Sodbrennen: Wie wirksam sind Alginate?

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Sodbrennen betrifft viele Menschen. Gegen den Rückfluss der Magensäure sollen Alginate helfen. Was bringt der Wirkstoff aus Algen wirklich? Ein brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, saures Aufstoßen bis hin zu einem Brennen im Rachen: Fließt Magensäure in die Speiseröhre zurück, ist das unangenehm. Oft können Ernährungsanpassungen, Gewichtskontrolle und Rauchstopp Sodbrennen lindern. Manchmal sind zusätzlich Medikamente nötig, etwa bei bestehender Refluxkrankheit . Wie wirksam sind die aus Braunalgen gewonnenen Alginat-Präparate? Sodbrennen – warum es hinter dem Brustbein brennt Normalerweise ist der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen geschlossen. Lockert sich der Muskel zwischen Speiseröhre und Magen, der Ösophagussphinkter, kann sich Mageninhalt nach oben drücken. Besteht zusätzlich eine verstärkte Magensäurebildung, macht sich die Reizung der Schleimhäute durch Sodbrennen bemerkbar. Tritt Sodbrennen nur hin und wieder auf, ist das unbedenklich. Fast jeder kennt das brennende Aufstoßen, etwa nach einem sehr üppigen und fettreichen Essen. GERD: Wenn Sodbrennen zum Dauerproblem wird Kommt Sodbrennen ständig vor, kann eine Refluxkrankheit die Ursache sein. Die gastroösophageale Refluxkrankheit, kurz GERD (engl. "gastroesophageal reflux disease"), ist die häufigste Ursache einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis). Die Entzündungsprozesse entstehen, weil die Schleimhaut der Speiseröhre immer wieder Magensäure, Verdauungsenzymen und (seltener) Gallensaft ausgesetzt ist. Warum ständiges Sodbrennen kritisch ist Die ständige Reizung der Speiseröhre ist für die Betroffenen nicht nur belastend. Bleibt eine Speiseröhrenentzündung unbehandelt, können mit der Zeit Schleimhautveränderungen entstehen. Experten sprechen von "Barrett-Ösophagus". Laut dem Bundesministerium für Gesundheit entsteht ein Barrett-Ösophagus bei etwa 5 von 100 Personen mit Reflux. Mit einem Barrett-Ösophagus steigt das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Schätzungen gehen davon aus, dass von 1.000 Betroffenen mit Reflux in den kommenden zehn Jahren 10 Personen Speiseröhrenkrebs entwickeln. Sodbrennen behandeln: Diese Wirkstoffe helfen Stellt der Arzt die Diagnose GERD, ist ergänzend zu Ernährungsanpassungen, Gewichtskontrolle, Rauchstopp und einer verbesserten Schlafsituation (Schlafen mit hochgelagertem Oberkörper oder auf der n Seite) die Einnahme von Medikamenten empfohlen. Für die medikamentöse Therapie gegen Sodbrennen kommen Protonenpumpenhemmer (PPI), etwa Omeprazol und Pantoprazol, sowie H2-Rezeptorblocker (H2R-A), wie Ranitidin und Famotidin, zur Anwendung. Beide unterdrücken die Bildung von Magensäure aus den Drüsenzellen im Magen. Laut dem Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI) können Protonenpumpenhemmer die Säureproduktion um bis zu 90 Prozent reduzieren, H2-Blocker um bis zu 60 Prozent. Braunalgen gegen Sodbrennen: Wie Alginate wirken Alginate gehören ebenfalls zu den Wirkstoffen gegen Sodbrennen. Alginate werden aus den Zellwänden von bestimmten Braunalgen gewonnen. Zur Herstellung wird die Alge gereinigt, getrocknet und extrahiert. Die dabei gewonnenen Natrium- oder Kalziumalginate bilden im Magen ein schützendes Gel, welches sich ähnlich wie ein Deckel auf den Mageninhalt legt. Diese "Alginat-Barriere" soll verhindern, dass Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt. Alginate werden in Form von Kautabletten oder Suspensionen 15 bis 30 Minuten nach dem Essen oder vor dem Zubettgehen eingenommen. Die Vorteile: Alginate sind sofort und für mehrere Stunden wirksam. Zudem sind Alginate nicht systemisch wirksam. Sie werden nicht vom Körper aufgenommen, sondern über den Darm wieder ausgeschieden. Wann sind Alginat-Präparate bei Sodbrennen geeignet? Alginat-Präparate werden vor allem bei gelegentlichem, leichterem Sodbrennen oder Reflux ohne übermäßige Säurebildung eingesetzt. Studien deuten darauf hin, dass Alginat-Präparate bei milder oder moderater GERD dem PPI Omeprazol ebenbürtig sind. Allerdings gibt es keine guten Studien, die zeigen, dass Alginate bei einer ausgeprägten Refluxkrankheit die Symptome ausreichend lindern. Einen Versuch können sie dennoch wert sein. Alginate gelten als gut verträglich, beispielsweise für Schwangere oder ältere Menschen. Auch wer Protonenpumpenhemmer oder H2-Blocker nicht gut verträgt, kann es mit Alginat-Präparaten versuchen. Laut der Leitlinie "Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis" der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) können testweise Antireflux-Präparate wie Alginate und Antazida eingesetzt werden, wenn Betroffene mit der Linderung der Symptome durch diese Mittel zufrieden sind. Antazida sind Mittel, welche die Magensäure neutralisieren. Was bei der Einnahme von Alginat-Präparaten zu beachten ist Alginat-Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wer regelmäßig andere Medikamente nimmt, sollte ärztlichen Rat einholen, denn es können Wechselwirkungen auftreten. So können Alginate etwa die Aufnahme von Arzneistoffen im Magen-Darm-Trakt hemmen, wenn sie zu dicht nacheinander eingenommen werden. Mindestens zwei Stunden Abstand sind empfohlen. Auch bei einer Nierenerkrankung, Herzerkrankungen sowie Erkrankungen von Magen oder Darm sollten Menschen mit Sodbrennen Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin halten. Das gilt auch in der Schwangerschaft und während der Stillzeit. Bei einer empfindlichen Verdauung ist ebenfalls Vorsicht geboten. Nebenwirkungen wie Völlegefühl , Blähungen und leichter Durchfall sind möglich. Wer anhaltend Probleme mit Sodbrennen hat, sollte ärztlich untersuchen lassen, ob hinter den Beschwerden eine behandlungsbedürftige Refluxkrankheit oder eine andere Krankheit steckt.
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