezahlen per PIN im Laden. Mit der Einführung des sogenannten "Electronic Cash"-Verfahrens in den 1990er-Jahren wurde das bargeldlose Zahlen deutlich einfacher und sicherer – ganz ohne Papier. Von Eurocheque zu Electronic Cash 2007 wurde die EC-Karte in Deutschland offiziell zur Girocard. Damit entstand ein neuer Standard für das bargeldlose Bezahlen, der bis heute gültig ist. Die Girocard funktioniert in Geschäften, an Automaten und inzwischen auch kontaktlos oder mobil per Smartphone. Sie ist bis heute eines der wichtigsten bargeldlosen Zahlungsmittel in Deutschland. Wer Apple Pay oder Google Pay nutzt, kann seine Girocard auf dem Handy hinterlegen und mit einem Fingertipp bezahlen. Neben der Girocard verbreiteten sich in Deutschland auch Kreditkarten von Visa und Mastercard sowie neue digitale Verfahren. Besonders sogenannte Instant Payments – also Zahlungen in Echtzeit – gewinnen an Bedeutung, etwa bei Onlinekäufen oder beim schnellen Geldtransfer zwischen Privatpersonen. Banken und Sparkassen entwickeln ständig neue Lösungen, um den Zahlungsverkehr sicher, bequem und mobil zu machen. Auch wenn sich viele Menschen heute noch an das "Papierzeitalter" mit Schecks und Unterschriften erinnern, ist klar: Der Eurocheque war nur der Anfang – die Entwicklung ging und geht weiter.
Aus der Quelle lesen