Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute geht es um Ihre Stromrechnung. Die Deutschen zahlen im Vergleich zu den europäischen Nachbarn recht viel für Strom. Aber auch innerhalb des Landes gibt es gravierende Unterschiede bei den Preisen, die Stromlieferanten verlangen. Viele Menschen haben einen überteuerten Stromvertrag und geben dadurch unnötig viel Geld aus. Ein t-online-Leser hat der Redaktion deshalb geschrieben. Er möchte wissen, was beim Strom eigentlich ein guter Preis ist und wie er erkennen kann, ob er zu viel bezahlt. Um der Frage auf den Grund zu gehen, sollten Sie mehrere Punkte prüfen. 1. Wie viel sollte eine Kilowattstunde Strom kosten? Vielleicht zahlen Sie "zu viel" für Ihren Strom, weil Sie einen schlechten Tarif erwischt haben. Dies gilt es zunächst herauszufinden. Denn: Es gibt Tausende verschiedene Stromtarife in Deutschland. Wer regelmäßig wechselt, kann ordentlich sparen. Nehmen Sie also Ihre Stromrechnung zur Hand und schauen auf den sogenannten Arbeitspreis: Diesen zahlen Sie pro genutzter Kilowattstunde (kWh) Strom. Im Jahr 2025 sollte der Arbeitspreis, den Sie bezahlen, zwischen 0,27 und 0,35 Cent pro Kilowattstunde liegen. Da die Preise aufgrund der Netzentgelte regional unterschiedlich ausfallen können, kann man nur schwer einen allgemeingültigen Preis nennen. Sehr viel höher als 35 Cent/kWh sollte der Preis aktuell (Stand: September 2025) allerdings nicht ausfallen. Zahlen Sie doch mehr, lohnt es sich, die Tarife zu vergleichen und gegebenenfalls zu wechseln. Um es handfest zu machen, haben wir hier berechnet, was Sie bei einem Arbeitspreis von 27 Cent und 35 Cent je nach Verbrauch pro Monat für Strom ausgeben würden. Rechnen Sie auf den genannten Preis fünf bis 15 Euro für den Grundpreis obendrauf, um einen angemessenen Abschlag zu erhalten. Der Grundpreis deckt dabei die Fixkosten des Stromanbieters; dieser fällt unabhängig von Ihrem Verbrauch immer an. Tabelle: Angemessene Stromkosten nach Verbrauch Verbrauch Monatlicher Strompreis bei 0,27 Cent/kWh Monatlicher Strompreis bei 0,35 Cent/kWh 1.500 kWh/Jahr 33,75 Euro/Monat 43,75 Euro/Monat 1.800 kWh/Jahr 40,50 Euro/Monat 52,50 Euro/Monat 2.000 kWh/Jahr 45 Euro/Monat 58,33 Euro/Monat 2.300 kWh/Jahr 51,75 Euro/Monat 67,08 Euro/Monat 2.500 kWh/Jahr 56,25 Euro/Monat 72,91 Euro/Monat 2.800 kWh/Jahr 63 Euro/Monat 81,66 Euro/Monat 3.000 kWh/Jahr 67,50 Euro/Monat 87,50 Euro/Monat 3.300 kWh/Jahr 74,25 Euro/Monat 96,25 Euro/Monat 3.500 kWh/Jahr 78,75 Euro/Monat 102,08 Euro/Monat 4.000 kWh/Jahr 90 Euro/Monat 116,66 Euro/Monat 4.300 kWh/Jahr 96,75 Euro/Monat 125,41 Euro/Monat 4.500 kWh/Jahr 101,25 Euro/Monat 131,25 Euro/Monat 2. Haben Sie den Abschlag richtig gewählt? Möglicherweise haben Sie einen angemessenen Tarif, zahlen aber trotzdem monatlich zu viel, einfach, weil der Stromanbieter Ihnen einen zu hohen Abschlag in Rechnung stellt. Dieser Abschlag wird in der Regel bei Abschluss des Stromtarifs vereinbart und basiert auf Ihrem zu erwartenden Stromverbrauch . Dabei kann es durchaus sein, dass der Stromanbieter etwas mehr verlangt, um sich einen Puffer zu verschaffen, falls Sie doch mehr als angegeben verbrauchen. Abgerechnet wird meist nach einem Jahr: Wenn Sie dann weniger verbraucht haben als bereits gezahlt, bekommen Sie den Überschuss zurück. Andernfalls müssen Sie nachzahlen. Aber Achtung: Es gibt Stromanbieter, die den Abschlag absichtlich zu hoch "schätzen". Darauf weist die Verbraucherzentrale hin: "Mehrere Anbieter fordern einen deutlich zu hohen Abschlag und nutzen diese Taktik, um sich einen zinslosen Kredit zu verschaffen." Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Abschlag zu hoch liegt, dürfen Sie diesen anpassen lassen. Viele Stromanbieter ermöglichen dies ganz bequem über ein Online-Portal, ansonsten können Sie dies in der Regel auch telefonisch klären. Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale finden Sie auch einen Rechner , der mittels einiger Angaben bestimmt, wie hoch Ihr persönlicher Abschlag sein müsste. 3. Haben Sie Ihren Zählerstand gemeldet? Schließlich zahlen Sie womöglich auch deshalb zu viel, weil Ihre Angabe zum Verbrauch nicht stimmt. Normalerweise werden Sie einmal im Jahr darum gebeten, Ihren Zählerstand abzulesen und zu melden. Das ist essenziell. Denn nur so wissen Ihr Stromanbieter und Netzbetreiber, wie hoch Ihr Verbrauch wirklich liegt. Sie dürfen den Wert auch ungefragt mitteilen, das geht meistens online auf den Portalen der Energieanbieter bzw. des Stromnetzbetreibers. Verbrauchen Sie zu viel Strom? Diese Werte gelten als normaler Stromverbrauch Sie sollten übrigens den Zählerstand nicht nur an Ihren Stromanbieter schicken, sondern auch an den Netzbetreiber. Denn der Stromanbieter ist nicht verpflichtet, die Zählerstände an den Betreiber weiterzureichen. Andersherum ist der Netzbetreiber auch nicht verpflichtet, die Zählerstände zu erfragen. Da beide Parteien aber Einfluss auf Ihre Rechnung haben, sollten Sie immer darauf achten, dass beide den aktuellen Stand haben. In den allermeisten Fällen werden Sie aber auch danach gefragt (von beiden). Wenn Sie den Zählerstand nicht mitteilen, dürfen Stromanbieter und Netzbetreiber Ihren Verbrauch schätzen. Das tun sie anhand vergleichbarer Haushalte. Nicht selten übersteigt der geschätzte Verbrauch allerdings Ihren echten Verbrauch deutlich, sodass Sie teils deutlich mehr zahlen, als Sie müssten. Das steckt alles im Strompreis Wenn Sie sich fragen, wie der Strompreis überhaupt zustande kommt, spielen drei wesentliche Komponenten hinein: Steuern, Abgaben und Umlagen: Sie machen fast 25 Prozent des deutschen Strompreises aus. Zu ihnen gehören die allgemeine Stromsteuer, Mehrwertsteuer und eine Abgabe ("Konzessionsabgabe") an die Kommunen, weil für die Stromlieferung kommunale Infrastruktur wie die Verteilnetze genutzt wird. Netzentgelte : Sie machen fast 32 Prozent des Strompreises aus und sind regional unterschiedlich. Sie sind der Preis, den der regionale Netzbetreiber verlangt, um den Strom zu transportieren und zu verteilen. Netzbetreiber finanzieren auch Instandsetzung und Ausbau der Infrastruktur. Mit dem Netzentgelt zahlen Sie auch für das Messen und Ablesen Ihres Stroms. Beschaffung, Vertrieb und Marge : Die verbliebenen 43 Prozent des Strompreises entfallen hierauf. Anders als bei den anderen Bestandteilen ist hier etwas mehr Bewegung drin. Die Marge etwa kann der Stromanbieter selbst festlegen und auch beim Einkaufspreis an der Strombörse gibt es für Anbieter Spielraum, je nachdem, wann und in welchen Mengen sie dort Strom abnehmen. Bei Abschluss eines Stromvertrags werden Ihnen darüber hinaus die Begriffe "Grundpreis" und "Arbeitspreis" begegnen. Der Grundpreis beinhaltet nur die Fixkosten, die Sie auch dann zahlen müssen, wenn Sie gar keinen Strom verbrauchen. Das sind zum Beispiel die Kosten, die beim Stromanbieter anfallen, um den Zähler abzulesen und zu warten sowie Ihre Stromrechnung zu erstellen. Der viel wichtigere ist daher der Arbeitspreis: Das ist das Geld, das Sie für den Verbrauch des Stroms pro Kilowattstunde zahlen. Gut zu wissen: Es gibt auch Stromtarife ohne Grundpreis. Dabei stellt der Energieanbieter nur den tatsächlich verbrauchten Strom in Rechnung, die Fixkosten werden ignoriert. Dafür ist aber der Arbeitspreis meistens höher. Diese Tarife können sich für Gartenlauben oder Ferienwohnungen lohnen, also dort, wo Sie im Schnitt nur wenig Strom nutzen.