RTL kauft Sky Deutschland – Hintergründe zum günstigen Kaufpreis

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Der Sky-Deal durch die RTL-Gruppe erregt Aufsehen am Streamingmarkt. Was sich hinter dem vermeintlich günstigen Kaufpreis verbirgt. Es ist ein Paukenschlag im deutschen Fernseh- und Streamingmarkt: Die RTL-Gruppe übernimmt Sky Deutschland von der Medien- und Internetholding Comcast. Der Sky Deal ist für den TV-Konzern RTL die größte Transaktion seit der Gründung im Jahr 2000. Der Kaufpreis: zunächst 150 Millionen Euro in Barmitteln, ein vergleichsweise geringer Betrag für ein Unternehmen mit rund zwei Milliarden Euro Jahresumsatz. So könnte man zunächst meinen. Hohe Verluste geschrieben Doch dass der Kauf so günstig ausfällt, ist nicht überraschend, blickt man tiefer in die Zahlen. Sky Deutschland verzeichnete in den vergangenen Jahren hohe Verluste. Sky-Chefin Dana Strong betonte zwar nun, das Deutschland-Geschäft habe in den vergangenen drei Jahren dank der Sanierung große Fortschritte gemacht. RTL erwartet, dass Sky Deutschland 2025 die Gewinnschwelle erreicht. Dennoch galt Sky Deutschland wirtschaftlich lange Zeit als Sanierungsfall. Schon 2023 wurde bekannt, dass der Medienkonzern Comcast beim Verkauf des deutschen Ablegers zu erheblichen Zugeständnissen bereit war. Vor RTL hatte auch ProSiebenSat.1 eine Sky-Übernahme geprüft. Um das Geschäft attraktiver zu machen, war Comcast laut Branchenberichten bereit, mehrere hundert Millionen Euro Mitgift zu zahlen, berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters. Letztlich verzichtete die Mediengruppe aber aus wirtschaftlichen Erwägungen auf eine Übernahme. Der jetzige Verkaufspreis ist daher auch Ausdruck des begrenzten Interesses am deutschen Pay-TV-Geschäft. Der Kabelnetzbetreiber und Internetdienstanbieter Comcast hatte die Sky-Gruppe im Jahr 2018 für rund 39 Milliarden US-Dollar übernommen – inklusive der Geschäfte in Großbritannien , Italien und Deutschland. Die hohen Erwartungen, insbesondere an den deutschen Markt, erfüllten sich jedoch nicht. Im Gegensatz zu seinen britischen und italienischen Schwesterunternehmen, die neben Pay-TV auch Breitband- und Telekommunikationsdienste anbieten, konzentrierte sich Sky Deutschland ausschließlich auf das Pay-TV-Geschäft. Diese einseitige Ausrichtung machte das Unternehmen laut Branchenbeobachtern anfällig für den wachsenden Wettbewerb durch Streaming-Dienste wie Netflix , Amazon Prime Video und DAZN. Zudem verlor Sky Deutschland wichtige Übertragungsrechte, darunter Teile der UEFA Champions League , was zu einem Rückgang der Abonnentenzahlen führte. 11,5 Millionen Streaming-Abonnenten Mit dem Deal sichert sich RTL nun ein breit aufgestelltes Bewegtbildangebot. Der Zusammenschluss von RTL und Sky bringe zwei der stärksten Unterhaltungs- und Sportmarken Europas zusammen und schaffe ein einzigartiges Video-Angebot im Free-TV, Pay-TV und Streaming, erklärte Thomas Rabe, Chef von Bertelsmann und der RTL Group. Mit künftig rund 11,5 Millionen zahlenden Streaming-Abonnenten holt das gemeinsame Unternehmen in Deutschland zu den großen US-Wettbewerbern auf. Die Streaming-Dienste RTL+ und Wow von Sky wären dann zusammen deutlich vor Disney auf Platz 3, aber noch immer klar hinter Marktführer Netflix und Amazons Prime. Kaufpreis kann noch steigen Ohnehin gilt: Der endgültige Kaufpreis kann sich über sogenannte Earn-Out-Klauseln in den kommenden Jahren noch um zusätzliche 377 Millionen Euro erhöhen – abhängig von der Entwicklung des RTL-Aktienkurses. Konkret heißt das: Comcast kann jederzeit innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss des Deals die variable Vergütung auslösen – vorausgesetzt der Aktienkurs übersteigt 41 Euro. Bei 50 Euro etwa wären es 117 Millionen Euro, erläuterte Rabe. Bei einem Aktienkurs von 70 Euro wäre der Nachschlag für Comcast bei 377 Millionen Euro gedeckelt. RTL kann in bar, in eigenen Aktien oder in einer Kombination davon zahlen. Insgesamt könnte sich der Kaufpreis also auf mehr als eine halbe Milliarde Euro erhöhen. Die Ankündigung kam indes an der Börse gut an. Die RTL-Aktie schoss im frühen Handel um über 14 Prozent nach oben auf 36,20 Euro und war damit der größte Gewinner im Nebenwerteindex MDax. "Die in Aussicht gestellten Synergien sind enorm für RTL und das Chance-Risiko-Verhältnis des Deals sieht klar positiv aus", sagte ein Händler.
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