Eine Sepsis (Blutvergiftung) kann langfristige Folgen für die Gesundheit haben. Welche häufig vorkommen und was dagegen helfen kann, erfahren Sie hier. Die Sepsis ist die schwerwiegendste Folge, die bei einer Infektion auftreten kann. Etwa ein Viertel der Betroffenen verstirbt innerhalb von 30 Tagen. Und auch diejenigen, die die Erkrankung überstehen, können in vielen Fällen nicht ohne Weiteres in ihr altes Leben zurückkehren. Denn eine Sepsis – umgangssprachlich als Blutvergiftung bezeichnet – kann bleibende Spuren hinterlassen, sowohl körperliche als auch psychische. Was passiert im Körper bei einer Sepsis? Normalerweise bekämpft das Immunsystem einen Infekt an Ort und Stelle, ehe sich die Erreger im Körper ausbreiten können. Bei einer Sepsis misslingt die Abwehr jedoch, was verschiedene Gründe haben kann. In der Folge können sich die Erreger – meist Bakterien, seltener Viren, Pilze oder Parasiten – vom Ursprungsort der Infektion aus über die Blutbahn in den gesamten Organismus ausbreiten. Das löst eine überschießende Entzündungsreaktion aus, bei der viele Abwehrmechanismen gleichzeitig ablaufen – mit gefährlichen Konsequenzen: Bei einer Sepsis bekämpft der Körper nicht nur die Erreger, sondern greift auch eigenes Gewebe an. So werden eines oder mehrere Organe geschädigt, und zwar unter Umständen so stark, dass sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Eine Sepsis verläuft daher schlimmstenfalls tödlich. Wenn nicht, verursacht sie nicht selten belastende Langzeitfolgen, die unter dem Sammelbegriff Post-Intensive-Care-Syndrom zusammengefasst werden. ("Post" heißt "nach", "Intensive Care" ist die englische Bezeichnung für eine intensivmedizinische Behandlung.) Langzeitfolgen einer Sepsis Im Rahmen des Post-Intensive-Care-Syndroms, das sich nach einer Sepsis entwickeln kann, ist insbesondere mit folgenden Symptomen zu rechnen: Funktionsstörung des Gehirns (septische Enzephalopathie), die sich durch Verwirrtheit, Gedächtnisprobleme, Störungen von Aufmerksamkeit, Schlaf-Wach-Rhythmus, Wahrnehmung und Emotionen äußert. Fachleute sprechen auch von "Delir". kognitive (also geistige) Dysfunktion: Rund ein Drittel der Betroffenen trägt langfristige geistige Einschränkungen davon, die sich insbesondere in Gedächtnis-, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen äußern – teilweise vergleichbar mit Symptomen einer leichten Alzheimer-Demenz. seelische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Ungefähr ein Viertel der Überlebenden hat noch Monate nach der Behandlung mit Angst, Flashbacks oder Schlafstörungen zu tun. Mitunter zeigen sich die Symptome erst Monate oder sogar Jahre später. Angehörige sind im Übrigen ebenfalls häufig betroffen. Nerven- und Muskelschäden, die sich unter anderem durch Muskelschwäche, Müdigkeit, Lähmungen, Gefühlsstörungen, Koordinationsprobleme, Schmerzen und teilweise Schluckbeschwerden bemerkbar machen können. Diese Spätfolgen sind bei der Entlassung aus dem Krankenhaus noch nicht unbedingt erkennbar. Selbst Hausärztinnen und Hausärzte kennen sich häufig nicht gut mit dem Post-Intensive-Care-Syndrom aus, weshalb sie mögliche Anzeichen dafür unter Umständen übersehen oder falsch einordnen. Daher sollte zum einen im Entlassbericht des Krankenhauses auf das Syndrom hingewiesen werden. Zum anderen ist es wichtig, dass Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen gut darüber informiert sind. So können sie im weiteren Verlauf gezielt darauf achten und rechtzeitig Hilfe suchen, wenn sie Anzeichen für das Post-Intensive-Care-Syndrom feststellen. Spätfolgen der Sepsis – was tun? Treten nach einer Sepsis körperliche, psychische und/oder geistige Spätfolgen auf, ist es entscheidend, dass Betroffene rechtzeitig eine professionelle Behandlung erhalten, entweder ambulant oder im Rahmen einer Reha. Welche therapeutischen Maßnahmen im Einzelfall notwendig sind, hängt von den genauen Beschwerden ab: Bei seelischen Symptomen wie Depression oder Angst ist eine Praxis für Psychotherapie (mit Qualifikation für Traumatherapie) eine geeignete Anlaufstelle. Bei durch Nerven- beziehungsweise Muskelschäden verursachten Symptomen wie Schwäche oder Lähmungen sollten Betroffene sich an eine Praxis für Neurologie wenden. Bei geistigen Einschränkungen kann eine Neurologin oder ein Neurologe ebenfalls weiterhelfen. Alternativ ist auch eine neuropsychologische Behandlung angebracht. Teil davon können beispielsweise gezielte Übungen für Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration sein. Zudem erhalten Erkrankte Unterstützung im Umgang mit ihren seelischen Belastungen wie Ängsten oder Überforderung. Abgesehen davon kann der Kontakt mit anderen Betroffenen hilfreich und tröstlich sein. Bei der Suche nach einer passenden Selbsthilfegruppe kann die Deutsche Sepsis-Hilfe e. V. unterstützen.