NFL im Olympiastadion: Colts-Star Taylor elektrisiert Berlin mit Rekord

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Zum ersten Mal machte die NFL mit einem regulären Saisonspiel im Olympiastadion Halt. Es wurde ein echter Krimi vor elektrisierender Atmosphäre. Die kühlen 9 Grad dürften die 72.203 Zuschauer im ausverkauften Berliner Olympiastadion kaum gespürt haben. Denn was die deutschen Fans des American Football beim NFL-Spiel zwischen den Indianapolis Colts und den Atlanta Falcons geboten bekamen, war ein echter Krimi. Erst in der Verlängerung setzten sich die Colts mit 31:25 durch – und lieferten dem Publikum dabei sogar einen Rekord. Die Fans dankten es den Spielern mit einer Stimmung, von der die Akteure gar nicht genug schwärmen konnten. "An so einem Tag sind alle Gewinner. Ich finde, es ist eine tolle Stimmung in der Stadt. Man hat das Gefühl, die NFL hat die Stadt übernommen", stellte Eiskunstlauf-Legende Katarina Witt schon vor dem Spiel fest. Die mehrfache Olympiasiegerin war für den Münzwurf bei der Platzwahl verantwortlich. Für sie war es nicht das erste Mal: Schon als die NFL Anfang der Neunzigerjahre in der Hauptstadt des frisch wiedervereinigten Deutschlands ein Vorbereitungsspiel austragen ließ, war Witt im Stadion. Über 30 Jahre später kehrte sich nun zum ersten richtigen Saisonspiel der NFL in Berlin zurück. "Ein gemeinsames Spektakel erleben" "Es sind überall Plakate und viel ist los. Die Fans kommen zusammen, sie feiern zusammen und das ist es, was am Ende zählt", freute sich Witt. "Es geht um den Sport, es geht darum, zusammen zu sein, einfach eine gute Zeit zu haben und in Fairness und Respekt ein gemeinsames Spektakel zu erleben", so die 59-Jährige. Was für ein Spektakel sie und die anderen NFL-Fans tatsächlich an diesem Tag erwarten würde, ahnte sie dabei wohl noch nicht. Gleich zu Beginn der Partie zündete ein von der Colts-Defense erzwungener Ballverlust der Falcons und ein anschließender Touchdown-Pass von Quarterback Daniel Jones das Stadion an. Das Publikum ließ keinen Zweifel daran, dass es an diesem Tag tatsächlich mehrheitlich hinter dem nominellen Heimteam aus Indianapolis stehen würde. "Ihr mögt es, zu singen" Ihre Unterstützung zeigten die Zuschauer dabei vor allem mit ihrem Gesang. Klassiker wie "Sweet Caroline" oder "Country Roads" grölten sie selbst dann noch lauthals mit, als der Stadion-DJ die Musik eigentlich schon wieder heruntergedreht hatte. Auch als Elektro-Ikone Scooter nach dem ersten Colts-Touchdown seinen Hit "Maria (I like it loud)" live in der Endzone zum Besten gab, schallte es von den Rängen lautstark zurück. "Ihr mögt es, zu singen", stellte deshalb Colts-Cheftrainer Shane Steichen nach dem Spiel begeistert fest. "Es hat Spaß gemacht und war eine phänomenale Atmosphäre. Für uns war es eine Ehre und ein Privileg, hier rüberzukommen und im Olympiastadion, einem solchen geschichtsträchtigen Stadion, zu spielen. Es war großartig", schwärmte er. Auch der frisch zu den Colts gewechselte Defense-Superstar Sauce Gardner lobte: "Es war mein erstes Spiel hier in Berlin. Die Fans waren elektrisierend." "Es hat sich wirklich wie ein Heimspiel angefühlt", stellte Gardner fest. Der österreichische Offensive Lineman Bernhard Raimann ergänzte: "Die Atmosphäre war wieder verrückt. Das Olympiastadion in Berlin. Was für ein geschichtsträchtiges Stadion. Was für ein großartiger Ort, um Football zu spielen" und stellte fest: "So eine Atmosphäre erlebt man nicht häufig." Minutenlange La-Ola-Welle Die Schwärmereien dürften auch darin begründet sein, dass das Publikum sich auch nicht davon unterkriegen ließ, dass die Colts lange zurücklagen. Im Gegenteil: Zur Aufmunterung schickten die Berliner minutenlang eine La-Ola-Welle über die Ränge. Die Spieler auf dem Platz zahlten es schließlich zurück: Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit schaffte Indianapolis durch ein Field Goal doch noch den 25:25-Ausgleich und brachten das Stadion zum Kochen. Als Running Back Jonathan Taylor dann in der Verlängerung den Sieg klarmachte, gab es endgültig kein Halten mehr. Ohnehin war es Taylor, der dem Berliner Publikum an diesem Tag besonders viel Freude bereitete: Gleich drei Touchdowns erzielte er. In seiner erst sechsten Saison in der NFL stellte er damit den Rekord für die meisten Lauf-Touchdowns in der Colts-Geschichte auf. Das ausgerechnet im Olympiastadion geschafft zu haben, bedeute ihm besonders viel, ließ er nach dem Spiel wissen: "Es ist ein historischer Ort. Einige Jungs haben hier großartige Dinge geleistet, das ist keine Kleinigkeit", betonte er. "Es fühlt sich für mich an, als wäre ich nun ein kleiner Teil davon. Ich fühle mich geehrt, hier ein kleines Stück Geschichte zu haben. Ich hoffe, dass alle Berliner das Spiel genossen haben und wir die Liebe für den Sport verbreiten konnten", so Taylor.
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