Der Pharmahersteller Merck hat eine neue Strategie: Durch gezielte Übernahmen Medikamente schnell auf den Markt bringen. Jetzt gibt es einen ersten Erfolg. Der Darmstädter Pharmakonzern Merck übernimmt den US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics. Merck zahlt 47 US-Dollar je Springworks-Aktie. Damit wird der Konzern mit insgesamt drei Milliarden Euro bewertet, wie Merck am Montag mitteilte. Der Zukauf soll im zweiten Halbjahr 2025 abgeschlossen werden. Zuvor müssen die Aktionäre von Springworks und die Behörden der Übernahme noch zustimmen. Die Merck-Aktie gab zum Wochenstart moderat nach, hatte zuletzt aber schon von der Aussicht auf die Übernahme profitiert. Weitere Übernahmen möglich Das Darmstädter Unternehmen Merck führt seine Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurück. Im Jahr 2023 erzielte Merck mit weltweit rund 60.000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 21 Milliarden Euro. Die Übernahme in den USA ist Teil einer neuen Strategie. Das Ziel: Durch Übernahmen Medikamente rasch auf den Markt zu bringen. Firmenchefin Belén Garijo schloss weitere Übernahmen nicht aus und erklärte: "Über diese beabsichtigte Transaktion hinaus werden wir in unseren drei sich ergänzenden Unternehmensbereichen auch weiterhin Gelegenheiten für passende Zukäufe ausloten." Der Druck auf das Unternehmen, neue Medikamente zu verkaufen, ist groß. Mehrere Hoffnungsträger, die Merck Einnahmen in Milliardenhöhe bringen sollten, sind in klinischen Studien gescheitert. Merck hatte sich deshalb verstärkt darauf verlegt, mit anderen Unternehmen Lizenzen für die Vermarktung von deren Medikamenten abzuschließen, zuletzt aber wieder Übernahmen angestrebt. Die Übernahme in den USA ist Teil dieser Strategie. Springworks trage unmittelbar zum Umsatz des Merck-Konzerns bei, hieß es weiter. Mit einem positiven Effekt auf das Ergebnis je Aktie rechnet Merck im Geschäftsjahr 2027. Außerdem baut Merck mit der Übernahme sowohl seine Healthcare-Sparte als auch seine Präsenz in den USA aus. 2017 wurde Springworks mit Sitz im US-Staat Connecticut vom Pharmaunternehmen Pfizer abgespalten. Der Arzneimittelhersteller konzentriert sich auf Therapien gegen seltene Tumore und Blutkrebs und verfügt bereits über ein in den USA zugelassenes Medikament zur Behandlung von fortschreitenden Weichteiltumoren. Es könnte bald auch in der EU die Zulassung bekommen. Merck will in der Bekämpfung seltener Krebserkrankungen eine Führungsposition aufbauen und sieht dort eine große Therapielücke. Die letzte große Übernahme hatte Merck 2019 mit dem US-Halbleiterzulieferer Versum Materials im Wert von rund 5,8 Milliarden Euro gestemmt. Größter Zukauf in der Unternehmensgeschichte war der US-Laborausrüster Sigma-Aldrich, den Merck 2015 für 13 Milliarden Euro übernommen hatte.