Viele Deutsche zweifeln, ob die gesetzliche Rente in Zukunft noch trägt. Eine neue Umfrage zeigt, wie tief das Misstrauen reicht – und warum trotzdem viele nichts dagegen tun. "Die Rente ist sicher?" – von wegen. Eine deutliche Mehrheit der Deutschen glaubt nicht mehr daran, dass das System auf Dauer trägt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Deutschen Bank und ihrer Fondstochter DWS. Mehr als 80 Prozent der 3.200 Befragten im Alter von 18 bis 65 Jahren gehen davon aus, dass das Rentensystem langfristig nicht mehr zuverlässig funktionieren kann. Das Misstrauen wächst auch gegenüber der Politik: 86 Prozent der Befragten halten die bisherigen Maßnahmen für unzureichend. Sie sehen die Bundesregierung in der Pflicht, entschlossener gegen die absehbaren Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung zu steuern. Reform verschoben: Rentenpaket provoziert Streit Die Bundesregierung will erst ab 2026 eine Kommission einsetzen, die Vorschläge für eine grundlegende Reform des Rentensystems erarbeiten soll. Bis dahin bleibt vieles beim Alten. Bereits beschlossen ist ein Gesetzesvorhaben, mit dem die Koalition aus CDU/CSU und SPD das Rentenniveau – also das Verhältnis zwischen Rente und Durchschnittsverdienst – bis 2031 bei 48 Prozent festschreiben will. Außerdem soll die sogenannte Mütterrente ausgeweitet werden, durch die Kindererziehungszeiten stärker angerechnet werden. Junge Menschen blicken sorgenvoll in die Zukunft Vor allem die jüngere Generation zweifelt an der Fairness des Systems. Zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) halten die derzeitige Rentenordnung für ungerecht und sind überzeugt, dass junge Menschen benachteiligt werden. Rente mit 67 und dann? Vielen droht Eine-Million-Euro-Lücke im Alter Rentenkrise: Welche Generation den höchsten Preis zahlt Besonders deutlich zeigt sich die Unsicherheit bei den 18- bis 29-Jährigen: Fast sechs von zehn Befragten dieser Altersgruppe (58 Prozent) geben an, das Thema Altersvorsorge mache ihnen Angst. Sie fürchten, im Ruhestand finanziell nicht über die Runden zu kommen. Zweifel an der Rente, doch viele handeln nicht Obwohl die meisten Menschen davon ausgehen, dass die gesetzliche Rente nicht reichen wird, ziehen nur wenige Konsequenzen. Laut Umfrage glauben 80 Prozent der Befragten, dass staatliche Leistungen im Alter ihren Lebensstandard nicht sichern können. Dennoch spart nur etwa die Hälfte aktiv für den Ruhestand. Fast jeder Dritte (31 Prozent) legt gar kein Geld für die Altersvorsorge zurück. Weitere 23 Prozent schaffen es, monatlich höchstens 50 Euro beiseitezulegen. Gründe dafür sind nicht nur fehlende finanzielle Spielräume, sondern auch mangelnde Informationen über geeignete Anlageformen und die eigene Versorgungslücke. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) hat keine genaue Vorstellung davon, wie hoch ihre spätere Rente ausfallen wird. Auffällig ist vor allem das Verhalten der Jüngeren: Rund 61 Prozent der unter 30-Jährigen haben bislang keine private Vorsorge getroffen. "Viele schieben das Thema auf – sei es aus finanziellen Gründen oder weil sie es noch nicht für relevant halten", erklärt Deutsche-Bank-Vorstand Claudio de Sanctis. Private Vorsorge als Schlüssel zur Sicherheit im Alter Nur knapp ein Drittel der Befragten (32 Prozent) fühlt sich finanziell so gut abgesichert, dass sie ihren Lebensstandard im Alter halten können. Für viele ist die Aussicht auf die eigene finanzielle Zukunft belastend: 73 Prozent empfinden das Thema Altersvorsorge als Stressfaktor. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) spricht sich deshalb für eine verpflichtende private Altersvorsorge aus. Gleichzeitig wünschen sich 56 Prozent mehr Unterstützung bei Finanzentscheidungen, etwa durch verständlichere Informationen oder Beratungsangebote. Dennoch hat die Mehrheit (61 Prozent) laut Umfrage noch nie eine persönliche Beratung zur Altersvorsorge in Anspruch genommen. "Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente ist deutlich gesunken", fasst Claudio de Sanctis die Studienergebnisse zusammen. Den Menschen werde zunehmend bewusst, "dass sie ihren gewohnten Lebensstandard im Alter nur durch zusätzliche private Vorsorge sichern können". Ein zentraler Schlüssel dafür sei der Kapitalmarkt, der langfristigen Vermögensaufbau ermögliche.