Bei Blasenkrebs muss manchmal die Blase komplett entfernt werden. Eine Möglichkeit, die Funktion des Organs zu ersetzen, ist die Neoblase. Meist wird Blasenkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, in dem der Tumor noch oberflächlich in der Schleimhaut der Blase wächst. Dann lässt er sich für gewöhnlich so entfernen, dass das Organ erhalten bleiben kann. Ist der Krebs jedoch bereits in die Blasenwand eingedrungen (muskelinvasives Blasenkarzinom), müssen Ärzte die Blase in der Regel vollständig entfernen. Der Fachausdruck dafür lautet Zystektomie. Nach dem Eingriff stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, wie sich die Funktion der Blase ersetzen lässt; eine davon ist die sogenannte Neoblase. Nach Blasenkrebs-Diagnose: Warum sich ein Rauchstopp noch lohnt Blasenkrebs: Wie hoch sind die Heilungschancen? Neoblase: Was ist das? Für eine Neoblase bildet der Chirurg aus einer "stillgelegten" Schlinge des Dünndarms (Ileum) eine Art Reservoir und setzt es als Ersatz für die entfernte Harnblase in den Körper ein. Sofern sich der Krebs nicht auf die Harnröhre ausgeweitet hat, wird die Neoblase mit den Harnleitern und der Harnröhre verbunden. Das ermöglicht später eine annähernd natürliche Urinausscheidung. Anpassungsphase nach der OP: Urinkontrolle erlernen In den ersten Monaten nach der Operation müssen Betroffene erst einmal lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Denn die Neoblase meldet dem Körper nicht wie eine natürliche Blase, dass sie voll ist. In manchen Fällen macht sie sich jedoch mit einer Art dumpfem Druckgefühl im Unterbauch bemerkbar. Anfangs ist es daher nötig, die Neoblase immer in bestimmten Abständen zu entleeren (anfangs etwa alle drei bis vier Stunden), damit sie sich nicht überdehnt und es zu Komplikationen kommt. Zum Entleeren müssen Betroffene den Bauch aktiv anspannen (sog. Bauchpresse), um Druck auf den Unterbauch und damit auf die Ersatzblase auszuüben. Unter Umständen müssen sie zusätzlich mit der Hand auf den Unterbauch drücken. Am besten gelingt das Wasserlassen im Sitzen. Bis die Blase vollständig geleert ist, dauert es dabei länger als vor der OP: Betroffene sollten sich dafür etwa fünf bis zehn Minuten Zeit nehmen. Regelmäßiges Beckenbodentraining kann dabei helfen, die Urinkontrolle baldmöglichst wiederzuerlangen. Bei einer Neoblase kann es (vor allem anfangs) immer wieder einmal zu einem ungewollten Harnträufeln (Inkontinenz) kommen. Der unwillkürliche Harnverlust kann sich zum Beispiel in stressigen Momenten einstellen oder auch im Schlaf, weil die Ersatzblase zu voll ist oder sich die Muskeln entspannen. Deshalb ist es ratsam, sich den Wecker zu stellen und die Neoblase auch nachts etwa alle vier Stunden zu entleeren, um nicht unabsichtlich Urin zu verlieren. Anfangs ist das Fassungsvermögen der Neoblase sehr gering, in der Regel beträgt es nur etwa 150 Milliliter. Nach und nach kann die Neoblase jedoch immer mehr Urin fassen. Mehr als 500 bis 600 Milliliter sollte sie jedoch nicht aufnehmen, damit sie nicht überdehnt. Urinveränderungen bei Neoblase Da die Neoblase aus Darmgewebe geformt wurde, kann sich der Urin als Folge optisch verändern. Denn die Darmschleimhaut, welche die Ersatzblase auskleidet, produziert weiterhin Schleim, sodass der Urin leicht trüb oder flockig wirken kann. Falls der Schleim im Urin einen zu festen Eindruck macht, sollten Betroffene darauf achten, ausreichend zu trinken, damit die Harnröhre nicht verstopft. Auch Preiselbeersaft kann hierbei hilfreich sein. Im Zweifel ist immer eine zeitnahe Rücksprache mit der ärztlichen Praxis ratsam. Das gilt insbesondere dann, wenn Betroffene plötzlich kein Wasser mehr lassen können.