Private Märkte galten lange als Spielwiese für Superreiche. Jetzt verspricht Trade Republic den einfachen Einstieg – inklusive Chancen und Stolperfallen. Der Berliner Neobroker Trade Republic ermöglicht seinen Kundinnen und Kunden ab sofort Investments in Private Equity – und das bereits ab einem Euro. Das teilte das Unternehmen Anfang der Woche mit. Damit können auch Kleinanleger in nicht börsennotierte Unternehmen, Infrastrukturprojekte oder Immobilienfonds investieren, die bisher vor allem vermögenden Profis vorbehalten waren. Doch ist der unkomplizierte Zugang zu dieser exklusiven Anlageklasse wirklich eine Chance für alle oder ein riskantes Experiment? Was ist Private Equity – und welche Rolle spielen Eltifs? Private Equity bedeutet wörtlich "privates Beteiligungskapital". Anleger beteiligen sich dabei an Unternehmen, die nicht an der Börse gehandelt werden. Das können mittelständische Firmen, große internationale Konzerne in Privatbesitz oder Infrastrukturprojekte wie Gebäude, Straßen, Wind- und Solarparks sein. Statt Aktien zu kaufen, investieren Anleger ihr Geld also in Fonds, die diese privaten Unternehmen finanzieren und im Erfolgsfall von deren Wertsteigerung profitieren. Infrastruktur: Eine neue heiße Wette am Anleger-Himmel? Damit Privatanleger auf einfache Weise in solche Anlagen einsteigen können, gibt es die sogenannten European Long-Term Investment Funds (Eltifs). Diese EU-regulierten Fonds bündeln das Geld vieler Investoren und legen es langfristig in Sachwerte wie Infrastruktur, erneuerbare Energien oder nicht börsennotierte Firmen an. Bis Anfang 2024 war der Zugang stark eingeschränkt: hohe Mindestbeträge und ein Vermögensnachweis waren Pflicht. Durch neue EU-Regeln sind diese Hürden gefallen. So können nun auch Kleinanleger mit kleinen Summen in Private-Equity-Fonds einsteigen, wie es Trade Republic jetzt ermöglicht. Fonds-Partner, Renditeziele und Startbonus Für den Einstieg in Private Equity arbeitet das Berliner Unternehmen mit zwei Schwergewichten der Branche zusammen: EQT aus Schweden und Apollo aus den USA . Beide verwalten seit Jahrzehnten Milliardenbeträge und gelten als erfahrene Fondsanbieter. Anleger investieren also nicht direkt in einzelne Firmen, sondern in Fonds dieser Partner, die Beteiligungen an privaten Unternehmen und Projekten weltweit halten. Laut Produktbeschreibung peilt Trade Republic eine jährliche Zielrendite von rund zwölf Prozent an – ein ambitionierter Wert, der jedoch ausdrücklich keine Garantie darstellt. Zum Start lockt der Neobroker mit einer Aktion: Wer innerhalb der ersten 30 Tage investiert, erhält einen Bonus von 1 Prozent der Anlagesumme, der dem Fonds gutgeschrieben wird. Experten sind skeptisch Finanzexperten des unabhängigen Geldratgebers "Finanztip" sowie Verbraucherschützer äußern sich kritisch gegenüber Private-Equity-Investments über Eltifs, vor allem was die laufenden Kosten, die Höhe der Rendite und die Flexibilität der Geldanlage für Kleinanleger angeht. "Finanztip" hebt hervor, dass die Verwaltungsgebühren der beiden Trade-Republic-Eltifs mit 2,35 Prozent und 2,8 Prozent deutlich über denen von ETFs liegen. Ein typischer ETF habe in der Regel laufende Kosten von weit unter 1 Prozent pro Jahr. Diese Kosten schmälern am Ende die Rendite und sind nicht unerheblich. "Finanztip" verweist außerdem darauf, dass Anleger sich nicht auf Werbeversprechen wie eine "Marktzielrendite von 12 Prozent" verlassen sollten. Die tatsächliche Rendite kann stark variieren, besonders nach Abzug der Kosten. Verbraucherschützer empfehlen, Eltif-Investments und damit auch Private-Equity-Investments nur mit einem kleinen Teil des Vermögens zu besparen, beispielsweise mit bis zu etwa 5 Prozent des Gesamtvermögens. Außerdem mahnen sie zur Vorsicht bei Produkten, die nicht zur finanziellen Situation oder zum Wissensprofil eines Anlegers passen. Finanzexperten warnen Kleinanleger übereinstimmend, dass Private-Equity-Investments deutlich weniger breit gestreut sind als klassische Fonds oder ETFs. Das erhöht das Verlustrisiko. Zum anderen ist das investierte Kapital nur schwer wieder verfügbar. Ein Verkauf ist meist nur möglich, wenn sich ein Käufer findet – andernfalls bleibt das Geld langfristig gebunden. Anleger sollten daher die hohen laufenden Kosten, die Fondsstruktur und das Management sorgfältig prüfen und nur Geld investieren, auf das sie im Zweifel über Jahre hinweg verzichten können.