Leberkrebs breitet sich in Europa rasant aus. Fachleute warnen: Ohne Gegenmaßnahmen werden die Todeszahlen in den kommenden Jahren massiv steigen. Leberkrebs zählt heute zu den am schnellsten wachsenden Ursachen für Krebstodesfälle in Europa. Mehr als 50.000 Menschen sterben jährlich daran, Männer deutlich häufiger als Frauen. Experten der United European Gastroenterology (UEG) und der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (DGVS) haben nun auf einem Kongress deutliche Worte gefunden: Ohne entschlossenes Gegensteuern drohe eine regelrechte "Leberkrebs-Epidemie". Leberkrebs wird oft spät diagnostiziert Besonders das hepatozelluläre Karzinom (HCC), die häufigste Form von Leberkrebs, treibt die Zahlen nach oben. Es entwickelt sich meist aus anderen Lebererkrankungen und bleibt im Frühstadium oft lange unbemerkt. Die Haupttreiber der Erkrankung sind bekannt: Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes führen zu einer sogenannten MASLD (metabolisch bedingte Fettleber ), die das Krebsrisiko stark erhöht. Alkoholkonsum belastet die Leber und ist ein weiterer wichtiger Risikofaktor. Hepatitis B und C können trotz verfügbarer Impfstoffe und Therapien immer noch zu chronischen Infektionen und Leberkrebs führen. "Eine einheitliche, evidenzbasierte Strategie ist unerlässlich, um den Anstieg der Leberkrebsfälle in Europa zu stoppen", betont Patrizia Burra, Vorsitzende der UEG Public Affairs Group. Die Ernährung spiele dabei eine Schlüsselrolle: Eine mediterrane Ernährung wirke schützend, während hoch verarbeitete Lebensmittel das Risiko erhöhen. Hepatitis: Das sind erste Warnzeichen für eine kranke Leber Aspirin gegen Krebs: Für diese Älteren kann es sinnvoll sein Frühzeitige Diagnose und Therapie unerlässlich Die Fachgesellschaften sprechen von einer "tickenden Zeitbombe" und fordern einen zweigleisigen Ansatz: Ursachen bekämpfen und zugleich Risikogruppen frühzeitig überwachen. Zur Früherkennung gehören neben klassischen Ultraschalluntersuchungen zunehmend auch biochemische Marker und moderne Gentests, die helfen können, Tumoren sichtbar zu machen. In frühen Stadien ist das hepatozelluläre Karzinom heilbar, doch die meisten Fälle werden viel zu spät erkannt. Leberkrebs in Europa eindämmen – Politik gefordert In ihrer gemeinsamen Erklärung fordern UEG und DGVS die Politik in Europa auf, Leberkrebs endlich als Priorität der öffentlichen Gesundheit anzuerkennen und entschlossen gegenzusteuern. Dazu gehören strukturierte Überwachungsprogramme für Risikogruppen sowie verstärkte Aufklärungskampagnen und Maßnahmen gegen Fettleibigkeit, Alkoholmissbrauch und Virushepatitis. Ärzte sollen zudem gezielter in Ernährungsmedizin und Lebererkrankungen geschult werden. Ein weiterer Punkt ist der gerechte Zugang zu bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, um eine frühzeitige Diagnose zu ermöglichen. Auch im Bereich Ernährung setzen die Fachgesellschaften klare Signale: Ungesunde Lebensmittel sollen teurer, gesunde Produkte steuerlich entlastet werden. Zudem plädieren sie für eine EU-weite Nährwertkennzeichnung, etwa über den Nutri-Score, um Verbrauchern eine bessere Orientierung zu geben. Der Appell der Experten ist klar: Europa hat das Wissen und die Werkzeuge. Jetzt braucht es den politischen Willen, die Krebsart einzudämmen.