Krankheitsrisiko voraussagen: US-Forscher entwickeln Lebenszeitmesser

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Ein neues Verfahren zeigt, wie schnell der eigene Körper altert – und warnt vor drohenden Krankheiten. So sollen Betroffene frühzeitig Risikofaktoren eliminieren können. Eine einzige MRT-Aufnahme vom Gehirn könnte künftig verraten, wie es um unsere Gesundheit steht und ob das Risiko für einen frühzeitigen Tod besteht. Forscher der Universität North Carolina (USA) haben ein Verfahren entwickelt, das mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) die biologische Alterung eines Menschen analysiert – und damit das Risiko für Krankheiten wie Demenz oder Herzinfarkt vorhersagen kann. Die Studie erschien kürzlich in dem Fachjournal "Nature Aging". KI erkennt Alterungsgeschwindigkeit anhand von Gesundheitsdaten Für die Studie nutzen die Forscher Daten aus einer neuseeländischen Langzeitstudie, bei der über 1.000 Menschen, die in den 1970er-Jahren geboren wurden, über viele Jahre hinweg medizinisch begleitet wurden. Dabei wurden regelmäßig Blutdruck, Body-Mass-Index (BMI), Blutzucker- und Cholesterinwerte , Lungen- und Nierenfunktion sowie Zahnstatus erhoben. Mithilfe dieser Daten entwickelten sie ein mathematisches Modell, das Veränderungen dieser Gesundheitswerte zwischen dem 28. und 45. Lebensjahr auswertete und einen Score berechnete, der das echte biologische Alterungstempo angibt. Dabei rechneten sie den Einfluss von Rauchen oder Umweltgiften heraus. Anschließend verknüpften sie das Alterungstempo mit 315 Merkmalen aus MRT-Hirn-Scans von den Studienteilnehmern im Alter von 45 Jahren. Auf diese Weise kann das KI-Modell nun anhand eines einzigen Hirn-Scans das biologische Alterungstempo in der Lebensmitte der Probanden ermitteln. Alterungstempo sagt Sterberisiko voraus Um zu überprüfen, ob das Modell funktioniert, machten sie anschließend einen weiteren Test. Mit dem KI-System analysierten die Forscher über 50.000 Gehirnscans von Menschen zwischen 22 und 98 Jahren aus Großbritannien , den USA , Kanada und Lateinamerika. Das daraus generierte Alterungstempo jeder einzelnen Person verglichen sie anschließend mit deren Tests zur geistigen Leistung und anderen Gesundheitsuntersuchungen in verschiedenen Altersstufen. Das Ergebnis: Menschen, die laut dem KI-Modell schneller altern, erkrankten in den Folgejahren 60 Prozent häufiger an Demenz und 20 Prozent häufiger an chronischen Erkrankungen. Und auch andere Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenerkrankungen traten bei ihnen im weiteren Leben häufiger auf. Ihr Gehirn alterte insgesamt sichtbar schneller, sie schnitten in Gedächtnistests schlechter ab, gingen langsamer und hatten weniger Muskelkraft. Zuletzt fanden die Forscher heraus, dass diese Personen auch ein um 40 Prozent höheres Risiko hatten, früher zu sterben, als Menschen mit einem niedrigeren Alterungstempo. Lesen Sie auch: 12 Tipps für Menschen ab 45 : So senken Sie Ihr Demenzrisiko um die Hälfte Für ein gesundes Herz : Kardiologen empfehlen die "Acht-Schritte-Regel" Modell soll Prävention von Krankheiten verbessern "Der Zusammenhang zwischen dem Altern des Gehirns und des Körpers ist ziemlich überzeugend. Der Algorithmus scheint etwas einzufangen, das sich in allen Gehirnen widerspiegelt", sagt Co-Autor Ahmad Hariri von der Duke University in einer Pressemitteilung. Er ergänzt: "Wir sind überzeugt, dass es sich dabei um ein wichtiges neues Instrument zur Prognose und Vorhersage von Krankheitsrisiken, insbesondere von Alzheimer und verwandten Demenzerkrankungen, handelt und dass es uns vielleicht auch dabei hilft, den Krankheitsverlauf besser in den Griff zu bekommen." Viele Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Krankheiten wie Demenz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu einem Teil durch einen ungesunden Lebensstil verursacht werden. So weist die Alzheimer Forschung Initiative e. V. darauf hin, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert werden könnten, indem man sich gesund ernährt, sich ausreichend bewegt und sein Gehirn aktiv und fit hält. Bei Herzkrankheiten wird sogar geschätzt, dass 80 bis 90 Prozent durch gesündere Ernährung, regelmäßige Bewegung und Nichtrauchen vermeidbar sind, schreiben die Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V.
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