Geldanlagen: Neues europäisches Gütesiegel "Finance Europe"

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Die europäische Finanzlandschaft könnte bald eine wichtige Neuerung erleben: das "Finance Europe"-Gütesiegel. Wie Anleger davon profitieren können. Sieben EU-Staaten haben sich darauf verständigt, ein Qualitätssiegel für Finanzprodukte zu schaffen, die vorrangig in Europa investieren. Ziel ist es, Privatanlegern mehr Orientierung zu bieten und gleichzeitig Kapital innerhalb Europas zu halten. Doch was genau bedeutet dieses neue Label für die Investitionslandschaft, und was steckt hinter der Idee? Gütesiegel soll Europa-Investitionen stärken Aktuell fließt ein großer Teil der Ersparnisse europäischer Bürger ins Ausland, insbesondere in die USA . Allein in den letzten Jahren wurden jährlich rund 300 Milliarden Euro an Ersparnissen aus der EU abgezogen. Die Initiatoren des Siegels wollen diese Kapitalabflüsse stoppen und stattdessen dazu anregen, in europäische Finanzprodukte zu investieren. Das neue Gütesiegel soll also in erster Linie dazu beitragen, den europäischen Finanzmarkt für private Anleger attraktiver zu machen. Nicht nur soll das Kapital in Europa bleiben – auch die europäischen wirtschaftlichen Prioritäten wie der grüne Wandel und die digitale Transformation sollen gefördert werden. Initiatoren des Siegels Das "Finance Europe"-Label wird von sieben europäischen Ländern ins Leben gerufen: Frankreich , Deutschland, Spanien , den Niederlanden, Portugal , Estland und Luxemburg . Auch wenn die EU-Kommission grundsätzlich ihre Unterstützung für das Vorhaben signalisiert, bleibt sie in der Umsetzung des Siegels zurückhaltend. EU-Kommissarin Maria Albuquerque erklärte, dass ihre Behörde keine eigenen Initiativen für das Siegel vorantreiben und es auch keine zentralen EU-Vorgaben für Vertriebsgebühren geben werde. Die Mitgliedstaaten sollten dies in eigener Verantwortung umsetzen. Die EU-Kommission betont jedoch, dass solche Maßnahmen im Einklang mit den eigenen Zielen der Spar- und Investitionsunion stehen und diese ergänzen. Dennoch werde die Möglichkeit eingeräumt, dass Aufsichtsbehörden eine nachträgliche Kontrolle durchführen. Die Mitgliedstaaten hätten außerdem die Möglichkeit, steuerliche Anreize für Produkte mit dem "Finance Europe"-Label zu gewähren, solange diese bestimmte Kriterien erfüllten. Laut der Kommission ermöglicht diese Flexibilität den Ländern, das Label in ihre jeweilige nationale Gesetzgebung zu integrieren und es für ihre Anleger noch attraktiver zu machen. So funktioniert das "Finance Europe"-Siegel Das "Finance Europe"-Siegel wird an Finanzprodukte vergeben, die mindestens 70 Prozent ihrer Investitionen in europäische Vermögenswerte und Anlagen tätigen. Dabei umfasst das Investitionsuniversum europäische Fonds, Aktien, Anleihen und andere kapitalmarktbezogene Produkte, jedoch keine Krypto-Vermögenswerte. Seltsame Zahlenkombination: Was bedeutet die 5-10-40-Regel für mein Geld? Passives Investieren: So viel Rendite werfen ETFs ab Die Voraussetzung ist, dass diese Produkte langfristig orientiert sind, was auch eine Mindesthaltedauer von fünf Jahren für die Investitionen umfasst. Das Label soll den Anlegern helfen, Produkte zu erkennen, die in die europäische Wirtschaft investieren und gleichzeitig eine langfristige Perspektive bieten. Kritik am neuen Fonds-Siegel Mit der Einführung des Siegels wird erwartet, dass mehr europäische Sparer in Produkte investieren, die auf europäische Werte ausgerichtet sind. Insbesondere könnten nachhaltige Geschäftsmodelle sowie digitale und kritische Infrastruktur davon profitieren. Darüber hinaus könnte das Siegel dazu beitragen, das Vertrauen der Anleger in den europäischen Markt zu stärken. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Der Fondsverband BVI äußerte Bedenken hinsichtlich der Eignung des Siegels für unerfahrene Sparer. Besonders bei Anlagen mit geringer Liquidität könnte das Label dazu verleiten, Produkte zu wählen, die für den durchschnittlichen Privatanleger nicht ideal seien, berichtet die "Börsen-Zeitung". Auch die Renditechancen für langfristige Altersvorsorge könnten durch das engere Anlageuniversum beeinträchtigt werden, da eine starke Fokussierung auf europäische Assets zu einer geringeren Diversifikation führen könnte, so der Verband. Die Einführung des Siegels werde daher auch von der Frage begleitet, wie gut es gelinge, die verschiedenen Interessen von Anlegern und Marktteilnehmern auszubalancieren. EU-Investitionen für Europa stärken Gerade in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten wolle man ein Stück mehr Unabhängigkeit und Stabilität für europäische Investitionen schaffen, so die Initiatoren. Der französische Finanzminister Éric Lombard unterstrich die Bedeutung des Siegels. "Wir haben enorm viel Erspartes in Europa und wir mögen Investitionen", sagte er der Deutschen Presseagentur. Jetzt gehe es darum, zu gewährleisten, dass europäische Investitionen auch Europäern dienten. Mit Blick auf die geopolitische Lage sei es der richtige Zeitpunkt für eine solche Auszeichnung. "In einer Welt, die viel aggressiver und härter ist als früher, ist es wichtig, dass die Bürger im täglichen Leben so viel wie möglich dafür sorgen, dass sie ihr Land und die Europäische Union unterstützen", so der Franzose. Das Siegel soll voraussichtlich ab dem kommenden Jahr vergeben werden können.
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