Eine bestimmte Körperflüssigkeit ist ein biologisches Wunder: Sie enthält Hormone und Botenstoffe, die positiv auf Gemüt, Haut und Haar wirken könnten. Zugegeben, Sperma ist als Thema vielleicht nicht unbedingt smalltalkfähig, ansonsten aber zweifellos bemerkenswert: als eine Wundersubstanz der Natur, die Testosteron enthält, Östrogen und andere Geschlechtshormone, außerdem den einen oder anderen Botenstoff. In Spuren sind zudem bioaktive Substanzen wie Prostaglandine, Oxytocin, Melatonin und Serotonin-Vorstufen enthalten – also ein kleines hormonelles Allroundpaket. Eine vielzitierte Studie hat festgestellt, dass Frauen seltener von Depressionen betroffen sind, wenn sie mit ihren Partnern ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Dabei wird nämlich ein Teil dieser Substanzen über die Vaginalschleimhaut aufgenommen und kann im Kreislauf der Frauen wirken – zumindest theoretisch. Wissenschaftlich gesichert ist dieser Zusammenhang noch unvollständig. Liegt der letzte Sex dann mal wieder eine Weile zurück, klopfen unter Umständen auch die Depressionen wieder an. Kondome sind zwar ein guter Schutz gegen Geschlechtskrankheiten, allerdings entgeht der Frau dadurch auch ein Schuss Glück, mitunter sogar eine Verbesserung ihres Hautbildes. All die Hormone im Sperma haben einen Einfluss auf unser Gemüt – ebenso wie auf Hautbalance und Haarwachstum. Ein Mix aus verschiedenen Sekreten Sperma geht zurück auf den griechischen Begriff für Same, wörtlich "das, was gesät wird", vom griechischen speirein – säen. Es spielt bekanntermaßen eine entscheidende Rolle bei unserer Fortpflanzung. Sperma setzt sich zusammen aus Spermien (Samenfäden, Spermatozoen), die in den Hoden gebildet und in den Nebenhoden gereift werden. Zugesetzt werden verschiedene Sekrete der männlichen Drüsen – Samenbläschen, Prostata und Cowper-Drüsen (nicht die Nebenhoden – die reifen nur, produzieren aber kein Sekret). Dazu kommen noch einige nicht ausgereifte Keimzellen und Epithelzellen, die sich auf dem Weg durch den Samenleiter und die männliche Harnröhre der Mission anschließen. Auch ein paar Leukozyten (weiße Blutkörperchen mit Immunfunktion) sind mit von der Partie. Heraus kommt (im wahrsten Sinne des Wortes) eine milchig-weiße bis leicht gelbliche, leicht alkalische Flüssigkeit, die den größten Teil des Ejakulats – also der beim Orgasmus verschossenen Flüssigkeit – ausmacht. Sie enthält Fructose, Eiweiße und weitere chemische Verbindungen, die als Energiequelle dienen und die Beweglichkeit der Spermien stabil halten. Die Prostata steuert – als eine Art Dip – eine leicht saure und milchig-weiße Flüssigkeit bei und spendiert darin Enzyme wie PSA (Prostata-spezifisches Antigen), außerdem Zink und Zitronensäure, die das Ejakulat schön verflüssigen und die Beweglichkeit der Spermien anfeuern. Durch das stark alkalische Sekret der Samenbläschen wird der Gesamtsperma-pH dann auf leicht basisch eingestellt – was für Spermien günstiger ist. Millionen Zellen auf jeden Milliliter Die unterhalb der Prostata liegenden sogenannten Cowper-Drüsen geben ein schleimhaltiges Sekret ab, das kurz vor der Ejakulation in der Harnröhre landet, um den Transportweg ordentlich zu schmieren und saure Urinreste zu neutralisieren, damit die Spermien besser überleben. Sie bilden auch schon den Lusttropfen, der ein natürliches Gleitmittel ist. Die bei einem Samenerguss in den Geschlechtspartner, ins Betttuch, Badewasser oder in das grüne Gras geschleuderte durchschnittliche Flüssigkeitsmenge schwankt zwischen mickrigen 2 bis 6 Millilitern – hat also nicht gerade Rasensprenger-Niveau. Bedenkt man aber, dass in jedem Milliliter 15 bis 200 Millionen Samenzellen herumpaddeln, hört sich das schon potenter an. Bei häufigerem Partnersex in kurzen Zeitintervallen und/oder intensiverer Handarbeit kann diese Konzentration etwas schwächer ausfallen, durch längere Enthaltsamkeit aber dann wieder aufgefrischt werden. Auch die Flüssigkeitsmenge fällt dann üppiger aus. Zenit der Zeugungsfähigkeit Genau aus diesem Grunde verordnet der Androloge – das ist der Facharzt für die männlichen Geschlechtsorgane und deren Funktionieren bei der Fortpflanzung – eine absolute sexuelle Abstinenz von drei bis fünf Tagen (Karenz), bevor seine Patienten in den kuscheligen Praxisräumen in einen Probenbehälter ejakulieren dürfen. Erst nach dieser