Schauspieler Sebastian Ströbel spricht über Verantwortung, Vorbilder, politische Haltung – und warum ihm Pressefreiheit so wichtig ist. Sebastian Ströbel ist einem breiten Publikum aus seinen zahlreichen Film- und Fernsehauftritten bekannt: ob einst an der Seite von Tobias Moretti in der Krimireihe "Kommissar Rex", später als Ermittler in der RTL-Serie "Countdown – Die Jagd" oder heute als Bergretter aus der gleichnamigen ZDF-Serie. Allerdings ist der Schauspieler weit mehr als das. Im Interview mit t-online spricht Ströbel offen über seine Mitgliedschaft in der SPD , über gesellschaftliche Schieflagen und seine Rolle als Vorbild. t-online: Herr Ströbel, Sie sind ein viel beschäftigter Schauspieler, vierfacher Vater – und positionieren sich neben all dem noch politisch. Warum? Sebastian Ströbel: Es ist mir wichtig, weil ich glaube, dass Demokratie nichts ist, was man einfach geschenkt bekommt. Man muss sich einbringen – mit allen Fehlern, Zweifeln und Unsicherheiten. Und ich finde es essenziell, dass wir uns auch öffentlich bekennen: für die Demokratie, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für unsere Werte. Sie sind Mitglied der SPD – zu einer Zeit, in der sich viele Prominente aus der Politik lieber heraushalten. Mir geht es nicht darum, Werbung für die SPD zu machen. Ich bin dort Mitglied, weil ich glaube, dass es wichtig ist, sich zu positionieren und Verantwortung zu übernehmen – gerade als Person des öffentlichen Lebens. Ich möchte mit meinem Engagement auch ein Zeichen setzen: Wir brauchen eine starke Demokratie, und dafür braucht es auch starke demokratische Parteien. Gibt es für Sie rote Linien? Themen, bei denen Sie sagen würden: Wenn die SPD das durchzieht, bin ich raus? Ich sehe Politik nicht dogmatisch. Eine Partei ist für mich ein Wertekompass, keine Ideologie. Natürlich gibt es Entscheidungen, die ich kritisch sehe – etwa wenn man das Aus des Verbrenners wieder rückgängig machen würde. Aber ich bin überzeugt: Der sozial-ökologische Wandel gelingt nur mit einer Partei wie der SPD, die versucht, möglichst viele Menschen mitzunehmen. Die sozialen Fragen sind für mich dabei zentral. Was meinen Sie konkret mit sozialer Verantwortung? Für mich ist klar: Wir haben ein massives Verteilungsproblem. Es kann nicht sein, dass ein Prozent der Bevölkerung 50 Prozent des Vermögens besitzt. Ich glaube an eine Solidargesellschaft – und die dürfen wir nicht aufgeben. Deshalb finde ich etwa eine gerechte Vermögens- oder Erbschaftssteuer notwendig. Das sagt sich so leicht. Aber sind Sie auch selbst bereit, mehr Steuern zu zahlen? Ja, dazu bin ich bereit. Es ist zwar ein Irrtum zu glauben, dass ich als Schauspieler im Reichtum bade. Aber ich sehe mich als privilegierten Menschen, der gerne auch mehr geben kann als ohnehin schon. Haben Sie aufgrund Ihrer politischen Haltung schon Kritik oder sogar mehr einstecken müssen? Natürlich. In Deutschland bekommt man für alles Gegenwind. Aber das halte ich aus. Was ich bedauerlich finde: Früher gab es Themen, bei denen man sich einig war. Heute schlagen Debatten oft sofort in Aggression um. Wir brauchen wieder mehr Raum für Zwischentöne und Dialog. Ungerechtigkeit in Zahlen: Vermögensverteilung in Deutschland Fahri Yardim im Interview: "Also bitte, nehmt mein Geld!" Immobilien und Co.: Hier liegt in Deutschland das meiste Vermögen Apropos Dialog: Wie sehen Sie Ihre Rolle in der öffentlichen Debatte? Ich sehe mich nicht als Besserwisser. Ich möchte niemandem vorschreiben, wie er zu leben hat. Mir geht es darum, Dinge anzustoßen, den Blick zu weiten – und mit Respekt im Gespräch zu bleiben. Gerade in Zeiten, in denen Populismus und Polarisierung zunehmen, ist das für mich entscheidend. Wünschen Sie sich, dass Personen des öffentlichen Lebens generell lauter ihre Stimme erheben? Ich fände es wünschenswert. Es geht ja nicht darum, sich ständig zu äußern, aber wenigstens zu sagen: Ich unterstütze unsere Demokratie, ich schätze unsere Pressefreiheit und die Arbeit unserer Politik. Das würde schon viel bewirken. Und jede Stimme zählt. Was genau treibt Sie dabei persönlich an? Ich bin sehr geschichtsinteressiert, lese viel über deutsche und europäische Geschichte. Wenn ich Parallelen zur heutigen Zeit erkenne, mache ich mir Sorgen. Und als Vater möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dass unser demokratisches System vielleicht noch ein paar Jahrzehnte weiterbesteht. Welcher Teil dieses Systems ist aus Ihrer Sicht besonders gefährdet? Ganz klar: die Pressefreiheit. Sie ist für mich ein elementares Gut – und sie ist auch bei uns nicht automatisch sicher. Die sozialen Medien verändern die Landschaft massiv, Verlage kämpfen ums Überleben. Wir müssen unsere Medienlandschaft schützen. Dazu gehört auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk, den ich trotz mancher Kritik für unverzichtbar halte. Sehen Sie sich als Vorbild? Ich versuche zumindest, Verantwortung zu übernehmen – als Vater, als Schauspieler, als Bürger. Ich will niemanden überfordern, aber ich glaube, wir müssen zeigen, wie schön und wertvoll unsere Gesellschaft ist. Und dass es sich lohnt, sie zu erhalten – für unsere Kinder und die Zukunft. Sie haben vier Töchter: Gab es auch Momente, in denen Ihre Kinder Sie zum Umdenken gebracht haben? Ja, absolut. Ein Beispiel ist meine Entscheidung, kein Fleisch mehr zu essen. Meine Töchter haben den Anstoß gegeben, und ich habe mich angeschlossen. Es war ein Prozess – aber für mich war es auch ein Zeichen: Kinder haben oft einen sehr klaren, unvoreingenommenen Blick auf Dinge. Und dieser Blick hat mich verändert.