Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch "Promi Big Brother". Nur kehren die Stars selten mit Segen ein – im Gegenteil. Eine Kolumne von Janna Halbroth Am Montag startete Sat.1 für die digital Zurückgebliebenen mit einer neuen Staffel "Promi Big Brother" im linearen Fernsehen. Alle anderen konnten schon seit Samstag in den Genuss der 24-stündigen Totalüberwachung von mehr oder minder bekannten TV-Persönlichkeiten kommen. Dieses Mal sind neben Sänger Marc Terenzi , dem während der Sendung ganz plötzlich einfiel, dass er vor etwa 100 Jahren mal mit Britney Spears zusammen war , auch zwei Promis der Extraklasse dabei: Harald Glööckler und Désirée Nick. Die beiden schweben gewissermaßen über dem restlichen Sat.1-Pöbel, lassen sich ja förmlich wie das Christuskind "auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind". Das tun sie, behangen mit sehr vielen Glitzersteinchen, extravaganten Brillen und einem gottgleichen Selbstverständnis. Ihre Promikollegen hausen nämlich in einem heruntergekommenen Bereich auf einer Baustelle. Glööckler und Nick schwelgen hingegen im Luxus und dürfen auf die ihnen unterlegenen Kandidaten mittels eines Fernsehers hinabschauen. Während das Christuskind einkehrt, mit seinem Segen in jedes Haus, fallen Glööckler und Nick eher mit der Tür in selbiges. Binnen weniger Sekunden machen sie ihren Standpunkt und ihren Status klar: Segen, von wegen! Fluch ist angesagt, und zwar in Verbform. Denn fluchen kann La Nick gut, besonders wenn sie dabei andere beleidigen kann. Marc Terenzi beschuldigt Promi-Ex: "Sie hat mich geschlagen und tagelang ohne Essen eingesperrt" Désirée Nick will Harald Glööckler verführen: Der erste Kuss bei "Promi Big Brother" Natürlich steigt die privilegierte Position den Showgrößen zu Kopf, sonst hätte Sat.1 sie ja gar nicht erst in diese Lage gebracht. So lässt Nick kein gutes Haar an den Extensions ihrer Mitstreiterin Pinar Sevim oder mutmaßt, ob die Mutter von Sarah-Jane Wollny all ihre elf Kinder gestillt hat und wie echt die Brüste danach wohl noch sein können. Nick balanciert dabei immer wieder wenig galant entlang eines Abhangs, den sie so einige Male auch hinunterfällt. Das "It-Girl der Geriatrie", wie die 69-Jährige sich selbst beschreibt, bemerkt nämlich nicht das Tragische ihres Seins. Dass sie nämlich Teil des Ganzen ist, und zwar nicht in einer übergeordneten Christkindebene. Sie ist da, wo wir Menschen sind. Trotzdem kann man ihr den Versuch zu unterhalten hoch anrechnen. Nick ist eben vom alten Schlag und arbeitet noch für ihr Geld , koste es, was es wolle. Sie will unterhalten. Das gestaltet sich allerdings gar nicht einfach. Schließlich ist sie bekannt für ihre Schlagfertigkeit, ihre fiesen Sprüche. In den ersten Tagen der Show bleibt ihr als Kontrahent aber nur Glööckler. Und weil sie den zu mögen scheint, kann sie nicht so auf ihn stürzen, nun ja, oder eben doch, nur dann eben wortwörtlich. Da sie Sticheleien nur gegen den Fernseher richten kann, auf dem sie ihre Mitstreiter nur ab und zu sieht und deshalb keine echte Konfrontation entsteht, dreht Nick den Spieß einfach um. Die Kabarettistin hat sich eine andere Strategie überlegt, eine entgegengesetzte. Sie will Glööckler umdrehen, ihn verführen, aus ihm "eine Hete machen". "Jetzt sind wir an einem Punkt, da sollten wir einen Punkt machen" Das ist zum einen unangenehm für Glööckler, aber vielmehr noch für das TV-Publikum. Nick will, dass der 60-Jährige, der sich im Sommer 2023 von seinem langjährigen Partner getrennt hat, mit ihren Brüsten spielt, sie küsst und mit ihr in einem Bett schläft. "Softporn für Alte", nennt sie das Schauspiel selbst. Das wird selbst Glööckler zu viel. Er wehrt sich mit aller Eloquenz, die Gott ihm gegeben hat: "Jetzt sind wir an einem Punkt, da sollten wir einen Punkt machen!" Es sind jene Lichtblicke, diese kleinen Feinheiten, die zwischen den geplanten Momenten der Nick'schen Inszenierung passieren, die Mut zum Hoffen bieten. Wenn zum Beispiel "Big Brother" mit tiefer staatstragender Stimme sagt: "Bewohner, hinter euch liegen zwei Tage ..." und die beiden sich im selben Moment nervös umschauen, um etwas hinter ihnen Liegendes zu erspähen. Oder die sprachliche Verwirrung, die US-Amerikaner Marc Terenzi mit seinem perfekten Denglisch stiftet, wenn er in der Küche steht und ruft: "We must gucken, erst mal!" Und Glööckler fragt: "Ist 'gucken' jetzt kochen oder schauen?" Dann weiß man wieder, wofür man das Ganze schaut. "Man muss nur abwarten, am Fluss sitzen und warten, bis die Leichen vorbeischwimmen", offenbart Glööckler schon in der ersten "Promi Big Brother"-Folge seine Strategie. Na, gut. Dann warten wir eben geduldig und hoffnungsvoll. Anders machen es diejenigen, die auf das Christuskind warten, ja auch nicht. Teilen Sie Ihre Meinung mit Wie gefiel Ihnen der Auftakt zur neuen Staffel "Promi Big Brother"? Schreiben Sie eine E-Mail an
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