Seit vielen Jahren angewendet, jetzt erstmals auch wissenschaftlich bewiesen: Ein Wirkstoff aus dem Roten Fingerhut kann Herzpatienten helfen. Seit über 200 Jahren setzen Ärzte Präparate aus dem Roten Fingerhut bei Herzschwäche ein. Ihre Wirkung war jedoch bisher nicht wissenschaftlich einwandfrei nachgewiesen. Das ändert nun eine klinische Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Zehn Jahre lang untersuchten Kardiologen um Johann Bauersachs und Udo Bavendiek darin mehr als 1.200 Patienten mit Herzinsuffizienz. Das Ergebnis: Eine zusätzliche Therapie mit dem Medikament Digitoxin (gewonnen aus den Blättern des Fingerhuts) verlängerte das Leben und verringerte Krankenhausaufenthalte bei den Probanden. Leicht zu übersehen: Hinter diesen Symptomen kann eine Herzschwäche stecken Symptome vielfältig: Diese drei Herzkrankheiten enden oft tödlich Digitoxin wirkt auch bei Nierenschwäche Eine Herzschwäche wird heute mit Medikamenten wie Betablockern, ACE-Hemmern oder Diuretika behandelt. Dennoch bleiben viele Patienten schwer belastet. Hier setzt die neue Studie an: Trotz ausgeschöpfter Standardtherapie erhielten die Teilnehmer zusätzlich Digitoxin. Das Besondere: Anders als der ähnliche Wirkstoff Digoxin wird Digitoxin nicht ausschließlich über die Niere ausgeschieden. Es kann daher auch bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion sicher eingesetzt werden – ein Vorteil, da viele Herzpatienten gleichzeitig Nierenprobleme haben. "Dass wir bei diesen sehr gut vorbehandelten Studienteilnehmenden mit der Digitoxin-Zusatzbehandlung eine so deutliche Verbesserung erzielen konnten, hat uns selbst überrascht", sagte Bauersachs laut Pressemitteilung. Sicher und preiswert Digitoxin galt lange als unsicher, weil es bei Überdosierung lebensgefährlich sein kann. Die Studie konnte diese Bedenken entkräften: In niedriger Dosierung (0,07 Milligramm pro Tag oder weniger) erwies sich das Mittel als wirksam und sicher. Es reduzierte die Sterblichkeit und die Anzahl von Krankenhausaufenthalten ohne zusätzliche Risiken. Ein weiterer Pluspunkt: Das Medikament ist extrem günstig. Während moderne Herzmedikamente oft Hunderte Euro pro Monat kosten, liegt Digitoxin im Cent-Bereich. Damit könnte es auch aus ökonomischer Sicht eine wichtige Rolle spielen. "Richtig dosiert ist Digitoxin eine sichere Therapie und eignet sich auch bei Vorhofflimmern, wenn Betablocker allein nicht ausreichen", betonte Studienautor Bavendiek.