Stillhaltefrist nämlich erhält er unter dem Mikroskop ein authentisches Bild zur Spermienqualität und kann Schlussfolgerungen zur Zeugungsfähigkeit des Patienten ziehen. Gemessen werden neben der Anzahl der Spermien auch ihre Beschaffenheit (Morphologie) und ihre Beweglichkeit (Motilität). Die Zeugungsfähigkeit beginnt beim Mann schon mit dem ersten Samenerguss in der Pubertät und erreicht in der Mitte der Zwanziger ihren Zenit. Dann ist glücklicherweise noch jahrzehntelang vieles möglich. Wer dafür die Produktion und die Qualität seiner Spermien verbessern möchte, achtet auf Zink, Folsäure , Selen, L-Carnitin, Coenzym Q10 – und idealerweise auch auf Vitamin D . Folsäure steckt in diversen Lebensmitteln, etwa in Hülsenfrüchten (Bohnen, Erbsen), in Grünkohl , Weißkohl und Spinat, in Nüssen, Samen, aber auch in Leber. Vorsicht vor Handys in der Hosentasche Wenn’s dann trotzdem nicht so klappt mit dem Nachwuchs, sind verschiedene Diagnosen möglich. Bei der Oligospermie finden sich zu wenige Spermien im Ejakulat (nach WHO-Kriterien weniger als 15 Millionen im Milliliter), bei Azoospermie überhaupt keine. Im Falle einer Asthenozoospermie bewegen sich weniger als 40 Prozent der Spermien vorwärts. Und wenn von Teratozoospermie die Rede ist, sind mehr als 96 Prozent der Spermien abnormal verformt. Sind alle bisher genannten Faktoren gestört, wird das Fachwort noch länger, weil eine Oligoasthenoteratozoospermie diagnostiziert wird. Bei der Aspermie wird schlicht gar kein Ejakulat ausgeworfen. Der moderne Mann hat leider einen Rückgang seiner Spermienqualität und -quantität zu verzeichnen. Dafür verantwortlich gemacht werden neben dem Lebensstil auch Weichmacher, Pestizide, hormonaktive Substanzen aus Kunststoffen, Luftverschmutzung oder gar Handystrahlung. Das Smartphone also bitte nicht direkt am Hoden tragen, sondern besser 50 Zentimeter entfernt aufbewahren. Verantwortlich dafür ist nicht nur die Wärme, sondern vermutlich auch die Strahlung. Die Sitzheizung im Auto und der Fahrradsattel sind ebenfalls Verhütungsmittel, wenngleich nicht ganz zuverlässig. Hoden mögen es im Allgemeinen 2–4 Grad kühler als die 37 Grad Körperkerntemperatur, weshalb sie auch draußen abhängen. Alkohol und Nikotin vermeiden Durch die Vielfalt der Ursachen für die beeinträchtigte Zeugungsfähigkeit des Mannes variieren auch die Möglichkeiten des Arztes, hier zu Verbesserungen zu kommen. Sie reichen von der Bekämpfung bakterieller Infektionen, über Medikamente, Hormonbehandlungen bis hin zu chirurgischen Eingriffen. In manchen Fällen reicht auch schon eine Änderung des Lebensstils – unter Verzicht auf Alkohol und Nikotin, mit Stressabbau, regelmäßiger Bewegung, gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und einem normalen BMI (Body-Mass-Index). Wissenschaftler haben vor einigen Jahren entdeckt, dass der in allen Körperzellen vorkommende Stoff Spermidin, der aber hochkonzentriert vor allem im Sperma schlummert – und davon auch seinen wohlklingenden Namen hat –, das Leben von damit gefütterten Fliegen, Würmern, Hefen, Mäusen und menschlichen Immunzellen verlängern kann. Der Effekt beruht vermutlich auf der Förderung der sogenannten Autophagie – eine Art zelluläres Selbstreinigungsprogramm, das Alterungsprozesse verlangsamen kann. Reflexartig rückt Spermidin als möglicher neuer Jungbrunnen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Kuriose Diskussionen um den Geschmack Spermidin kommt zwar auch in Weizenkeimen, Zitrusfrüchten, Sojabohnen, Käse und anderen Nahrungsmitteln vor, dennoch wird in vielen Freundinnenrunden über Sperma als potenzielle Anti-Aging-Kur diskutiert. Der Geschmack von Sperma hat eine gewisse Schwankungsbreite, manchmal wird er als salzig, süß, bitter, chlorartig oder metallisch eingeordnet – auch hier je nach Ernährung und Lebensführung des Spenders. Einige empfehlen, das Sperma-Aroma durch den Genuss von Ananas, Zitrusfrüchten oder Papaya aufzupeppen. Zwiebeln, Knoblauch oder Spargel dagegen geben eher eine Bitternote. Auch Flüssigkeitszufuhr, bestimmte Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel können Einfluss auf den Geschmack nehmen. Zu Risiken und Nebenwirkungen ist anzumerken, dass auch bei Oralverkehr Krankheiten übertragen werden können. Ganz gleich, zu welcher Geschmacksrichtung Sie nun tendieren – kommen Sie gesund durch die Zeit!