VW Polo Harlekin: Bunter Kleinwagen spaltete die Gemüter

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Eigentlich sollte er nur in kleinster Auflage gebaut werden – doch der farbenfrohe Polo Harlekin entwickelte sich vor 30 Jahren zur Überraschung vieler zum Serienmodell. Ginstergelb, Flashrot, Pistaziengrün und Chagallblau: Wer einen Polo Harlekin bestellt hatte, bekam alle vier Farben auf einmal – auf einem Auto. Das bunte Sondermodell war so ungewöhnlich, dass es im streng organisierten VW-Konzern eigentlich gar keinen Platz hätte haben dürfen. Und doch rollten zwischen 1995 und 1997 insgesamt 3.806 Exemplare vom Band. Das war nicht geplant – zumindest nicht am Anfang. Ursprünglich nicht für Kunden gedacht Die Idee zum Harlekin entstand 1994 auf Initiative von VW-Auszubildenden. Ihre Vision: ein Polo aus verschiedenfarbigen Karosserieteilen, der zeigen sollte, wie flexibel sich die gerade neu erschienene dritte Polo-Generation konfigurieren ließ. Die Verantwortlichen im Marketing griffen den Vorschlag auf, schalteten Anzeigen und ließen zwanzig sogenannte "Ur-Harlekine" bauen. Sie landeten in den Showrooms der Händler – sozusagen als mobile Werbeflächen für das neue Baukastensystem. Ob die Kunden dieses verstanden, sei dahingestellt – während manche den Farbmix eher furchtbar fanden, gefiel anderen aber die Idee eines wild zusammengewürfelten Autos. Auf eine Anzeige mit einem der Prototypen hin forderten viele Interessenten dieses Auto in genau diesen Farben. Und VW lieferte. Eigenwillige Produktionsweise Aus einer bunten Spielerei wurde ein Serienmodell. Zwischen 1995 und 1997 produzierte Volkswagen genau 3.806 Exemplare des Polo Harlekin – auf eher unkonventionelle Weise. Statt jedes Fahrzeug einzeln zu lackieren, gingen zunächst jeweils vier einfarbige Polos vom Band: je einer in Blau, Rot, Grün und Gelb. Danach folgte ein farbenfroher Karosserietausch. Die Werksteams zerlegten die Fahrzeuge und setzten die Blechteile neu zusammen – nach einem festen Schema, das am Ende vier festgelegte Farbkombinationen ermöglichte. Die Ursprungslackierung blieb dabei immer erkennbar, nämlich an Dach, Schweller und im Motorraum. Dort zeigte sich auch, was offiziell als "Farbe" in den Fahrzeugpapieren eingetragen war – und woran sich heute noch der Ursprungston jedes Harlekin-Polo ablesen lässt. Wählen konnten die Käuferinnen und Käufer jedoch nicht. Wer einen Harlekin bestellte, erhielt ein fest vorgegebenes Farbarrangement. Bei der Technik galt: Alles wie gehabt. Der Harlekin basierte auf der dritten Polo-Generation (Typ 6N) mit bekannten Benzinmotoren zwischen 45 und 75 PS. Neben dem wilden Farbkonzept erhielt der Harlekin serienmäßig ein mohnblaues Lederlenkrad, passende Sportsitze, getönte Heckleuchten, weiße Br und ein aufgeklebtes Harlekin-Logo am Heck. Der Einstiegspreis lag bei knapp 23.000 D-Mark. Einige Käufer mussten jedoch gar nichts zahlen: Rund 500 Exemplare wurden im Rahmen einer Werbeaktion von McDonald's verlost – eine der bis heute bekanntesten PR-Aktionen in der Geschichte der VW-Sondermodelle. Zweimal kehrte der Harlekin zurück Ein Vierteljahrhundert nach seinem ersten Auftritt erregte der Polo Harlekin noch einmal Aufsehen. Im Januar 2021 präsentierte Volkswagen Niederlande ein Einzelstück der sechsten Polo-Generation im Harlekin-Look. Anlass war der sogenannte "Blue Monday", der in den Niederlanden als der trübste Tag des Jahres gilt. Der bunte Polo sollte die Laune heben, wohl auch angesichts der grassierenden Corona-Pandemie – blieb aber ein Unikat. Auch technisch und gestalterisch wich das Einzelstück vom Original ab: Die charakteristischen Details wie Harlekin-Schriftzug, blaues Lenkrad und abgedunkelte Rückleuchten fehlten, und die Farbverteilung wurde leicht verändert. Eine Serienfertigung fand nicht statt – ebenso wenig wie beim zweiten Revival-Versuch: Dieser folgte 2025 zum 50-jährigen Bestehen der Polo-Baureihe. In Großbritannien ließ VW die Fans über Social Media über die Farbverteilung eines neuen Harlekin abstimmen. Das Ergebnis wurde auf ein Showcar übertragen, einen Polo R des Rallycross-Programms (WRX). Die neue Verteilung: gelbe Motorhaube, rote Türen, blaues Dach. Aber wieder gab es keine Serienfertigung. Viele originale Harlekin-Modelle haben inzwischen den Status eines Youngtimers erreicht, erste Jahrgänge können seit 2024 auch als Oldtimer eingestuft werden. Auf dem Gebrauchtmarkt schwanken die Preise stark – je nach Zustand, Originalität und Laufleistung bewegen sie sich zwischen unter 1.000 und bis zu 15.000 Euro.
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