Kein Rückfenster, aber bis zu 884 PS: Was der neue Polestar 5 anders macht als viele seiner Wettbewerber. Was als Designstudie begann, steht jetzt als Serienmodell auf der IAA in München : Mit dem Polestar 5 bringt die schwedische Elektromarke die Serienversion ihres Konzeptfahrzeugs Precept auf die Straße. Aus dem Konzept geboren – und kaum gezähmt 2020 hatte Polestar das Konzeptfahrzeug Precept als Ausblick auf das künftige Design und die Technik der Marke vorgestellt. Fünf Jahre später ist daraus ein Serienfahrzeug geworden: Der Polestar 5 verzichtet wie schon die Studie komplett auf eine Heckscheibe. Stattdessen kommt, wie schon beim Polestar 4, ein digitales Rückspiegelsystem zum Einsatz. Die hinteren Passagiere sehen also nur Himmel durch das Panoramaglasdach, das Kamerabild wird auf einen Innenspiegel projiziert. Mit fast fünf Metern Länge und schlanker Silhouette orientiert sich der Polestar 5 an der Aerodynamik von Flugzeugtragflächen. Der Luftwiderstandsbeiwert liegt bei 0,24. Die Türgriffe sind versenkt, die Verglasung ist bündig. Das Panoramadach misst über zwei Meter in der Länge. Innen: Komfort für vier – mit Option auf fünf Der Polestar 5 ist ein Viersitzer – meistens. Wird die Mittelarmlehne hochgeklappt, entsteht ein fünfter, leicht versetzter Sitzplatz. Platz für die Füße entsteht durch die sogenannte Foot Garage, ein Hohlraum in der Batterie, der den Fondpassagieren mehr Beinfreiheit verschafft. Kenner dürften das auch von Audi e-tron GT und dem Porsche Taycan kennen. Recyceltes PET für den Dachhimmel, Fischernetze für die Teppiche, Flachsfasern im Sichtbereich der Sitzrückseiten: Wie bei vielen neuen Autos spielt Recycling eine große Rolle. Auch das Karosseriematerial selbst besteht zu großen Teilen aus recyceltem Aluminium. Wer Leder möchte, bekommt es optional als chromfreies Naturprodukt aus der Lebensmittelindustrie. Neue Plattform, eigene Architektur Technisch basiert der Polestar 5 auf einer komplett neuen Plattform aus Aluminium-Verbundwerkstoffen, der sogenannten Polestar Performance Architecture. Anders als viele E-Autos nutzt der Polestar 5 damit keine Konzernplattform von Volvo oder Geely, sondern ein eigenes Grundgerüst. Die Batterie (112 kWh) ist struktureller Bestandteil des Chassis, das Gewicht bleibt dank der Leichtbauweise vergleichsweise niedrig. Die Ladezeiten fallen kurz aus: Mit Gleichstrom lädt der Polestar 5 mit bis zu 350 kW von 10 auf 80 Prozent in 22 Minuten. Dafür sorgt die 800-Volt-Architektur, die erstmals in einem Polestar-Modell zum Einsatz kommt. Zwei Antriebe, zwei Charaktere Zum Marktstart bietet Polestar zwei Varianten an: Der Polestar 5 Dual Motor leistet 550 kW (748 PS), beschleunigt in 3,9 Sekunden auf 100 km/h und schafft eine WLTP-Reichweite von bis zu 670 Kilometern. Die Version Performance erhöht den Output auf 650 kW (884 PS), verkürzt die Beschleunigung auf 3,2 Sekunden und reduziert dafür die Reichweite auf maximal 565 Kilometer. Beide Varianten sind bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Sportliches Fahrgefühl soll mit einem magnetischen MagneRide-Fahrwerk (in der Performance-Version), Vierkolben-Brembo-Bremsen und eigens entwickelten Michelin-Reifen aufkommen. Ausstattung: Viel Serie, hoher Startpreis In der Serie sind zahlreiche Fahrerassistenzsysteme dabei, darunter elf Kameras, zwölf Ultraschallsensoren und eine Fahrerüberwachung. Auch das zentrale Infotainment, auf Android Automotive OS basierend, ist serienmäßig an Bord. Allerdings kann man das bei dem Preis auch erwarten: Der Einstiegspreis für den Polestar 5 liegt bei 119.900 Euro. Die Performance-Version startet bei 142.900 Euro. Bestellungen sind seit dem 8. September in den ersten Märkten möglich. Die Auslieferung beginnt 2026. Dann wird sich zeigen, ob die Kundschaft einen elektrischen GT benötigt. Die Marke hat jedenfalls einen Erfolg nötig: Nach einem guten Start mit dem Plug-in-Modell Polestar 1 stockte die Nachfrage zuletzt. Im vergangenen Jahr setzte Polestar 54.626 Einheiten ab und blieb damit hinter dem Ziel von 80.000 Einheiten zurück. Ursprünglichen Angaben zufolge beinhaltet das Wachstumsziel, dass 2025 weltweit mindestens 155.000 Fahrzeuge verkauft werden. Auch die Umsätze sanken deutlich. Richten soll es neben dem Polestar 5 auch der Polestar 4.