Dass die Pille zu Stimmungsschwankungen führen kann, ist länger bekannt. Forscher berichten nun aber von einer Nebenwirkung, die weit weniger offensichtlich ist. Die Antibabypille gehört bis heute zu den beliebtesten Verhütungsmitteln. Sie ist einfach einzunehmen, zuverlässig und gibt vielen Frauen die Kontrolle über ihre Familienplanung. Doch in den letzten Jahren rückte die Pille immer mehr in die Kritik. Zu heftig seien die möglichen Nebenwirkungen, zu stark greife das Medikament in den weiblichen Hormonhaushalt ein. Und: Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die hormonelle Verhütung sogar Auswirkungen auf das Gehirn von Frauen haben könnte. Studien: Pille könnte einzelne Hirnareale schrumpfen lassen So berichteten Forscher aus den USA mehrfach von Veränderungen im Gehirn von Frauen, die die Pille einnahmen. Eine Studie der University of California ergab etwa, dass bestimmte Gehirnregionen bei ihnen signifikant dünner waren als bei Frauen, die nicht hormonell verhüteten. Insbesondere der Orbitofrontalkortex – zuständig für Emotions- und Impulskontrolle – war betroffen. Diese Veränderungen könnten laut den Forschern erklären, warum manche Frauen Angst- und Depressionszustände entwickelten, wenn sie die Antibabypille einnahmen. Auch der Hypothalamus kann betroffen sein Eine Studie des Albert Einstein College of Medicine in New York lieferte zusätzliche Belege dafür, dass hormonelle Verhütung das Gehirn von Frauen verändern kann. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf den Hypothalamus. Im Rahmen der Studie wurden MRT-Aufnahmen von 50 Frauen analysiert – darunter 21 Probandinnen, die die Pille einnahmen. "Wir haben einen deutlichen Unterschied bei der Größe dieser Hirnstruktur festgestellt", berichteten die Studienautoren. Frauen unter hormoneller Verhütung hatten einen um rund sechs Prozent kleineren Hypothalamus als jene ohne Empfängnisverhütung. Langfristige Folgen unklar Welche konkreten Auswirkungen diese Gehirnschrumpfung auf die Gehirnfunktionen haben könnte, bleibt jedoch unklar. Immerhin ergaben sich keine Hinweise darauf, dass ein kleinerer Hypothalamus direkt zu geminderten kognitiven Fähigkeiten führen würde. Allerdings gab es einen Zusammenhang mit gesteigerten Stimmungsschwankungen sowie depressiven Symptomen. Offen ist auch, ob die beobachteten Veränderungen dauerhaft sind oder sich nach dem Absetzen des Verhütungsmittels zurückbilden. Die Experten betonten jedoch: "Wir sagen nicht, dass Frauen jetzt sofort ihre Antibabypillen wegwerfen müssen." Die Studie zeige lediglich eine starke Assoziation auf. Weitere Untersuchungen zu den Auswirkungen hormoneller Verhütungsmittel müssten folgen.