Sepsis-Erreger: Oft sind es Bakterien, aber nicht immer

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Zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kann es kommen, wenn eine Infektion außer Kontrolle gerät. Welche Erreger besonders häufig dahinterstecken, erfahren Sie hier. Die Sepsis ist die schwerwiegendste Komplikation, die eine Infektion – und zwar so gut wie jede Art von Infektion – nach sich ziehen kann. Ob Lungenentzündung , Harnwegsinfekt, Herzklappenentzündung, Abszess oder Bauchfellentzündung : Wann immer Erreger in den Körper eindringen und eine Entzündung hervorrufen, kann im schlimmsten Fall eine Sepsis entstehen. Ob das geschieht oder nicht, hängt nicht vom Erreger ab, sondern von der Immunantwort der infizierten Person: Fachleute definieren eine Sepsis als akut lebensbedrohliche Funktionsstörung eines oder mehrerer Organe infolge einer fehlgesteuerten Immunantwort auf eine Infektion. Einfach gesagt: Eine Sepsis kann sich entwickeln, wenn die körpereigene Abwehr nicht wirksam und angemessen auf die Keime reagiert. Welche Erreger bergen die Gefahr einer Sepsis? In den meisten Fällen sind Bakterien für eine Sepsis verantwortlich. Welche Bakterienarten als Auslöser vorherrschen, hängt dabei unter anderem von der Region, dem Infektionsursprung und der Altersgruppe der Patientinnen und Patienten ab. Häufige bakterielle Erreger sind: Escherichia coli (E. coli) Klebsiella pneumoniae Pseudomonas aeruginosa Proteus mirabilis Staphylococcus aureus Staphylococcus epidermidis Enterococcus Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) Viele davon sind klassische "Krankenhauskeime", die besonders für immungeschwächte und/oder vorerkrankte Patientinnen und Patienten in Kliniken zur Gefahr werden können. Dazu zählen etwa Pseudomonas, Klebsiella, Enterokokken und Staphylococcus epidermidis. E. coli, Proteus, Staphylococcus aureus und Pneumokokken können hingegen auch bei Gesunden schwere Infektionen verursachen. Bei E. coli, einem eigentlich harmlosen Darmbakterium, passiert das beispielsweise, wenn es in die Harnwege gelangt. Oft bleibt es bei einer harmlosen Blasenentzündung , die von selbst wieder abklingt. Unter bestimmten Bedingungen – etwa wenn der Urinabfluss gestört ist – können sich die Erreger jedoch weiter ausbreiten, eine Nierenbeckenentzündung auslösen und sich ohne Behandlung bis hin zu einer lebensbedrohlichen Sepsis entwickeln. Neben Bakterien können auch Pilze (z. B. Candida albicans), Viren (wie SARS-CoV-2) oder Parasiten eine Sepsis verursachen. Die Erreger sind nicht die alleinige Ursache Wie eingangs erwähnt, ist die Art des Erregers nicht so entscheidend für die Entstehung einer Sepsis. Nicht jede Person, die an einem Infekt mit den oben erwähnten Keimen erkrankt, hat gleich eine Sepsis zu befürchten. Gelingt es dem Immunsystem, die Erreger gezielt und mit einer gut abgestimmten Entzündungsreaktion abzuwehren, bleibt der Infekt örtlich begrenzt und klingt im besten Fall wieder ab. Eine Sepsis entwickelt sich, wenn bei der Immunantwort "etwas schiefgeht" – etwa, weil das Immunsystem aufgrund einer Erkrankung in seiner Funktion gestört ist. Schafft der Körper es nicht, die Keime in Schach zu halten und zu bekämpfen, erhalten sie im ungünstigsten Fall die Gelegenheit, sich von der Eintrittspforte aus über die Blutbahn im gesamten Organismus auszubreiten. Dann reagiert der Körper mit vielen Abwehrmechanismen gleichzeitig, die allerdings eher schaden als helfen. Die überschießende Entzündungsreaktion führt unter anderem dazu, dass: die Blutgefäße undicht werden und Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe entweicht. So bilden sich Wassereinlagerungen (Ödeme), und der Blutdruck sinkt stark ab. die Blutgerinnung übermäßig aktiviert wird, sodass kleinste Blutgerinnsel (Mikrothromben) entstehen. Das hat gefährliche Konsequenzen: Lebenswichtige Organe wie Lunge, Leber, Darm, Nieren und Gehirn werden nicht mehr richtig durchblutet und dadurch geschädigt – im schlimmsten Fall, bis sie versagen. Das Herz versucht, die Durchblutung der Organe aufrechtzuerhalten, indem es schneller pumpt. Dadurch wird es jedoch überlastet, was letztlich in eine Herzschwäche münden kann. Sepsis trifft vor allem Risikogruppen Viele Menschen, die an einer Sepsis erkranken, haben ein beeinträchtigtes oder noch nicht ausgereiftes Immunsystem. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören: chronische Erkrankungen der Lunge, Leber oder des Herzens Diabetes Krebserkrankungen regelmäßige Blutwäschen (Dialysen) eine fehlende Milz höheres Lebensalter (über 60) Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt das Säuglingsalter (insbesondere bei Frühgeborenen) Mangelernährung Drogenabhängigkeit (auch Alkoholismus) eine noch nicht lange zurückliegende Operation (weniger als 4 Wochen) künstliche Herzklappe oder Gelenk Ob und inwieweit das Immunsystem im jeweiligen Fall geschwächt ist, hängt aber vom individuellen Gesundheitszustand ab. Um das eigene Infekt- und Sepsisrisiko besser einzuschätzen, ist es daher empfehlenswert, ärztlichen Rat einzuholen.
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