In der französischen Hauptstadt fordert der FC Bayern Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain heraus. Der Königsklassengipfel wird zur ultimativen Standortbestimmung. Bei wem genau der FC Bayern am Dienstagabend (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) antritt, daran wurde der Tross des Rekordmeisters schon am Vorabend auf dem Weg zur Abschlusspressekonferenz in Paris erinnert. Die fand nämlich im Parc des Princes statt, wo Titelverteidiger Paris Saint-Germain die Münchner zum großen Showdown in der Champions League empfangen wird. Als Cheftrainer Vincent Kompany und Kapitän Manuel Neuer in einem Minibus am PSG-Stadion vorfuhren, prangten dort an der Fassade drei riesige Banner. In Rot und Blau, den Vereinsfarben von PSG, waren darauf das Klub-Logo und der Champions-League-Pokal zu sehen. Und in Großbuchstaben war zu lesen: "CHAMPIONS D'EUROPE" – die Champions von Europa. "Wollte ihn für meine Mannschaft gewinnen": Geheimnis um Bayern-Star enthüllt "Diese Erinnerung löscht sich nicht": Bayern-Kapitän wird emotional Champions League: Hier sehen Sie den FC Bayern in Paris live Die Vorfreude auf den Champions-League-Showdown zwischen PSG und den Bayern ist speziell in der französischen Hauptstadt riesig. Das Rendezvous der beiden europäischen Topklubs wird dort bereits heiß erwartet, wie Gernot Rohr im Interview mit t-online bestätigte. "Hier spricht man auf jeden Fall von den zwei momentan besten Klub-Mannschaften der Welt . Jeder wartet auf dieses Spiel, es ist große Vorfreude darauf da." Viele Beobachter sehen in dem Kräftemessen am Dienstagabend in der Ligaphase zwischen PSG und den Bayern im Pariser Prinzenpark nicht weniger als ein vorgezogenes Duell um den europäischen Fußballthron. "Europa kann sich im Moment kein schöneres Spiel vorstellen, bei dem sich zwei Mannschaften gegenüberstehen und sich fragen: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?", schrieb die französische Zeitung "Le Parisien" bereits unmittelbar nach dem letzten Spieltag der Königsklasse voller Poesie über das Duell des amtierenden Champions und aktuellen Tabellenführers PSG mit dem punktgleichen Zweitplatzierten. "Bis dahin müssen wir die Tage zählen." "Es muss Rock 'n' Roll sein" Am Dienstagabend hat das lange Warten nun ein Ende – auch für Bayern-Chefcoach Kompany. Dass auch bei ihm die Vorfreude auf das Gipfeltreffen unweit und sozusagen auch unterhalb des Eiffelturms groß ist, daran ließ der 39-Jährige bei seinen Ausführungen im Bauch der Arena keinen Zweifel. "Wir haben es verdient, mit vollem Enthusiasmus da reinzugehen. Es muss Rock 'n' Roll sein", sagte Kompany. "Sie haben Vertrauen, wir haben Vertrauen – es ist ein geiles Spiel. Da haben wir uns verdient, da voll reinzugehen." Kompany war dennoch darum bemüht, die Bedeutung der Partie nicht zu überhöhen. "Für uns bedeutet ein Sieg einen großen Schritt in Richtung Top-8. Es ist für uns ein wichtiges Ligaspiel", sagte er auf t-online-Nachfrage. "Das Prestige gehört auch dazu, aber vor allem die drei Punkte sind wichtig." Neuer wurde da schon etwas deutlicher und sagte: "Das ist eine super Möglichkeit, um zu zeigen, dass man in Europa mit uns rechnen kann." Mit einem neuen, europaweiten Startrekord haben die Bayern das in den bisherigen 15 Pflichtspielen dieser Saison bereits getan. Kompany ist es gelungen, den deutschen Rekordmeister zurück zu alter Dominanz zu führen. "Wir haben 15 Spiele gewonnen, das ist gut – aber es muss weitergehen. Es ist noch nicht genug", sagte der Belgier über den makellosen Saisonstart, mit dem er und die Bayern nach Frankreich gereist sind. Paris stellt Bayerns Unbesiegbarkeit auf die Probe Dass die Bayern in diesem Jahr erneut die Deutsche Meisterschaft gewinnen werden, gilt deshalb