Rohstoffabkommen mit Kanada: Partnerschaft für seltene Erden vereinbart

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Die deutsche Industrie soll unabhängiger von China werden. Dazu hat die Bundesregierung nun die Partnerschaft mit Kanada vertieft. Die Regierungen von Deutschland und Kanada haben eine Rohstoffpartnerschaft vereinbart. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) unterzeichnete dazu am Dienstag in Berlin eine gemeinsame Absichtserklärung mit ihrem kanadischen Amtskollegen Tim Hodgson. Ziel ist eine engere Zusammenarbeit beim Abbau, der Verarbeitung und dem Recycling kritischer Rohstoffe. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der kanadische Premierminister Mark Carney hatten das Vorhaben zuvor bei einem Treffen in Berlin bekräftigt. Im Fokus stehen Rohstoffe, die für Batterien, Windkraftanlagen und Elektromotoren gebraucht werden – etwa Lithium , Seltene Erden, Kupfer, Nickel oder Kobalt. Viele dieser Materialien bezieht Deutschland bislang größtenteils aus China . Die Volksrepublik hatte jedoch zuletzt Exportkontrollen für mehrere Seltene Erden eingeführt . Die Bundesregierung schaut sich jetzt verstärkt nach anderen Quellen um. "Öl des 21. Jahrhunderts" : China entdeckt gewaltiges Rohstoffvorkommen Intel : Chiphersteller sollen USA an China-Geschäft beteiligen Carney betonte, Kanada verfüge über umfangreiche Vorkommen dieser Metalle und wolle Teil dieser Neuausrichtung sein. "Deutschland gehört zu den Vorreitern, die mit der Diversifizierung weg von China begonnen haben", sagte er. "Kanada kann eine Rolle bei der Beschleunigung dieser Diversifizierung für Deutschland und für Europa spielen." Reiche erklärte: "Wir vertiefen unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit und stärken durch eine enge Partnerschaft bei kritischen Rohstoffen die Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie." Warenaustausch bereits um mehr als 70 Prozent gestiegen Carney kündigte an, in den kommenden Wochen einen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe zur Erweiterung der Hafenkapazitäten an der Ostküste Kanadas zu investieren. Unter anderem sollen die Anlagen in Montreal und Churchill modernisiert werden, um den Export von Rohstoffen nach Europa zu erleichtern. Bereits jetzt bestehen Verträge zwischen kanadischen Rohstoffproduzenten und deutschen Firmen wie Aurubis , Rock Tech Lithium oder Vacuumschmelze. Rock Tech plant in Guben in Brandenburg den Bau eines Lithiumhydroxid-Konverters, dessen langfristige Versorgung durch kanadisches Material und erneuerbare Energie sichergestellt werden soll. Merz verwies darauf, dass das Handelsvolumen zwischen der EU und Kanada seit dem teilweisen Inkrafttreten des Freihandelsabkommens Ceta 2017 deutlich gewachsen sei. Laut DIHK-Außenhandelsexperte Volker Treier ist der Austausch von Waren und Dienstleistungen seither um mehr als 70 Prozent gestiegen. "Kanada vereint das, was Europa derzeit dringend braucht: verlässliche Märkte, Rohstoffe und Innovationsstärke", sagte Treier. Kanada könnte auch U-Boote aus Deutschland kaufen Bereits 2022 hatten Reiches und Merz’ Vorgänger, Robert Habeck (Grüne) und Olaf Scholz (SPD), ein ähnliches Kooperationsabkommen mit Kanada unterzeichnet. Damals lag der Schwerpunkt auf dem künftigen Export von Wasserstoff nach Deutschland. Premierminister Carney verwies nun erneut auf das Energiepotenzial seines Landes – neben Wasserstoff auch LNG – das Kanada Europa zur Verfügung stellen könne. Im aktuellen Abkommen spielt Wasserstoff jedoch keine Rolle mehr. Die bilaterale Partnerschaft könnte bald auch sicherheitspolitisch an Bedeutung gewinnen. Kanada plant die Modernisierung seiner U-Boot-Flotte und prüft dabei ein Angebot der Kieler Werft TKMS. Nach seinem Treffen mit Merz besuchte Ministerpräsident Carney deshalb die Werft in Schleswig-Holstein. TKMS käme für den Bau von bis zu zwölf U-Booten infrage. Eine Entscheidung wird in den kommenden Monaten erwartet.
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