Norwegens Skispringer kommen im Anzug-Skandal milde davon. Das deutsche Team ist davon wenig begeistert. Das milde Strafmaß für Norwegens Top-Skispringer Marius Lindvik und Johann André Forfang hat beim deutschen Team nur wenig überrascht. Im Manipulationsskandal werden die beiden Athleten insgesamt drei Monate gesperrt und müssen zudem keine nachträgliche Aberkennung ihrer WM-Resultate von den Titelkämpfen in Trondheim fürchten, wie der Weltverband Fis auf Anfrage bestätigte. Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher hat sich mit dem Ausgang abgefunden – und verhalten Kritik geäußert. "Wir hatten uns bereits auf dieses Urteil eingestellt und werden es so akzeptieren", sagte der 55-Jährige am Sonntag dem Sport-Informations-Dienst: "Auch wenn das gesamte Team alles gegeben hat, um bei den Weltmeisterschaften maximal erfolgreich sein zu können, und deshalb im Rückblick ein schaler Beigeschmack bleibt." Sperren und Geldstrafen: Urteil im Skisprung-Skandal gefallen Vor Anzugskandal-Urteil: Sein Sieg befeuert die Wut der Konkurrenz Olympiasieger Andreas Wellinger, der auf der Normalschanze Silber hinter Lindvik gewann, wird damit auch nicht nachträglich zum Weltmeister erklärt. "Nach vorne schauen" Von der dreimonatigen Sperre soll die bereits verbüßte Zeit abgezogen werden. Lindvik und Forfang waren nach dem WM-Skandal rund drei Wochen suspendiert worden. Die weitere Sperre können die beiden Norweger nun in den Monaten absitzen, in denen der Weltcup ohnehin nicht läuft. Wenn es am 21. November im Lillehammer wieder losgeht, können Lindvik und Forfang zurückkehren. "Wichtig ist es, jetzt nach vorne zu schauen. Die Fis hat mit den neuen Regeln einen ersten Schritt dafür getan, unseren Sport wieder glaubwürdiger zu machen", fügte Horngacher an. Zwar wird es zur neuen Saison ein strengeres Reglement geben. Doch ob und wie ein sofortiger Neustart mit Lindvik und Forfang zur Glaubwürdigkeit der Schanzen-Sportart beiträgt, bleibt abzuwarten. Die Titelkämpfe Ende Februar und Anfang März waren von dem Eklat um manipulierte Anzüge überschattet worden. Auf anonym gefilmten und veröffentlichten Videos war zu sehen, wie das norwegische Team Wettkampfanzüge auf unzulässige Art und Weise bearbeitet. Es wurde eine nicht erlaubte Naht angebracht, die für mehr Stabilität beim Flieger in der Luft sorgen soll. Noch während der Saison und kurz nach der WM wurden drei Betreuer und fünf Springer vorläufig suspendiert. Nach den Untersuchungen des unabhängigen Ethik-Büros – in fünf Monaten wurden 38 Zeugen befragt und 88 Beweisstücke gesichtet – blieben von den Sportlern nur noch Weltmeister Lindvik und Team-Olympiasieger Forfang übrig. Beide stimmten nun zu, dass sie die nächtlichen Anpassungen hätten prüfen und Fragen dazu stellen sollen. Ihnen wird allerdings kein tatsächliches Wissen um die Manipulationen vorgeworfen. Rivale Wellinger, der im WM-Einzel auf der Normalschanze nur 2,3 Punkte hinter Lindvik landete, bezweifelte diese Version von Anfang an. Wellinger bezweifelt Lindviks Version "Als Skispringer merkst du sofort, wenn an deinem Anzug rumgefummelt wurde. Auch wenn dir niemand vorher was gesagt hat", hatte der deutsche Skisprung-Star "Zeit Online" gesagt. Wellinger ergänzte: "Erst recht merkst du das in diesem Fall, weil hier eine stabilisierende Naht vom Bein bis zum Schritt eingezogen wurde. Der Anzug wird dadurch deutlich unbeweglicher. Wer das nicht merkt, merkt gar nichts mehr." Offen ist noch, wie bei den Verantwortlichen geurteilt wird. Der norwegische Sender TV2 hatte zuletzt gemeldet, dass gegen Cheftrainer Magnus Brevig und zwei Assistenten 18-monatige Sperren angestrebt würden. Lindvik hatte auf der Normalschanze WM-Gold vor Wellinger gewonnen. Außerdem gewannen er und Forfang Medaillen mit dem Team sowie der Mixed-Auswahl.