Frauen-EM: Debatte um Alisha Lehmann – Alles nur heiße Luft?

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In den vergangenen Tagen stand die Schweizer Nationalmannschaft besonders wegen einer umstrittenen Nominierung im Fokus. Nun hat sich das Blatt offenbar gewendet. Aus Basel berichtet Kim Steinke Am späten Mittwochabend senkten die Schweizer Spielerinnen auf dem Feld die Blicke. An der Seitenlinie hatte sich Social-Media-Star Alisha Lehmann noch aufgewärmt, ein Einsatz blieb jedoch aus. Die 26-Jährige zog nach Abpfiff prompt ihr Leibchen aus, ließ wie ihre Teamkolleginnen den Kopf hängen und wirkte bedrückt. Warum? Die Schweiz war im Auftaktspiel der Heim-Europameisterschaft der Frauen gescheitert. Ausgerechnet zwei gravierende Fehler wurden dem Team von Pia Sundhage dabei zum Verhängnis – und der Gastgeber unterlag Norwegen mit 1:2 . Der Abend markierte einen enttäuschenden Start ins Turnier. Das anfängliche "Hopp Schwiiz" der 34.063 Zuschauer im Basler St. Jakob-Park verstummte. Dabei war die Stimmung zunächst noch euphorisch gewesen: Lautstarker Applaus von den Rängen, ausgelassener Jubel nach dem zwischenzeitlichen 1:0 aus Schweizer Sicht – die Hoffnung auf einen erfolgreichen Auftakt war groß. Und ein Sieg wäre nicht nur aus sportlicher Sicht bedeutend gewesen. Denn im Vorfeld des Duells hatte es eine hitzige Debatte über das Schweizer Nationalteam gegeben – genauer gesagt um jene Alisha Lehmann, die gegen Norwegen gar nicht zum Einsatz gekommen war. Fans äußern sich zur Debatte Die 26-Jährige ist mit 16,7 Millionen Followern auf Instagram und 12 Millionen auf TikTok eine der bekanntesten Figuren im Frauenfußball – und längst mehr als nur eine Spielerin: Sie ist Marke, Botschafterin, ein Star. Lehmann verhilft dem Sport zu mehr Aufmerksamkeit. Doch sportlich steht sie häufig im Schatten. Bei Juventus Turin meist Ersatzspielerin, war sie auch in der Nationalmannschaft zuletzt nicht gesetzt. In den beiden vergangenen Länderspielpausen war Lehmann gar nicht nominiert worden. Ihre Rückkehr ins EM-Aufgebot entfachte deshalb eine Diskussion: Ihre fußballerischen Fähigkeiten wurden infrage gestellt und der Werbezweck rückte in den Vordergrund. Nationaltrainerin Pia Sundhage stellte nach der kreativen Schnitzeljagd-Aktion in Bezug auf die Nominierungen – bei der Lehmanns EM-Teilnahme mit einer Aufschrift auf einem Segelboot verkündet wurde – klar: "Alisha hat mich in der Vorbereitung beeindruckt. Sie hat gezeigt, dass sie wirklich ein Teil dieses Teams sein möchte." Auch Kapitänin Lia Wälti betonte im SRF: "Wir sehen, dass Alisha Lehmann genauso viel investiert wie alle anderen." Diese Einschätzung teilen auch einige Schweizer Fans. Nach der Niederlage gegen Norwegen erklärte Michelle aus Basel auf t-online-Nachfrage: "Ich war nicht in den Trainingseinheiten dabei, daher kann ich es nicht gut einschätzen. Aber ich finde es okay – sie hat hart gearbeitet, viel investiert und wird es sich verdient haben." Sie ergänzte: "Nationaltrainerin Pia Sundhage ist niemand, der nur die Gunst der Stunde nutzt und sie aufgrund ihrer Berühmtheit nominieren würde. Ich glaube, da wäre sie schon hart." Und damit liegt die Schweizerin nicht falsch: Vor der finalen Kaderbekanntgabe musste Sundhage zwölf Spielerinnen streichen. Für die Nations-League-Partien Ende Mai und Anfang Juni hatte sie noch 35 Spielerinnen eingeladen – ins EM-Aufgebot schafften es nur 23. Eine neue Generation Auch Liv aus Basel blickte positiv auf die Nominierung: "Das Team hat sich schon gut überlegt, welche Spielerinnen sich das verdient haben." Die beiden Freundinnen Elina und Lea stimmten zu: "Es ist gut, dass sie spielen kann, sie wird ein bisschen overgehatet (zu Deutsch: übermäßig gehasst; Anm. d. Red. )", sagte Elina. Lea legte nach: "Es gab schon eine ziemliche Diskussion. Sie ist trotzdem eine gute Fußballerin – das sieht man." Schweiz-Fan Roland hingegen äußerte sich zurückhaltender: "Ich bin viel zu weit weg, um das wirklich objektiv beurteilen zu können. Die Trainerin und ihr Team entscheiden das", erklärte er. Für ihn sei die Entscheidung zur Nominierung aber in Ordnung. War die Debatte um Lehmanns EM-Nominierung also doch nur heiße Luft? Fest steht: Alisha Lehmann ist ein Gesicht einer Generation, die Sport und Sichtbarkeit neu denkt. Die Mittelfeldakteurin hat mit ihrem Team einen holprigen Turnierstart erlebt – und der Fokus liegt nun auf dem zweiten Gruppenspiel am kommenden Sonntag gegen Island (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker).
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