Impfung gegen Blasenentzündung: Wie wirksam ist sie?

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Ständiger Harndrang, schmerzhaftes Urinieren, Brennen der Harnwege: Eine Blasenentzündung ist belastend. Eine Impfung soll vorbeugen. Hilft sie? Vor allem Frauen haben mit Harnwegsinfekten zu kämpfen. Bei vielen treten diese zudem wiederholt auf. Lesen Sie hier, ob eine Impfung gegen Blasenentzündung empfehlenswert ist. Blasenentzündung: Symptome sind quälend Die Symptome einer Blasenentzündung werden von vielen Frauen als sehr belastend empfunden: starker und häufiger Harndrang bei nur geringen Urinmengen stechende, brennende Schmerzen beim Wasserlassen Schmerzen im Unterbauch in schweren Fällen: allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber, Blut im Urin Besonders wiederkehrende Harnwegsinfekte können die Lebensqualität stark einschränken. Die meisten Frauen mit häufigen Blasenentzündungen wünschen sich daher vor allem eines: Vorbeugung. Seit 2004 ist eine Impfung gegen Blasenentzündung auf dem Markt und verspricht Abhilfe. Sie soll die Abwehrkräfte des Körpers gegen die verursachenden Erreger stärken. Darmkeime sind für Frauen ein Problem Laut dem Berufsverband der Frauenärzte e. V. gehört das im Darm natürlicherweise vorkommende Bakterium Escherichia coli zu den häufigsten Erregern von Harnwegsinfektionen. Seltener kommen Erreger vor, die teilweise durch mangelnde Hygiene, teilweise aber auch durch Sexualkontakte übertragen werden können. Dazu gehören beispielsweise Staphylokokken, Hefepilze (Candida), Chlamydien und bestimmte Viren. Frauen sind häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Männer, da bei ihnen After und Harnröhreneingang eng beieinanderliegen und die Harnblase mit etwa vier Zentimetern zudem relativ kurz ist. Erreger können so leichter in die Harnblase gelangen. Fast zehn von 100 Frauen, aber nur zwei von 100 Männern bekommen mindestens einmal im Jahr eine Blasenentzündung. Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen bekommt innerhalb eines Jahres eine weitere Entzündung. Manche Frauen sind noch häufiger betroffen. Ihnen soll die Impfung helfen. Impfung soll Blasenentzündungen vorbeugen Der Impfstoff StroVac setzt sich aus inaktiven Keimen spezifizierter Enterobakterien zusammen – also Darmkeimen wie Escherichia coli. Die Impfung soll den Körper darauf trainieren, die Erreger besser abzuwehren, was Blasenentzündungen vorbeugen soll. Für die Grundimmunisierung spritzt die Ärztin oder der Arzt den Impfstoff dreimal im Abstand von ein bis zwei Wochen. Nach etwa einem Jahr kann die Impfung aufgefrischt werden. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen nicht. Patienten müssen in den eigenen Geldbeutel greifen. Die Grundimmunisierung kostet um die 100 Euro, die Auffrischung etwa 50 Euro. Hinzu kommen Kosten für die Impfberatung und die Injektion. Bis zu 200 Euro kann die Impfung insgesamt kosten. IGeL-Monitor: Impfung gegen Blasenentzündung "tendenziell negativ" Die Wirksamkeit der Impfungen ist bislang nicht sicher nachgewiesen. Der IGeL-Monitor vom Medizinischen Dienst Bund bewertet den Impfstoff StroVac als "tendenziell negativ" und bezieht sich auf eine Einzelstudie, aus der sich laut den Experten kein Nutzen ableiten lasse: Bei der mit StroVac geimpften Gruppe wie auch bei der Placebo-Gruppe war die Häufigkeit der Blasenentzündungen im Testzeitraum von über einem Jahr nahezu gleich. Da die Impfung zudem mit Nebenwirkungen einhergehen könne und entsprechend ein Schadensrisiko bestehe, lautet das Fazit: "Keinen Hinweis auf einen Nutzen". Auch in den Leitlinien ist keine klare Impfempfehlung gegeben. Die deutsche Leitlinie aus dem Jahr 2024 weist zwar auf die Möglichkeit einer Impfung mit StroVac hin, gibt dazu aber keine eindeutige Empfehlung. In der europäischen Leitlinie ist die Impfung ebenfalls erwähnt, aber es wird keine Empfehlung daraus abgeleitet. Auch wenn derzeit kein Nutzen nachweisbar ist, gibt es Frauen, die von positiven Effekten berichten und eine Verbesserung ihrer Beschwerden beobachtet haben. Frauen, die sich für die Impfung interessieren, können sich von ihrem Urologen oder ihrer Urologin beraten lassen. Wie sieht es mit dem Immuntherapeutikum Uro-Vaxom aus? Positiver fällt die Bewertung des Immuntherapeutikums Uro-Vaxom aus, das ebenfalls gegen wiederkehrende Harnwegsinfekte wirken soll, indem es das körpereigene Abwehrsystem anregt. Die deutsche Leitlinie empfiehlt Frauen ohne sonstige Begleiterkrankungen vor Beginn einer antibiotischen Langzeitprävention eine Behandlung mit Uro-Vaxom. Die europäische Leitlinie empfiehlt die Behandlung ebenfalls in allen Altersgruppen zur Verringerung wiederkehrender Harnwegsinfektionen. Uro-Vaxom wird für die Grundimmunisierung über drei Monate hinweg täglich als Kapsel eingenommen und enthält unterschiedliche Zellwandbestandteile verschiedener Bakterienstämme, welche Blasenentzündungen verursachen. Die Immunisierung kann nach einigen Monaten aufgefrischt werden. Uro-Vaxom "tendenziell positiv" Der Medizinische Dienst Bund stuft Uro-Vaxom als "tendenziell positiv" ein und bezieht sich auf zwei Übersichtsarbeiten. So liegen positive Studien vor, die eine Verringerung der Häufigkeit von Blasenentzündungen zeigen. Schäden liegen nach einer Behandlung laut den Experten nicht vor. Allerdings sind Nebenwirkungen möglich, darunter Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Reaktionen. Auch Uro-Vaxom ist eine Selbstzahlerleistung. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten von circa 100 Euro für die Grundimmunisierung sowie um die 50 Euro für die Auffrischung nicht. Mit Kosten für eine körperliche Untersuchung und Beratung liegt der Gesamtpreis bei etwa 200 Euro. Frauen, die wiederkehrend mit Blasenentzündungen zu kämpfen haben, können sich von ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin zu der Impfung und dem Immuntherapeutikum gegen Blasenentzündungen beraten lassen. Die Entscheidung für oder gegen die Blasenentzündungsimpfung oder das Immuntherapeutikum ist eine individuelle Abwägung.
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