Sky du Mont blickt im Gespräch mit t-online nicht nur auf seine Karriere zurück, sondern auch in die Zukunft. Vor allem beim Thema Tod lässt er aufhorchen. "Ich habe das nie als Berufung gesehen", sagt Sky du Mont im Interview mit t-online über seine jahrzehntelange Schauspielkarriere. Der 78-Jährige zieht ein ehrliches Fazit über die Licht- und Schattenseiten seiner Arbeit – vom Textlernen, das er "gehasst" habe, bis zu den Momenten, in denen er sich am Set für Kollegen einsetzen musste. Heute denkt er lieber über gesellschaftliche Fragen, Sterbehilfe und das Recht auf Selbstbestimmung nach – und darüber, wie froh er ist, in einem Staat wie Deutschland zu leben. t-online: Herr du Mont, wieso wollen Sie das Filmgeschäft hinter sich lassen? Sky du Mont: Ich habe das schon vor 15, 20 Jahren ganz bewusst für mich entschieden. Ich bin jetzt zwei Jahre vor meinem 80. Geburtstag – andere gehen mit 65 in Rente . Da war für mich klar: Ich höre auf. Ich habe das nie als große Leidenschaft gesehen. Es lief gut, ich habe Geld verdient, aber diese Berufung, von der viele sprechen – die hatte ich nie. Vermissen Sie das Drehen nicht? Nein. Es gab Produktionen, die mir Freude gemacht haben, klar. Aber vieles war auch harte Arbeit, mit langen Wartezeiten, Wohnwagen, Dixi-Klo. Textlernen habe ich gehasst. Theater war etwas anderes – da erlebt man das Stück als Ganzes, es entsteht ein Flow. Beim Film ist es immer nur Stückwerk. Gibt es etwas, worauf Sie besonders stolz sind? Nicht auf ein einzelnes Projekt. Aber darauf, wie ich mich verhalten habe. Ich habe mich immer für Fairness eingesetzt. Wenn jemand am Set schlecht behandelt wurde, habe ich eingegriffen, auch wenn es mir Ärger eingebracht hat. Ich war nie einer, der nur Karriere machen wollte. Sie haben sich viel mit Ihrer eigenen Vergänglichkeit auseinandergesetzt. Fürchten Sie den Tod eigentlich? Nein. Aber ich habe klare Vorstellungen. Ich möchte nicht hilflos, verwirrt oder leidend irgendwo liegen. Ich möchte selbst bestimmen, wann ich gehe. Sie sind für die Sterbehilfe? In der Schweiz gibt es "Exit", auch in anderen Ländern wie den Niederlanden gibt es Möglichkeiten. In Deutschland ist das schwierig, auch wegen unserer Geschichte. Aber für mich steht fest: Ich möchte die Entscheidung selbst treffen können. Also, ja? Ja, ich halte es mit der Freiheit des Einzelnen und dem Recht zur Selbstbestimmung: Ich finde es gut, wenn ein Mensch selbst entscheiden kann, wann es Zeit ist, zu gehen. Offenbar eine Sache, mit der Sie in Deutschland nicht einverstanden sind. Aber was schätzen Sie an Ihrem Land? Alles, was eine funktionierende Demokratie ausmacht. Wir haben Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit, soziale Absicherung. Ich kann laut sagen, dass ich mit der Regierung unzufrieden bin – und werde nicht verhaftet. Das ist nicht selbstverständlich. Ich habe in England, Frankreich , der Schweiz und Amerika gelebt. Deutschland ist mir am liebsten. Dennoch scheint vielen Menschen dieser Wert aus dem Blick geraten zu sein. Ja, leider. Viele beklagen sich über alles Mögliche: Baustellen, Züge, Internet – zurecht, klar. Aber sie vergessen das große Ganze. Wir haben das große Los gezogen. Wer das nicht sieht, lebt in einer gefährlichen Realitätsverzerrung. Unsere politische Mitte scheint allerdings immer mehr zu zersplittern. Halten Sie Koalitionen, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebten, für ein demokratisches