Ein unbekanntes Unternehmen versorgt Trumps Kryptobörse mit 100 Millionen Dollar. Experten schlagen wegen möglicher Interessenkonflikte Alarm. Die Krypto-Plattform World Liberty Financial (WLFI), die der Familie des US-Präsidenten Donald Trump bisher Millionen eingebracht hat, löst erneut Aufsehen aus. Nach Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters hat eine bislang unbekannte Organisation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Juni rund 100 Millionen Dollar in die Plattform investiert – und ist damit zum größten öffentlich bekannten Geldgeber geworden. Wer hinter der sogenannten Aqua 1 Foundation steckt, bleibt weitgehend im Dunkeln. Kritiker befürchten eine Einflussnahme aus dem Ausland. Doch warum nimmt ein amtierender US-Präsident offenbar millionenschwere Investitionen entgegen, ohne offenlegen zu müssen, woher das Geld stammt? Mysteriöser Großinvestor Die Aqua 1 Foundation trat erstmals Ende Juni öffentlich in Erscheinung. In einer Mitteilung auf reuters.com verkündete die Organisation, 100 Millionen Dollar in Trumps Krypto-Unternehmen investiert zu haben. Damit übertraf sie sogar den bisherigen Hauptinvestor Justin Sun, einen in China geborenen Krypto-Unternehmer, der zuvor 75 Millionen Dollar in World Liberty Financial gesteckt hatte. Doch anders als Sun oder andere bekannte Investoren lässt sich über Aqua 1 kaum etwas herausfinden. Nach Recherchen von Reuters ist die Organisation weder bei der Finanzaufsicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten noch in relevanten Unternehmensregistern auffindbar. Auch über ihren angeblichen Gründer Dave Lee gibt es kaum belastbare Informationen. Einzige Spur: ein X-Konto mit einem Manga-Avatar als Profilbild und wenigen Beiträgen. Die Website von Aqua 1 wurde erst im Mai 2025 eingerichtet, kurz vor der Investitionsmeldung. Die E-Mail-Adresse, die in der Pressemitteilung angegeben war, führte zu einer gewissen Dora Lee – über sie ließ sich lediglich ein vager Hinweis auf ein "globales Web3-Team" in der Organisation entnehmen. Weitere Fragen ließ Aqua 1 unbeantwortet. Investitionspläne ohne Substanz Außerdem kündigte Aqua 1 in seiner Pressemitteilung an, gemeinsam mit World Liberty Financial einen neuen Fonds zur Förderung der digitalen Wirtschaft im Nahen Osten starten zu wollen. Dieser solle im Abu Dhabi Global Market (ADGM) angesiedelt sein, einem renommierten Finanzzentrum mit eigenen Aufsichtsstrukturen und strengen Anforderungen für Finanzdienstleister, insbesondere im Kryptobereich. Doch eine Nachfrage von Reuters beim ADGM brachte Erstaunliches ans Licht: Die Finanzaufsicht teilte schriftlich mit, dass Aqua 1 dort weder registriert noch lizenziert oder in irgendeiner Weise bekannt sei. Das bedeutet: Trotz der öffentlichen Ankündigung gibt es keine offizielle Verbindung zwischen Aqua 1 und dem genannten Finanzzentrum. Millionendeal stärkt Trump-Vermögen Der Einfluss der Investition von Aqua 1 bei World Liberty Financial ist erheblich: Laut Reuters gehen rund drei Viertel der Einnahmen aus dem Verkauf der WLFI-Token direkt an die Familie Trump. Seit dem Start der Plattform im Herbst 2024 hat sie demnach durch Token-Verkäufe bereits rund 500 Millionen Dollar erhalten. Der jüngste Millionenbetrag dürfte das private Vermögen des Präsidenten also erneut deutlich vergrößern. Damit erhält die Kritik an Trumps hochumstrittenem Kryptounternehmen neuen Nährboden. Während Donald Trump sich öffentlich als Förderer der Krypto-Branche positioniert, warnt etwa Richard Painter, ehemaliger Chefethikberater unter Präsident George W. Bush , vor einem Vertrauensverlust: "Ohne Transparenz darüber, wer dem Präsidenten Geld schickt, gehen viele vom Schlimmsten aus", sagte Painter Reuters. Die Angst: Ausländische Akteure könnten sich durch großzügige Investitionen politischen Einfluss erkaufen. 1,4 Billionen Dollar Investition Laut Reuters haben weder die Trump Organization, deren Eigentümer Donald Trump ist, noch das in Delaware registrierte Kryptowährungsunternehmen World Liberty Financial auf Anfragen der Nachrichtenagentur reagiert. Das Präsidentenbüro ließ lediglich verlauten, Trumps Vermögen liege in einem Treuhandfonds unter der Leitung seiner Kinder. Ein Interessenkonflikt bestehe daher nicht. Ob auch staatliche Stellen der Vereinigten Arabischen Emirate in die Vorgänge involviert sind, ist unklar. Die Regierung in Abu Dhabi hatte im März angekündigt, über zehn Jahre hinweg rund 1,4 Billionen Dollar in die USA zu investieren – und dies ausgerechnet nach einem Treffen mit Trump.