Rentenlücke in Deutschland: Studie zeigt große Vorsorgefehler

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Die Deutschen unterschätzen ihre Lebenszeit und damit den Geldbedarf im Alter. Jeder Zweite plant seine Rente um zehn Jahre zu kurz. Doch man kann vorbeugen. Jeder Zweite in Deutschland hat für zehn oder mehr Jahre Ruhestand nicht vorgesorgt. Das zeigt eine neue Studie des Finanzdienstleisters Fidelity International. Demnach planen 54 Prozent der Deutschen ab 50 ihre Altersvorsorge um mindestens ein Jahrzehnt zu kurz. Weltweit sind es 42 Prozent. Rechnet man mit einer möglichen Lebensspanne von 100 Jahren, gelten hierzulande sogar 87 Prozent als unterversorgt. Die Untersuchung legt die wachsende Kluft zwischen steigender Lebenserwartung und finanzieller Vorsorge offen. Susanna Wooders, Country Head Germany bei Fidelity International, sieht den Grund für diese Entwicklung in veralteten Vorsorgemethoden. "Die Menschen leben heute länger als je zuvor. Viele bereiten sich aber immer noch auf einen Ruhestand vor, wie ihn ihre Eltern und Großeltern erlebt haben", sagt sie. Und das scheint nur einer Minderheit bewusst zu sein. Denn trotz der mangelnden Vorbereitung blicken viele Rentner positiver in die Zukunft als Erwerbstätige. 60 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland beschreiben ihre Haltung zum Ruhestand als optimistisch. Unter den Noch-nicht-Rentnern sind es 54 Prozent. Weltweit liegt der Optimismus etwas höher: Zwei von drei Rentnern gaben an, positiv nach vorn zu blicken (68 Prozent). Bei den Erwerbstätigen sind es 54 Prozent. Damit im Alter kein böses Erwachen droht, sollten Sie frühzeitig handeln, um die Rentenlücke zu schließen. Beginnen Sie mit einer Bestandsaufnahme aller erwarteten Einkünfte im Alter – gesetzliche Rente , betriebliche Vorsorge, private Verträge und Vermögen – und stellen Sie dem eine realistische Ausgabenplanung gegenüber. Hilfreich für dieses Vorhaben ist ein Haushaltsbuch; ein Muster dafür finden Sie hier. Schritt für Schritt: Mit diesen Tipps schließen Sie Ihre Rentenlücke Kalkulieren Sie dabei mit einem langen Zeitraum von drei Jahrzehnten und mehr, berücksichtigen Sie Inflation sowie Reserven für Gesundheit und Pflege. Prüfen Sie Ihren Plan mindestens einmal im Jahr und passen Sie Sparrate, Anlagequote und Absicherung bei Bedarf an. Stärken Sie anschließend zusätzliche Einkommensquellen. Nutzen Sie, wenn möglich, auch eine betriebliche Vorsorge und bauen Sie parallel breit gestreute Kapitalanlagen auf, zum Beispiel mit einem ETF-Sparplan . Ein gleitender Übergang in den Ruhestand mit Teilzeit oder einem Nebenjob kann zudem finanzielle Puffer schaffen und zugleich Struktur geben. Die Fidelity-Studie zeigt, dass es denjenigen, die Schritte zur finanziellen Planung des Ruhestands unternommen haben, auch in anderen Lebensbereichen deutlich besser geht. So gaben 84 Prozent der Befragten mit Ruhestandsplanung an, sich emotional gut vorbereitet zu fühlen. Ohne Plan sagen das nur 71 Prozent. Gleiches gilt bei Gesundheit und sozialen Kontakten: 82 beziehungsweise 80 Prozent der Menschen, die beispielsweise ein Budget aufgestellt oder sich Gedanken um weitere Einkommensquellen gemacht haben, fühlen sich körperlich und sozial gut aufgestellt. Ohne Ruhestandsplanung sagen das nur 68 beziehungsweise 69 Prozent. "Wenn die Finanzen gesichert sind, können Menschen in ihre Gesundheit investieren, soziale Kontakte pflegen und dem Ruhestand mit Zuversicht begegnen. Sind sie es nicht, ist das gesamte Gefüge im Ungleichgewicht", sagt Wooders. Ruhestand ganzheitlich planen Wer sich um seine Finanzen gekümmert hat, sollte also idealerweise gleich weiterplanen und sich Gedanken um Gesundheit und Pflege machen. Prävention, regelmäßige Checks und ein aktiver Lebensstil senken nicht nur Risiken, sondern auch künftige Kosten. Planen Sie mögliche Pflegeaufwände realistisch ein, prüfen Sie ergänzende Absicherungen und regeln Sie rechtzeitig Vollmachten sowie eine Patientenverfügung . Das schafft Klarheit für Sie und Ihre Angehörigen. Nicht zuletzt sollten Sie auch Ihr soziales Netz pflegen. Regelmäßige Kontakte, Engagement im Verein oder Ehrenamt und feste Routinen erhöhen nachweislich die Lebensqualität und beugen Einsamkeit vor. So kann ein langes Leben zu etwas werden, auf das man sich freuen kann, und nichts, was einem Angst machen muss.
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