Die Weihnachtszeit ist und bleibt die schönste Zeit des Jahres. Dies musste McDonald's jetzt schmerzhaft erfahren. Zu Recht, wie unsere Kolumnistin meint. Keine Ahnung, wie es Ihnen geht. Ich jedenfalls habe noch nicht mal ansatzweise alle Weihnachtsgeschenke. Der Baum steht noch nicht. Die Kugeln hängen noch nicht (logisch). Die Krippe liegt noch im Kellerregal. Was es an Heiligabend zu essen gibt? Keine Ahnung. Und die Uhr tickt. Von Tag zu Tag lauter. Klingt, als wäre ich schlecht organisiert (normalerweise nicht) oder ein Weihnachtsmuffel. Stimmt noch viel weniger. Ich bin das Gegenteil davon. Ich liebe Weihnachten . Klingt, als wäre ich einfach total tiefenentspannt und spontan? Ich wünschte, es wäre so. Dass ich mich ganz offensichtlich noch nicht genug gestresst habe, stresst mich sehr. Aber ich fühle es einfach nicht: Ich bin überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung. Meine Laune ist bestens, aber ich könnte nächste Woche auch Ostern feiern. Oder gar nichts. Weihnachten und ich haben – Stand jetzt – dieses Jahr nichts miteinander zu tun. Und trotzdem, mag dieses Jahr politisch, wirtschaftlich, sozial, emotional anstrengend und fordernd und nicht enden wollend gewesen sein, es gibt sie noch, die roten Linien. Auch 2025. Und dazu gehört: Weihnachten schlechtreden. Das geht nicht. Weihnachten ist Weihnachten ist Weihnachten. Weihnachten ist mir, trotz meines Kirchenaustritts vor vielen Jahren, heilig. Schattenseiten der besinnlichen Zeit Und damit bin ich nicht allein. Diese bittere Erfahrung musste kürzlich McDonald’s machen: Bei sehr vielen Menschen hört der Spaß bei Weihnachten auf. Konsumterror, Freizeitstress, Familienfeier-Retraumatisierung – all das gibt es, keine Frage; ja, es gehört sogar für viele dazu. Aber all das führt eine Koexistenz mit einer tief sitzenden, unerschütterlichen und zeitlosen Liebe zum Fest. Die Burgerkette hatte das offenbar nicht auf dem Schirm, als sie in den Niederlanden einen Spot schaltete, der die Schattenseiten der Weihnacht beleuchtete. Unter dem Slogan "the most terrible time of the year" ("die schrecklichste Zeit des Jahres") wurden da auf dem YouTube-Kanal Pannen im Kontext mit den Feiertagen gezeigt. Schnell wieder gelöscht Eine Familie fährt im Auto unter einer Brücke entlang – und haut sich die hoch aufs Dach getürmten Geschenke vom selbigen. Zwei Menschen zerren im Kaufhaus an einem Teddybären. Der Tischgrill an einer langen Tafel führt zur Feuerkatastrophe. Ein Mann schneidet mit einem Kurzschluss beim Einschalten der Christbaumbeleuchtung direkt das ganze Viertel von der Stromversorgung ab. Eine mit Tüten beladene Frau bleibt in der Tür der Straßenbahn hängen und wird mitgezogen, ein Mann knallt aufs Eis – und im Kontrast dazu sehen die User entspannte Menschen im Fast-Food-Restaurant. Sahen. Denn McDonald’s hat den Clip schnell wieder gelöscht. Zu negativ, zu irritiert, zu empört nämlich fielen die Reaktionen aus. Diese Werbung sei "zynischer gegenüber Weihnachten als der Grinch", schrieb jemand. Schnell zog man die Notbremse. Dem Ruf der KI folgt nicht jeder "Aufgrund der Kommentare in den sozialen Medien und der internationalen Berichterstattung stellen wir fest, dass diese Zeit für viele Gäste die schönste Zeit des Jahres ist", musste McDonald’s in einem Pressestatement zähneknirschend einräumen. Und noch etwas lernen: Auch der Einsatz von KI in dem Video, das kleine Pannen zeigte und für den Konzern zur großen Panne geriet, wurde vielfach kritisiert. Er vernichte Arbeitsplätze in der Film- und Kreativbranche, so einige Kommentatoren. Ergeben sich also gleich zwei gute Nachrichten aus diesem PR-Desaster: Erstens ist uns Menschen doch noch etwas heilig, aller Verrohung zum Trotz. Und zweitens sind wir keine blinden Schäfchen, die willenlos dem Ruf der KI folgen. Es gibt noch Hoffnung. Auch darauf, dass ich alles noch rechtzeitig zum Fest gewuppt kriege. Es wäre das Wunder der Weihnacht.