Dass Fertigpizza und Limonade nicht gut für den Darm sind, ist nicht verwunderlich. Neue Daten zeigen nun, dass sie sogar der Lunge schaden könnten. Lungenkrebs gehört zu den tödlichsten Krebsarten in Deutschland. Jedes Jahr erkranken Zehntausende Menschen daran, die meisten sterben innerhalb weniger Jahre nach der Diagnose. Fachleute sehen den Tabakkonsum als Hauptursache. So zeigt etwa der aktuelle Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums, dass Rauchen noch immer der wichtigste vermeidbare Krebsrisikofaktor ist. Allerdings ist Rauchen nicht der einzige Risikofaktor von Lungenkrebs. So zeigt eine aktuelle Studie aus China und den USA , dass auch der übermäßige Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Lungenkrebs erhöhen kann, und zwar auch dann, wenn man nie geraucht hat. Die Studie wurde im Fachmagazin "Thorax" veröffentlicht. Forscher untersuchen Daten von über 100.000 Personen Für ihre Studie werteten die Forscher des Chongqing Cancer Hospital die Daten aus einer großen US-amerikanischen Langzeitstudie aus. Mehr als 100.000 Erwachsene im Alter von durchschnittlich 62 Jahren hatten darin über ihre Ernährungsgewohnheiten Auskunft gegeben. Die Forscher klassifizierten die Lebensmittel je nach Verarbeitungsgrad. Im Fokus standen die sogenannten ultra-processed foods (UPF), also die hochverarbeiteten Lebensmittel. Dazu gehören unter anderem Aufschnitt, Brot und Backwaren, salzige Snacks, Cornflakes, frittierte Produkte, Instantprodukte, Tiefkühlgerichte, Eis, Margarine, Süßwaren sowie zuckerhaltige Getränke und Fastfood wie Hamburger oder Pizza. Lesen Sie auch : Warum Fertigprodukte Sie früher altern lassen Je mehr Fertigprodukte, desto höher das Lungenkrebsrisiko Laut den Fragebögen nahmen die Probanden unter den hochverarbeiteten Lebensmitteln am häufigsten Aufschnitt und Erfrischungsgetränke zu sich. Über einen Zeitraum von rund zwölf Jahren traten in der Studiengruppe 1.706 neue Fälle von Lungenkrebs auf. Besonders auffällig: Personen, die am meisten hochverarbeitete Lebensmittel aßen, erkrankten deutlich häufiger an Lungenkrebs als jene, die am wenigsten davon konsumierten. Konkret war ihr Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, um 41 Prozent erhöht. Die Forscher berücksichtigten bei ihren Berechnungen auch andere Faktoren wie die Ernährungsqualität generell oder das Rauchen, das als wichtigster Risikofaktor für Lungenkrebs gilt. Warum sind hochverarbeitete Lebensmittel problematisch? Hochverarbeitete Produkte enthalten meist viele Zusatzstoffe, Konservierungsmittel, Salz, Zucker oder ungesunde Fette. Sie durchlaufen mehrere industrielle Verarbeitungsschritte, was ihre Nährstoffqualität mindern kann. Schon länger bringen Studien daher solche Produkte mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen , Diabetes oder Depressionen in Verbindung. Die neue Analyse deutet darauf hin, dass auch Lungenkrebs dazugehören könnte. Der genaue Mechanismus ist bislang aber unklar. Die Autoren betonen auch, dass ihre Untersuchung nur Zusammenhänge beschreibt, aber keine eindeutige Ursache-Wirkung-Beziehung beweisen kann. Dazu bedürfe es weiterer Studien. Auch Timothy R. Rebbeck, Junior Professor an der Harvard School for Public Health, der nicht an der Studie beteiligt war, schreibt, dass sich die Forschung zu dem Thema noch am Anfang befinde, die Ergebnisse der Studie aber weitere Hinweise lieferten. Er vermutet, dass eine systemische Entzündung im Zuge der ungesunden Ernährung eine Rolle für das Lungenkrebsrisiko spielen könnte. Sein Rat ist daher: "Ernähren Sie sich ausgewogen, pflanzenbetont und nährstoffreich und nutzen Sie wenigverarbeitete Lebensmittel."