Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Umso besser, wenn sie früh erkannt werden. Dafür gibt es ein neues Hilfsmittel. In Deutschland sind laut Deutscher Herzstiftung rund zehn Millionen Menschen von einer Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen. Allein an Herzschwäche, also Herzinsuffizienz, leiden schätzungsweise zwischen 2,5 und 4 Millionen Menschen. Vorhofflimmern betrifft etwa zwei Millionen Menschen, Tendenz steigend. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland – über 340.000 Menschen sterben jährlich daran. Je früher die Erkrankungen erkannt werden, desto besser. Nun zeigen Forscher: Ein KI-gestütztes Stethoskop könnte die Diagnose revolutionieren. Die Studie ist eine der bisher größten, die eine solche Technologie direkt in Hausarztpraxen getestet hat. Atlas zeigt: In Ostdeutschland mehr Herztote: Das sind die Gründe. So verlief der Test Insgesamt nahmen über 200 Hausarztpraxen an der Untersuchung teil. Die Forscher verglichen die Diagnosen aus 96 Praxen mit KI-Stethoskop mit denen aus 109 Praxen ohne. Mehr als 1,5 Millionen Patienten mit Symptomen wie Atemnot, Müdigkeit oder Beinschwellung wurden eingeschlossen. Das KI-Stethoskop sieht aus wie ein herkömmliches Untersuchungsgerät – mit einer Besonderheit: Es nimmt gleichzeitig Herzgeräusche und EKG-Daten auf und schickt diese in eine gesicherte Cloud. Dort analysiert eine Software die Informationen und erkennt feine Veränderungen im Herzschlag und Blutfluss, die dem menschlichen Ohr entgehen würden. Das Ergebnis Die Untersuchung dauert nur 15 Sekunden und diagnostiziert präziser als die Ärzte. Denn: Die Wahrscheinlichkeit, eine Herzinsuffizienz zu erkennen, war in der mit dem KI-Stethoskop 2,33-mal höher, für Vorhofflimmern sogar 3,45-mal höher, für Herzklappenerkrankungen lag der Wert bei 1,92. Die Ergebnisse erscheinen direkt auf dem Smartphone des Arztes, der dann weitere Tests wie ein Blutbild oder eine Ultraschalluntersuchung anordnet. "Das Design des Stethoskops ist seit 200 Jahren unverändert geblieben – bis heute", sagt Studienautor Dr. Patrik Bächtiger. "Es ist bemerkenswert, dass ein intelligentes Stethoskop für eine 15-sekündige Untersuchung verwendet werden kann und die KI dann schnell ein Testergebnis liefert, das zeigt, ob jemand an Herzschwäche, Vorhofflimmern oder einer Klappenerkrankung leidet." Mit dieser Technologie sei es möglich, drei Herzerkrankungen in nur einer Sitzung zu erkennen, so die Forscher. Einige Diagnosen nicht bestätigt Allerdings zeigte sich auch, dass das Gerät nicht unfehlbar ist. Etwa zwei Drittel der Fälle, bei denen das KI-Stethoskop auf Herzinsuffizienz hinwies, konnten später nicht bestätigt werden. Die Forscher räumen ein, dass dies zu unnötigen Ängsten und Untersuchungen führen kann. Deshalb empfehlen sie den Einsatz gezielt bei Menschen mit Symptomen, nicht zur routinemäßigen Vorsorge bei gesunden Personen.