Schuppung, Juckreiz, Nässen, Rötungen: Die Beschwerden der entzündlichen Hauterkrankung Neurodermitis sind unangenehm – besonders für junge Patienten. Babys und Kleinkinder gehören mit 23 Prozent zu der am stärksten betroffenen Altersgruppe. Im Schulalter sind es noch etwa acht Prozent der Kinder. Bei den Erwachsenen leiden zwei bis vier Prozent unter der entzündlichen Hauterkrankung. Heilbar ist Neurodermitis nicht. Der Verlauf der Neurodermitis verändert sich mit dem Lebensalter. Oft verschwindet sie vor der Pubertät, kann aber auch immer wieder ausbrechen. Neurodermitis-Symptome: So reagiert die Haut Der Leidensdruck der Betroffenen ist oft groß. Der Selbstschutz der Haut ist gestört. Sie ist deutlich trockener und empfindlicher als bei Gesunden. Das führt dazu, dass die natürliche Barrierefunktion der Haut gestört ist. Viren und Bakterien können schlechter abgewehrt werden und oft sind schwere Entzündungen der Haut die Folge. Am häufigsten zeigt sich Neurodermitis auf der Kopfhaut, im Gesicht und an den Armen. Besonders unangenehm ist es, wenn große Hautbereiche betroffen sind, etwa die gesamte Kopfhaut. Zu den häufigen Neurodermitis-Symptomen gehören: trockene Haut (nässende) Ekzeme verdickte Haut Juckreiz Rötungen Schwellungen Entzündungen Knötchen Pusteln Neurodermitis-Behandlung braucht Geduld Die Behandlung der Neurodermitis ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und ihrem Verlauf. Eine allgemeingültige Neurodermitis-Therapie gibt es nicht. Die Behandlung wird individuell zusammengestellt. Die Betroffenen brauchen oftmals viel Geduld, bis die für sie passende Kombination aus verschiedenen Therapieformen gefunden ist. Neurodermitis behandeln ohne Medikamente: Hautpflege ist wichtig Die Basis der Neurodermitis-Behandlung bildet eine konsequente Hautpflege. Reichhaltige und stark rückfettende Salben und Cremes haben das Ziel, die trockene Haut mit Feuchtigkeit und Fetten zu versorgen und die Schutzbarriere zu stärken. Pflegende Zusätze wie Harnstoff und Omega-Fettsäuren unterstützen die Wirkung. Spezielle, milde Waschlotionen helfen ebenfalls, die Haut zu schützen und die natürliche Schutzfunktion zu stärken. Kortison kann Juckreiz bei Neurodermitis lindern Zudem hilft eine abgestimmte Hautpflege, zum Beispiel mit kortisonhaltigen Cremes, Entzündungen und kleine Wunden zu heilen und Juckreiz zu lindern. Vor allem der starke Juckreiz ist für die Betroffenen eine Belastung und oftmals kaum zu ertragen. Sie kratzen sich – was zu kleinen Verletzungen der Haut führt und Entzündungen begünstigt. Ebenso gibt es entzündungshemmende kortisonfreie Salben, etwa Tacrolimus-Salben und Cremes mit dem Wirkstoff Pimecrolimus. Sie helfen, Ekzemschübe zu reduzieren, und können die Anwendung von Kortisonsalben oftmals abwenden. Regelmäßige Salzbäder helfen ebenfalls, den Juckreiz abzuschwächen und Entzündungen zu lindern. Neurodermitis behandeln: Trigger-Faktoren finden und vermeiden Trigger-Faktoren (Provokationsfaktoren), die einen Neurodermitis-Schub auslösen können, sollten konsequent vermieden werden. Diese können von Person zu Person ganz unterschiedlich sein. Häufig sind es: kratzende Stoffe scharfes Essen Schwitzen Tabakrauch Stress starke Temperaturschwankungen Allergien und Neurodermitis hängen oft zusammen Oft handelt es sich um eine durch Allergien hervorgerufene Neurodermitis. Betroffene sollten daher immer einen Allergologen aufsuchen und untersuchen lassen, ob bei ihnen bestimmte Allergene die Hautreaktionen hervorrufen. Wie die Deutsche Lungenstiftung weiß, leiden viele Neurodermitiker an einer Hausstaubmilbenallergie. Zu den weiteren Allergenen gehören Tierhaare und Pollen. Bei einer vorliegenden Allergie hilft neben der Allergenvermeidung die Einnahme von Antiallergika. Auch eine Hyposensibilisierung können Neurodermitis-Patienten in Betracht ziehen. Gibt es eine spezielle Neurodermitis-Diät? Viele Betroffene verzichten vorsichtshalber auf Milchprodukte, Eier, Zucker und andere Lebensmittel und hoffen, dadurch Neurodermitis-Schüben vorzubeugen. Experten stehen dem Verzicht skeptisch gegenüber. Eine sogenannte Eliminationsdiät sei nur dann sinnvoll, wenn ein Facharzt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit diagnostiziert habe, die Neurodermitis auslösen oder verschlechtern könnte, und die Diät empfiehlt, rät das ECARF. Zudem solle eine solche Umstellung immer von einem qualifizierten Ernährungsexperten begleitet werden, um eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen. Phototherapie: Neurodermitis mit UV-Licht behandeln Da sich unter Sonneneinfluss die entzündlichen Hauterscheinungen meist bessern, stellt die Phototherapie (Lichttherapie) eine Möglichkeit dar, Neurodermitis-Symptome zu verbessern. Dabei wird die Haut mit UVA- und UVB-Licht behandelt. Der behandelnde Arzt tastet sich langsam an die UV-Licht-Menge und die Mischung von UVA- und UVB-Licht heran, um die Haut nicht unnötig zu belasten. Neurodermitis mit Medikamenten behandeln Bei Neurodermitis-Betroffenen mit einer anhaltend schweren Erkrankung wird der Arzt eine sogenannte Systemtherapie verordnen – also Medikamente verschreiben, die im ganzen Körper wirken. Dazu gehört unter anderem Kortison in Form von Tabletten oder Injektionen. Kortison kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn große Hautflächen betroffen sind. Die Einnahme von Antihistaminika schwächt die Wirkung von Histamin im Körper ab. Juckreiz kann so gelindert und Allergien können behandelt werden. Antibiotika und Antimykotika kommen in der Neurodermitis-Behandlung zur Anwendung, wenn eine bakterielle Infektion der Haut oder ein Pilzbefall vorliegt. Wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte mitteilt, können Kinder und Jugendliche mit einem sehr schweren Krankheitsverlauf in Ausnahmefällen mit Ciclosporin A behandelt werden. Diese Substanz unterdrückt das Immunsystem. Alternativ könnten die Wirkstoffe Azathioprin, Methotrexat oder Mycophenolatmofetil bei sehr schweren Krankheitsverläufen eingesetzt werden, insbesondere wenn Ciclosporin A nicht wirksam ist oder nicht eingesetzt werden kann. Der behandelnde Arzt wird die Betroffenen entsprechend aufklären und beraten.