Der neue Mercedes CLA erreicht in einem Verbrauchstest genau den Laborwert des Herstellers – ein seltener Fall. Doch das gute Ergebnis wird von der Deutschen Umwelthilfe nur wenig kommuniziert. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gilt als scharfer Kritiker der Autoindustrie – und führt derzeit sogar ein Klimaverfahren gegen Mercedes-Benz vor dem Bundesgerichtshof . Umso überraschender ist es, dass ausgerechnet ein Test im Auftrag der DUH dem Stuttgarter Autobauer nun ein gutes Zeugnis ausstellt: Der neue vollelektrische Mercedes CLA erreichte im Alltag exakt den offiziellen Verbrauchswert von 12,2 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Das Ergebnis wurde jedoch nicht von der DUH veröffentlicht. Standardstrecke und ein erstaunliches Ergebnis Der Verbrauchstest wurde vom Emissions-Kontroll-Institut der DUH durchgeführt, unter Leitung von Axel Friedrich. Der frühere Abteilungsleiter im Umweltbundesamt misst regelmäßig für Umweltverbände und gilt als ausgewiesener Branchenkenner und Kritiker. Er testete den CLA 250+ EQ auf einer standardisierten Berliner Strecke von rund 36 Kilometern Länge, mit Stadtverkehr, Landstraße und Autobahnabschnitten. Die Besonderheit: Im realen Fahrbetrieb inklusive Lade- und Standverlusten erreichte das Fahrzeug den exakt gleichen Wert wie im Labor. Im Stadtverkehr waren laut "Tagesspiegel Background" bei ausgeschalteter Klimaanlage sogar nur 8,7 kWh/100 km möglich – allerdings im Ecomodus. Zum Vergleich: Ein Tesla Model 3 Long Range kam unter gleichen Bedingungen auf 12,24 kWh. Mercedes zögerte erst mit der Herausgabe eines Testwagens Laut Bericht des "Manager Magazins" wollte Mercedes zunächst kein Fahrzeug für den DUH-Test zur Verfügung stellen – aus Sorge vor negativer Berichterstattung. Erst nach persönlicher Zustimmung von Konzernchef Ola Källenius erhielt Friedrich ein Testfahrzeug. Der Test erstreckte sich über mehrere Tage. Auch Ladeverluste und mögliche Abweichungen zwischen Bordcomputer und tatsächlichem Stromverbrauch wurden einbezogen. Trotz des positiven Ergebnisses hielt sich die DUH zurück: Das Resultat wurde nicht veröffentlicht. Man habe, so zitiert das Magazin DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, nicht riskieren wollen, dass Mercedes mit dem Messwert werbe. Zudem habe es intern Zweifel gegeben, ob es sich bei dem Fahrzeug um ein serienmäßiges Modell gehandelt habe. Mercedes wies diesen Verdacht zurück. Niedriger Verbrauch: Bestätigung auch aus anderem Test Auch ein Fahrbericht der Zeitschrift "Auto Motor und Sport" bescheinigt dem CLA eine gute Effizienz – wenn auch bei einem anderen Modell: Der CLA 350 4MATIC EQ mit Allradantrieb und 260 kW Systemleistung verbrauchte im Test zwischen 16 und 19,8 kWh auf 100 Kilometer. Möglich seien Reichweiten über 500 Kilometer und Ladevorgänge mit bis zu 320 kW – dank 800-Volt-Technik. DUH-Klage gegen Mercedes vor dem Bundesgerichtshof Der Test fällt in eine Phase, in der sich DUH und Mercedes juristisch gegenüberstehen. Die Organisation hatte 2021 eine Klimaklage gegen den Autobauer eingereicht, um eine verbindliche Reduktion der CO₂-Emissionen zu erreichen. Ziel ist unter anderem ein Verkaufsstopp für neue Verbrenner spätestens ab 2030. Das Oberlandesgericht Stuttgart wies die Klage ab, doch der Bundesgerichtshof hat die Revision inzwischen zugelassen. Im Revisionsverfahren wird es laut DUH um eine Grundsatzfrage gehen: Ob große Emittenten wie Automobilkonzerne verpflichtet sind, ihre Produkte an den verbleibenden CO₂-Budgets und dem Pariser Klimaabkommen auszurichten. Es wäre das erste Mal, dass das höchste deutsche Zivilgericht eine solche Verantwortung grundsätzlich prüft.