Mehr Eigenverantwortung, weniger unnötige Praxisbesuche: Der Chef der Kassenärzte möchte die Regeln zur Krankschreibung lockern. Das würde Arbeitnehmer, Eltern und Praxen entlasten.  Um das Gesundheitssystem zu entlasten, fordert Andreas Gassen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erneut: Wer krank ist, soll erst am vierten Tag zum Arzt müssen – und nicht schon zu Beginn. Dass Firmen schon am ersten Tag eine AU verlangen können, führe zu vielen überflüssigen Praxisbesuchen, so Gassen gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das aktuelle Recht mache es Arbeitgebern leicht, von Anfang an ein Attest zu verlangen – mit enormem Aufwand für Patienten und Ärzte.  Wenig Unterstützung zu erwarten  Ähnliches hat Gassen bereits mehrfach gefordert. Die Chancen dafür könnten allerdings gering sein. Deutschland hat eine vergleichsweise hohe Krankschreibungsquote in Europa und die Arbeitgeber werden sich einer Lockerung kaum anschließen. Zudem geht die Entwicklung in eine andere Richtung: Union und   SPD    haben im   Koalitionsvertrag    vereinbart, Online-Krankschreibungen über Plattformen abzuschaffen.  Gassen regte außerdem an, die bisherige gesetzliche Frist, dass man drei Tage generell ohne Krankschreibung zu Hause bleiben darf, zu verlängern – auf vier oder fünf Tage. "Es geht uns um eine vom mündigen Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitnehmerin selbst verantwortete Karenzzeit."  Neuregelung bei Kindern nötig  Aus seiner Sicht sollte auch bei Kindern nachgesteuert werden, da hier eine Krankschreibung sogar ab dem ersten Krankheitstag erforderlich ist. "Durch den Verzicht auf diese Bescheinigung bei kurzer Krankheitsdauer könnten sowohl die kinderärztlichen Praxen als auch die Eltern der erkrankten Kinder, insbesondere in Zeiten mit hohem Infektionsgeschehen, deutlich entlastet werden", sagte Gassen.