Erfolgsmodell? Natürlich dauert es länger, wenn sich Parteien abstimmen müssen. Aber genau das ist Demokratie. Unterschiedliche Perspektiven, die aufeinanderprallen, sich austarieren. Eine starke Einzelregierung ist vielleicht effizienter – aber selten gerechter. Sie waren einmal FDP-Mitglied, verließen die Partei aber nach den damals geplatzten Jamaika-Verhandlungen. Wie blicken Sie heute auf die Partei? Mit Wehmut. Die FDP war einmal ein starkes Element für Liberalität, das ist heute fast verschwunden. Politiker wie Baum oder Genscher – das waren große Persönlichkeiten. Heute ist das politische Personal auf der ganzen Welt armseliger geworden. Nicht nur bei uns, auch in Amerika oder England. Womit wir bei der AfD wären: Wie blicken Sie auf das Erstarken dieser Partei? Sie macht mir Sorgen. Es wäre fatal, wenn ein Land mit dieser Geschichte weiter auf solch eine Partei hereinfällt. Aber ich bin überzeugt: Das Parteiensystem an sich funktioniert. Wenn sich demokratische Parteien zusammentun und konstruktiv arbeiten, kann das sehr viel Gutes hervorbringen – und wird absehbar auch dazu beitragen, den Einfluss der AfD zu minimieren. Sie sind mit Ihrer Mutter etwa sechs Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nach München gekommen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt? Ich war vier oder fünf Jahre alt. Es war eine Zeit des Mangels. Ich kann mich an wenig erinnern, aber ich weiß noch, wie sich Hunger anfühlt. Das prägt. Auch heute noch. Ich esse gut, lebe gut – aber ich vergesse das nie. Hat Sie das zu einem bescheideneren Menschen gemacht? Vielleicht nicht bescheiden im klassischen Sinn, aber mit klarem Blick. Ich fahre ein gutes Auto, gehe manchmal in teure Restaurants, ja. Aber ich behandle alle Menschen gleich. Ich unterscheide nicht zwischen Stand oder Status. Nur im Verhalten. Stichwort: Schere zwischen Arm und Reich. Sollte es eine stärkere Umverteilung geben? Höhere Steuern für Vermögende? Ich bin bereit, mehr zu geben, wenn ich weiß, wofür. Der Staat müsste transparenter machen, was mit dem Geld passiert. Wenn mehr Wohnungen gebaut werden, bin ich sofort dabei. Aber oft fehlt dieses Vertrauen. Sehen Sie denn bestimmte soziale Schieflagen in unserem System? Ja. Wir haben viele Geflüchtete aufgenommen, das war richtig. Aber Lehrer werden weniger, Klassen größer, Unterricht fällt aus. Die Qualität leidet. Ich sehe das bei meinem Sohn. Und ich frage mich: Wo ist all das Geld? Sie meinen Ihren Sohn, mit dem Sie zusammenleben. Wie ist das? Eine Art Männer-WG. Er ist oft unterwegs, wir zocken getrennt. Aber er ist da. Und wenn ich nachts aufwache und sehe, dass das Licht brennt, dann weiß ich: Ich bin nicht allein. Dieses Gefühl ist viel wert. Fürchten Sie Einsamkeit? Ja. Ich kenne viele alte Menschen, die einsam sind. Ich selbst habe Familie, Freunde, aber ich weiß, wie schnell das kippen kann. Nähe ist etwas Kostbares. Sie waren viermal verheiratet und sagten einmal: "Drei waren zu viel." Ja, das stimmt. Zwei Ehen habe ich verbockt, zwei meine Partnerinnen. Ich hätte mir mehr Zeit nehmen sollen – oder mehr Geduld. Mit Mirja hatte ich einen Ehevertrag – das war fair, und wir sind bis heute befreundet. Bei den anderen war das deutlich schwieriger. Finanziell? Ja, auch das. Ich habe meine Partnerinnen immer abgesichert. Wer mit mir gelebt hat, verdient auch einen Teil meines Erfolgs. Das war mir wichtig. Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker.