Kommunalwahlen 2026: Volt-Politiker Felix Sproll will Münchner OB werden

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Im März 2026 sind Kommunalwahlen. Die Volt-Partei geht mit einem eigenen OB-Kandidaten ins Rennen. Er will mehr von anderen europäischen Metropolen lernen. München ist im Wahlkampfmodus. Altbekannte Gesichter wie der aktuelle Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) oder der ehemalige Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) bewerben sich für den OB-Posten. Weniger bekannt ist der Volt-Politiker Felix Sproll (33). Er möchte auch Oberbürgermeister werden. Bei der Veranstaltung "Politics & Coffee" am Mittwoch hat seine Partei zum offenen Austausch mit den ersten vier Listenkandidaten eingeladen. Mit einem Milchkaffee sitzt Felix Sproll im Café "Bean Batter" in der Schwanthalerhöhe. Der Politiker ist an diesem lauen Herbsttag mit dem Fahrrad gekommen, sein Auto nutzt er nur selten. Mit seinem königsblauen T-Shirt ist Sproll fast Ton in Ton mit der Wand hinter ihm. Seine ebenfalls blauen Augen blicken seinem Gegenüber mit viel Tatendrang entgegen. Er trägt eine Brille mit schlichtem schwarzem Gestell. Fragt man ihn, warum er der neue Oberbürgermeister werden will, erwidert er selbstsicher: "Warum nicht?" Er sagt, er wolle etwas bewirken in der Stadt, die seit fast zehn Jahren sein Zuhause ist. Sein Motto: "Machen statt meckern." Volt-Kandidat setzt sich für Mobilität und Wohnraum ein Auf die Frage, was er denn vorhat in der Stadt, sagt er: "München Stück für Stück noch ein bisschen besser machen." Auf die Nachfrage, wie genau er das machen wolle, antwortet er, Mobilität und Wohnraum seien seine großen Themen. Ihm ist bewusst, dass er ein weitaus weniger bekanntes Gesicht in München ist als OB Dieter Reiter oder sein Stellvertreter Dominik Krause. Doch das macht dem gebürtigen Augsburger nichts aus. Er sei nicht in die Politik gegangen, um Aufmerksamkeit für seine Person zu bekommen. Manchmal sei es besser, leise Lösungen zu finden, als sich laut medial zu empören. "Politik darf nicht zum Selbstzweck werden", erklärt er. Felix Sproll: "Volt ist keine klassische Partei" Sproll ist kein Berufspolitiker. Er ist gelernter Bankkaufmann. 2016 zog er nach München. Nach einem Beziehungsende hatte ihn nichts mehr in Augsburg gehalten. Durch einen Freund kam er zu Volt. "Sie ist keine klassische Partei", sagt er. Und: "Niemand kommt zu Volt, um Karriere in der Politik zu machen." Vielmehr beschreibt er Volt als demokratische Partei in der Mitte, mit einer "neuen Art und Weise, Politik zu machen". Dazu gehöre der Blick auf ganz Europa. Hier habe sich Sproll schon viel abgeguckt und möchte es auch weiterhin tun. "Wir müssen nicht immer alles neu erfinden", sagt er. Für diese Projekte hat sich Felix Sproll bereits eingesetzt Gelernt habe er zum Beispiel von Paris. Hier ließ sich der Volt-Politiker für seine Idee von sogenannten "protected bike lanes" inspirieren. Diese geschützten Radstreifen gibt es seitdem unter anderem in der Kapuzinerstraße. Die europäische Perspektive sieht Sproll als Alleinstellungsmerkmal seiner Partei. "Wir haben eine europäische Brille auf, die sonst keiner auf kommunaler Eben hat." Auch das München-Budget, ein Projekt, bei dem Bürger bei der Stadtgestaltung mitwirken dürfen, stammt von ihm. "Das hätte es ohne mich ganz sicher nicht gegeben." Dieser Moment brachte den OB-Kandidaten zur Politik Als Sproll zu Volt kam, hatte die Partei vier Mitglieder in München. Heute sind es über 500. Die Partei vergrößere sich stetig, baue ein Fundament auf. "Wir beweisen, dass wir keine politische Eintagsfliege sind." Der 33-Jährige erinnert sich heute noch gut an diesen einen Moment, der ihn zur Politik gebracht hat. Die Proteste in der Ukraine im Jahr 2013, bekannt als Euromaidan, haben ihn wachgerüttelt. Während die Menschen dort für demokratische Werte ihr Leben opferten, kündigte der ehemalige Premierminister des Vereinigten Königreichs, David Cameron, das Brexit-Referendum an. Der Europa-Aktivist dachte sich: "Ich muss dafür sorgen, dass die Welt ein Ort bleibt, an dem die Menschen gerne leben." OB-Kandidat genervt vom Thema Mobilität in München Wenn man den OB-Kandidaten fragt, was ihn an seiner Wahlheimat nervt, muss er kurz nachdenken. Er nimmt einen Schluck von seinem Milchkaffee und sagt: "Erstaunlich wenig." Dann fällt ihm doch noch etwas ein: "Egal, welches Verkehrsmittel ich nutze, ich bin immer ein bisschen genervt." Der Politiker ist Rad- und Autofahrer, fährt aber auch S-Bahn, U-Bahn oder Tram und kennt die Problematik nur zu gut. "Wir müssen auf kleinem Raum viel Leben organisieren", sagt er über die Fläche Münchens, die im Vergleich zu Städten wie Berlin viel begrenzter ist. Deshalb möchte er sich für eine Stadt der kurzen Wege einsetzen. Supermärkte, Kitas und Arbeitsplätze sollten idealerweise im Wohnviertel sein oder in nächster Nähe. Somit sollen die alltäglichen Wege der Münchner verkürzt werden und das Auto kann im besten Fall unbenutzt bleiben. Um eine eigene Fraktion im Stadtrat zu bilden, braucht Volt mindestens vier Mandate. Sproll ist optimistisch, dass sie das schaffen. "Die Kommunalwahl ist eine Chance – denn es gibt keine Fünfprozenthürde, die die Menschen bei anderen Wahlen davon abhält, einer neuen Partei eine Chance zu geben." Bei der Europawahl 2024 erreichte Volt 5,8 Prozent. Auch ähnliche Ergebnisse bei der kürzlichen Kommunalwahl in Köln sind für ihn ein positives Vorzeichen. Im Hinblick auf die Wahlen 2026 in München ist er sich sicher: "Man wird mit uns reden müssen, wenn man eine Mehrheit haben will."
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