Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband Hof Stadt und Land ist insolvent. Verantwortlich für die Insolvenz des als Verein geführten Wohlfahrtsverbands ist offenbar der Bau einer Großküche. Immer wieder müssen deutsche Unternehmen aus den verschiedensten Branchen Insolvenz anmelden. So kam es in der jüngsten Vergangenheit dazu, dass eine Traditionsfleischerei in die Insolvenz rutschte oder eine Spargelhof-Insolvenz sogar ein Nachspiel hatte, weil bei einer Gläubigerversammlung sogar Polizeischutz benötigt wurde. Abseits dieser mittelständischen Traditionsunternehmen meldete vor kurzem auch der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Hof Stadt und Land in Bayern die Insolvenz an. Die Einrichtung befindet sich in einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Das Amtsgericht Hof hatte dem Ende Juli eingereichten Insolvenzantrag bereits am 11. August 2025 zugestimmt. Angeschlagener Batteriehersteller: Northvolt-Insolvenz könnte noch teurer werden 32.000 Autos: Großer Autohändler ist insolvent Grund für die finanzielle Schieflage ist offenbar eine Großküche am Stadtrand, deren Bau rund fünf Millionen Euro verschlungen hat und deren Auslastung deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. AWO Hof in Bayern ist insolvent: Küche als finanzielles Risiko Die 2023 eröffnete Einrichtung hat Kapazitäten für bis zu 2.000 Mahlzeiten täglich, liefert aber aktuell nur etwa 1.500 Essen aus. Besonders das aufwendigere "Cook and Chill"-Verfahren, das eine höhere Qualität ermöglichen sollte, findet zu wenig Nachfrage. Damit können die Kreditraten für das Gebäude nicht wie geplant bedient werden. Vorstand und Vorsitzende Marion Ühla-Mayer betonen, dass die restlichen Geschäftsbereiche der AWO von der Insolvenz aber nicht in Mitleidenschaft gezogen werden sollen. "Die Einrichtungen aus dem pflegerischen Bereich, haben nichts damit zu tun, dass die Küche nicht wirtschaftlich genug ist", erklärte die ehrenamtlich tätige Kreisvorsitzende des Vereins dem "Bayerischen Rundfunk" (BR). Geschäftsbetrieb bei der AWO läuft nach Insolvenz weiter Der insolvente Kreisverband betreibt zwei Pflegeheime mit 226 Bewohnern, Einrichtungen für Betreutes Wohnen, Tagespflege, einen ambulanten Pflegedienst sowie einen Kinderhort. Insgesamt beschäftigt die AWO in der Region rund 317 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon knapp 40 in der Großküche. Der Kreisverband spielt eine bedeutende Rolle im Hofer Land, da er einen Jahresumsatz von rund 18 Millionen Euro erwirtschaftet. Nach Angaben der "Frankenpost" lautet die wichtigste Botschaft der Verantwortlichen an die Angestellten, die Betreuten und Kunden: "Alle Einrichtungen laufen ganz normal weiter." Die Beschäftigten erhalten für die Monate August bis Oktober Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit , sodass Gehälter und Sozialversicherungsbeiträge gesichert sind. Insolvenz in Bayern: Neuaufstellung von Wohlfahrtsverband Während des Insolvenzverfahrens stehen der AWO zwei erfahrene Juristen zur Seite: Rechtsanwalt Hans-Peter Lehner als vorläufiger Sachwalter und Gunther Neef als Generalbevollmächtigter. Gemeinsam mit dem Vorstand prüfen sie nun Optionen für die Großküche. Eine davon ist der Verkauf der Küche. "Dafür müsste man aber natürlich einen Käufer haben", sagt Gunther Neef. Neben dem Verkauf an einen externen Betreiber ist ein Einstieg eines Investors ebenfalls eine Möglichkeit. Laut der "Frankenpost" sieht Neef Chancen, da die Küche über einen erfahrenen Mitarbeiterstamm und eine Grundauslastung verfüge. 40 Mitarbeiter sind in und um die Großküche herum beschäftigt; etwa die Hälfte gehört zum Küchenteam, der Rest besteht aus Fahrern, die oft auf Minijob-Basis angestellt sind. "Und sie alle sind uns wichtig, wir machen es uns hier nicht einfach", versichert Vorsitzende Ühla-Mayer im Zusammenhang mit Angestellten, die direkt von der Insolvenz betroffen sind. Ziel: Pflege- und Betreuungsangebote sichern Nach Angaben der Verantwortlichen handelt es sich bei der Großküche um den einzigen defizitären Bereich. "Man muss sich die Geschäftsfelder wie die Finger einer Hand vorstellen – und nur einer davon blutet", erklärt Neef in der "Frankenpost". Entscheidend sei, die übrigen Bereiche stabil zu halten. Ühla-Mayer und Neef appellieren an die Belegschaft, nicht in Panik zu geraten und gemeinsam die Neuaufstellung zu gestalten. "Das Unternehmen hat frühzeitig gehandelt und hat daher gute Voraussetzungen für die Neuaufstellung."