bereits nach dem 9. Spieltag fast schon als sicher. International räumten die Bayern in dieser Saison unter anderem bereits Klub-WM-Champion FC Chelsea genauso aus dem Weg wie alle anderen ihrer Gegner. PSG stellt die vermeintliche Unbesiegbarkeit der Bayern nun aber auf die größtmögliche Probe. Vor der warnte auch Harry Kane im Gespräch mit t-online. "Ein schwieriges Spiel", sagte der Toptorjäger. "Wir haben vergangene Saison zu Hause gegen PSG gespielt und gewonnen (1:0; Anm. d. Red. ). Und dann haben sie uns bei der Klub-WM geschlagen." Das war am 5. Juli in Atlanta bei dem Turnier in den USA gleichzeitig das bislang letzte Mal, dass die Bayern sich einem Gegner geschlagen geben mussten. Die Niederlage gegen PSG war damit sozusagen der Ausgangspunkt ihrer anschließenden Siegesserie. Nur allzu gerne wollen die Franzosen nun auch wieder die Mannschaft sein, die sie beendet. Kane: "Wir fürchten niemanden" "Sie sind der Titelverteidiger. Aber so wie wir aktuell spielen und uns fühlen, fürchten wir niemanden", sagte Kane. Man respektiere die Stärke von PSG zwar. "Aber wir werden mit dem gleichen Mindset und der gleichen Intensität in das Spiel gehen wie in bisher jedes andere." Ein Spiel wie jedes andere ist das Duell mit PSG aber längst nicht mehr. Die beiden Topklubs sind sich in den vergangenen Jahren immer wieder in entscheidenden Spielen auf internationaler Bühne begegnet. 2020 krönten sich die Bayern im Finale gegen PSG zum Champions-League-Sieger. Im Juni holte Paris den Titel dann ausgerechnet in der Final-Arena der Münchner. "Gegen Paris spielen wir gefühlt jedes Jahr", sagte Joshua Kimmich zu t-online. "Klar ist es eine kleine Rivalität mit dem Sieg in der Champions League und dem Ausscheiden bei der Klub-WM, wo sie uns rausgeschmissen haben." Dementsprechend sei es jetzt auch "ein besonderes Spiel für uns. Wir fahren dorthin, um zu gewinnen." Und damit auch Paris in fußballerischer Hinsicht zu erobern. Das steckt hinter Bayerns Erfolgsgeheimnis Sollte den Bayern das tatsächlich gelingen, würden sie damit noch einmal ein großes Ausrufezeichen hinter ihren Traumstart in die neue Saison setzen. Der zumindest laut Ehrenpräsident Uli Hoeneß noch als "Hoffenheim der Champions League" in den Wettbewerb gestartete Rekordmeister wäre damit dann nämlich plötzlich der Topfavorit auf den Titelgewinn. Die Bayern haben aber auch so schon eine erstaunliche Entwicklung hingelegt, an der Kompany entscheidenden Anteil hat. Die Spieler folgen ihm und seiner auf Ballbesitz, Dominanz und hohe Intensität ausgerichteten Spielidee. Kompany gibt jedem seiner Stars dabei erfolgreich das Gefühl, wichtig für die Mannschaft zu sein. Das belegte er zuletzt mit seiner durchaus riskanten Aufstellung einer B-Elf am Samstag im Bundesliga-Topspiel gegen Leverkusen (3:0). Mit Blick auf den Kracher in Paris nur drei Tage später schonte er seine Topstars – und seine Mannschaft gewann die Partie trotzdem. "Rotation? Ich nenne es Konkurrenz", sagte Kompany über sein bemerkenswertes Personalmanagement, das bislang voll aufzugehen scheint. Kimmich, der trotz B-Elf gegen Leverkusen gar "eine der besten Halbzeiten der Saison" gesehen hatte, erklärte das Münchner Erfolgsgeheimnis folgendermaßen: "Wir leben von unseren Prinzipien und unserer Energie, und die darf sich niemals ändern, egal, wer auf dem Platz steht. Die darf nicht vom Gegner und nicht vom Personal abhängig sein. Wir wollen immer die gleiche Art und Weise Fußball spielen." Wichtig sei, "dass man merkt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, sowohl fußballerisch als auch als Mannschaft. Diese Mischung braucht es am Ende, um Titel zu gewinnen." Genau das steht gegen PSG für die Bayern nun bereits auf der Probe – der größtmöglichen überhaupt.