Ein kurzes Nickerchen kann neue Energie für den weiteren Tag liefern und gilt als gesund. Lange und häufige Powernaps können aber auch ein Warnsignal des Körpers sein. Ein kurzer Mittagsschlaf, auch Powernap genannt, soll die körperliche und geistige Leistung verbessern, die Konzentration schärfen und sogar die Laune heben. Aber: Über Powernaps gab es in den letzten Jahren durchaus widersprüchliche Berichte. So hieß es zuletzt, dass die kurzen Schlafeinheiten am Tag das Herz schädigen und sogar das Leben verkürzen können. Was die Forschung bisher über die gesundheitlichen Effekte von Powernaps herausgefunden hat und welchen Einfluss sie auf die Lebenserwartung haben, erfahren Sie in diesem Artikel. Was sind die Vorteile von Powernaps? Ein Powernap dauert idealerweise zwischen 10 und 30 Minuten. In dieser Zeit fällt der Körper bei Erwachsenen nicht in den Tiefschlaf, sondern bleibt in einer leichten Schlafphase, in der er sich dennoch erholen kann. Untersuchungen zeigen: Wer sich mittags kurz ausruht, profitiert gleich mehrfach. Die Menschen berichten von einer Verbesserung von Konzentration und Gedächtnis, mehr Energie, einer besseren Stimmung, schnelleren Reaktionszeiten und einem niedrigeren Stresslevel. Erhöhen Powernaps die Lebenserwartung? Die kurzen Schlafphasen haben sogar das Potenzial, die Herzgesundheit zu verbessern und das Immunsystem zu stärken, zwei Faktoren, die eng mit der Lebenserwartung zusammenhängen. So können Powernaps – wenn richtig eingesetzt – dazu beitragen, langfristig gesund zu bleiben. Aber: Wichtiger als ein Mittagsschlaf ist der Nachtschlaf. Denn im Tiefschlaf laufen unter anderem wichtige Prozesse des Immun- und Hormonsystems ab, die Einfluss auf die Gesundheit haben. Was Sie für einen gesunden Schlaf tun können und wie Sie Schlafprobleme vermeiden, erfahren Sie in diesem Artikel . Darüber hinaus ist Schlaf, sowohl Nacht- als auch Tagschlaf, nur ein Faktor, der die Lebenserwartung beeinflusst. Neben Schlaf sind unter anderem folgende Gewohnheiten entscheidend: Körperlich aktiv sein Nicht rauchen Guter Umgang mit Stress Gesunde Ernährung Wenig Alkohol und andere Drogen konsumieren Positive soziale Beziehungen pflegen Zu häufige und zu lange Powernaps erhöhen das Sterberisiko Aber: Zu viel Schlaf am Tag kann auch schaden. Forscher fanden heraus, dass Menschen, die oft und lange tagsüber schlafen, ein höheres Sterberisiko haben. Das galt insbesondere für Nickerchen in der Mittags- und frühen Nachmittagszeit. Eine andere Studie hat untersucht, ab welcher Dauer ein Nickerchen mit einer kürzeren Lebenserwartung zusammenhängt. Das Ergebnis: Personen, die mehr als 60 Minuten tagsüber schlafen, haben ein um 34 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko, früher zu sterben. Dabei war das Risiko bei den Menschen am höchsten, die trotz ausreichend Nachtschlaf zusätzlich lange am Tag schliefen. Lesen Sie auch : Warum viele Senioren mit warmen Füßen besser einschlafen Lange Powernaps deuten auf Gesundheitsprobleme hin Der Grund, warum häufige und lange Nickerchen das Sterberisiko erhöhen, ist bislang nicht gänzlich geklärt. Es wird allerdings vermutet, dass lange Nickerchen auf vermehrte Entzündungen im Körper oder eine schlechte Schlafqualität in der Nacht hindeuten. Wer sich tagsüber immer wieder erschöpft fühlt, obwohl er nachts vermeintlich genug schläft, könnte daher an einer unerkannten Schlafstörung oder einer anderen, unentdeckten Erkrankung leiden. Mögliche Grunderkrankungen könnten laut Experten etwa die folgenden sein: Schlafapnoe Herz-Kreislauf-Erkrankungen Stoffwechselstörungen Depressionen frühe neurodegenerative Veränderungen Was bedeutet das für die Praxis? Menschen, die tagsüber oft und lange schlafen, obwohl sie nachts zwischen sechs und acht Stunden schlafen, sollten den Tagesschlaf als eine Art Warnsignal sehen. In diesem Fall ist es ratsam, sich auf mögliche Schlafstörungen oder andere Erkrankungen untersuchen zu lassen. Wer hingegen nur gelegentlich mittags müde ist – etwa weil die Nacht kurz war oder der Tag besonders anstrengend –, kann sich ohne Bedenken ein kurzes Nickerchen gönnen. Dieses sollte dann allerdings nicht länger als 30 Minuten sein. Der beste Zeitpunkt ist der frühe Nachmittag, idealerweise vor 15 Uhr. So bleibt der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus intakt, und das Einschlafen am Abend wird nicht gestört. Lesen Sie auch : Krebsprävention – so hängen Schlaf und Krebs zusammen Fazit Powernaps sind kein Ersatz für gesunden Nachtschlaf, aber sie können diesen sinnvoll ergänzen. Kurz und richtig eingesetzt, wirken sie wie ein kleiner Neustart für den Körper. Ob sie die Lebensdauer tatsächlich verlängern, hängt jedoch davon ab, warum Sie tagsüber schlafen, wie oft und wie lange. Wer nachts gut schläft, einen gesunden Lebensstil pflegt und nur hin und wieder einen Powernap einlegt, kann durchaus auf ein längeres Leben hoffen. Wer hingegen tagsüber ständig erschöpft ist und lange Nickerchen braucht, obwohl er nachts ausreichend Ruhe hat, sollte hellhörig werden. Denn dann steckt womöglich eine Erkrankung dahinter.