Erwachsene haben Anspruch auf kostenlose Früherkennungsuntersuchungen. Welche, hängt vom Alter und Geschlecht ab: Der erste Check ist schon ab 18 möglich. Von Gesundheits-Check-up bis Darmkrebs-Screening: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen für viele Früherkennungsuntersuchungen die Kosten, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Denn früh erkannt, sind viele Krankheiten heilbar. Mit höherem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Vielzahl von Erkrankungen, etwa für Krebs. Daher werden viele Früherkennungsuntersuchungen erst ab einem mittleren bis höheren Alter empfohlen. Es gibt jedoch auch Untersuchungen, welche bereits im jungen Erwachsenenalter sinnvoll sind. Ab 18: Gesundheits-Check-up Frauen und Männer ab 18 Jahren können einen Gesundheits-Check-up beim Hausarzt durchführen lassen, und zwar zwischen 18 und 34 einmalig und ab 35 alle drei Jahre. Ziel des Check-ups ist, bestimmte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, etwa Typ-2-Diabetes, Nierenschäden oder Herzprobleme. Im Gespräch gibt der Patient unter anderem Auskunft über mögliche Beschwerden, Vorerkrankungen, Erkrankungen innerhalb der Familie, Impfungen und den Lebensstil. Anschließend führt die Ärztin oder der Arzt eine körperliche Untersuchung durch und kontrolliert den Blutdruck. Anhand von Blut- und Urinproben werden wichtige Laborwerte ermittelt, etwa der Blutzucker oder die Blutfette. Zudem überprüft der Arzt den Impfstatus und bespricht die Untersuchungsergebnisse mit seinem Patienten. Patienten ab 35 können zudem einmalig testen lassen, ob sie mit Hepatitis B- oder C-Viren infiziert sind, da diese Erreger das Risiko für Leberkrebs erhöhen. Ab 18: Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt Auch die Früherkennung und Vorsorge von Zahnerkrankungen wird empfohlen: Die Kassen übernehmen für Erwachsene ab 18 Jahren die Kosten für eine halbjährliche Kontrolle beim Zahnarzt. Einmal im Jahr kann der Zahnarzt zudem kostenlos eventuellen Zahnstein entfernen, denn Zahnstein erhöht das Risiko für Erkrankungen wie Karies. Darüber hinaus können gesetzlich Versicherte alle zwei Jahre eine Parodontitis-Früherkennung wahrnehmen. Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates. Ab 20: Genitale Untersuchung mit Abstrich für Frauen Die Kassen übernehmen für Frauen ab 20 Jahren einmal jährlich die Kosten für eine gynäkologische Untersuchung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane beim Frauenarzt. Zusätzlich gilt: Frauen zwischen 20 und 34 Jahren können einmal jährlich einen sogenannten Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs machen lassen. Frauen ab 35 können alle drei Jahre einen HPV-Test in Kombination mit einem Pap-Abstrich machen lassen. Beim HPV-Test wird geprüft, ob sich im Gebärmutterhals bestimmte Humane Papillomviren (HPV) befinden, welche das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhen . Dabei nimmt die Ärztin oder der Arzt einen Schleimhautabstrich von Muttermund und Gebärmutterhals. Der Abstrich wird ins Labor geschickt. Dort wird geprüft, ob Erbmaterial der Viren darin enthalten ist. Beim Pap-Test wird ein Abstrich auf Zellveränderungen hin untersucht. Ist der Pap-Test auffällig, bedeutet das, dass die HP-Viren bereits zu Zellveränderungen geführt haben. Aus diesen Zellveränderungen können Krebsvorstufen und Krebs entstehen. Bis 25: Test auf Chlamydien-Infektion für Frauen Ab dem ersten Geschlechtsverkehr bis zum 25. Geburtstag haben Frauen Anspruch auf einen jährlichen Test auf eine genitale Chlamydien-Infektion. Chlamydien sind Bakterien, die sehr häufig sexuell übertragen werden. Unbehandelt können sie bei Frauen unter anderem zu Unfruchtbarkeit und chronischen Schmerzen führen. Der Test kann im Rahmen der jährlichen Kontrolle beim Frauenarzt durchgeführt werden. Dafür ist eine Urinprobe nötig. Ab 30: Brustuntersuchung für Frauen Zusätzlich zur genitalen Untersuchung kann jede Frau ab 30 einmal jährlich ihre Brüste und Achselhöhlen abtasten lassen, um Brustkrebs frühzeitig zu entdecken. Zudem erklärt die Frauenärztin oder der Frauenarzt auf Wunsch, wie Frauen ihre Brust zu Hause selbst abtasten können . Ab 35: Hautkrebs-Früherkennung Ab 35 Jahren haben Männer und Frauen alle zwei Jahre Anspruch auf eine gründliche Untersuchung der Haut. Der Hautarzt kann bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung eine Gewebeprobe entnehmen, die anschließend im Labor begutachtet wird. Ab 45: Prostatakrebs-Früherkennung Männer ab 45 können einmal im Jahr die Prostata untersuchen lassen . Dabei tastet der Arzt die Prostata , das äußere Genital und die Lymphknoten in der Leiste ab. Wichtig zu wissen: Wie gut durch das Abtasten tatsächlich Prostatakrebs in einem frühen Stadium erkannt werden kann, ist umstritten. Viele Fachleute empfehlen, stattdessen einen PSA-Test durchzuführen . Die Kosten dafür müssen Versicherte bislang allerdings selbst übernehmen. Ab 50: Darmkrebs-Screening Männer und Frauen haben ab 50 Jahren Anspruch auf die gesetzliche Früherkennung von Darmkrebs . Dabei stehen zwei Varianten zur Auswahl: Darmspiegelung : Männer und Frauen ab 50 können zwei Spiegelungen in einem Abstand von zehn Jahren durchführen lassen. Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl : Dieser Test wird alternativ zur Darmspiegelung angeboten und kann alle zwei Jahre wiederholt werden. Was passiert bei der Darmspiegelung? Die zuverlässigere Methode zur Früherkennung von Darmkrebs ist die Darmspiegelung. Dabei führt der Arzt ein Untersuchungsinstrument – das Endoskop – über den After des Patienten ein. Am Endoskop befinden sich eine Kamera und verschiedene Instrumente. Der Arzt kann so den gesamten Dickdarm von innen begutachten, an verdächtigen Stellen Gewebeproben nehmen und Krebsvorstufen (Polypen) entfernen. Bei Bedarf kann der Patient ein Beruhigungsmittel oder eine Kurznarkose erhalten. Vor der Untersuchung ist es nötig, ein Abführmittel zu nehmen, damit der Darm leer und somit besser einsehbar ist. Sofern sich keine Auffälligkeiten ergeben haben, ist die nächste Darmspiegelung nach zehn Jahren fällig (oder alternativ ein Stuhltest). Was passiert beim Stuhltest? Der Stuhltest ist im Vergleich zur Darmspiegelung sehr einfach durchzuführen: Der Patient gibt eine Stuhlprobe ab (zum Beispiel beim Hausarzt), welche auf verstecktes – also nicht ohne Weiteres sichtbares – Blut untersucht wird. Blut im Stuhl kann viele Ursachen haben. Dazu zählen unter anderem Darmkrebs oder Krebsvorstufen. Ein Beweis für Darmkrebs ist ein positiver Test jedoch nicht. Hat sich Blut im Stuhl ergeben, ist daher immer eine Darmspiegelung nötig, um den Verdacht abzuklären. Ab 65 für Männer: Untersuchung der Bauchaorta Männer ab 65 Jahren können ein kostenloses Bauchaorten-Screening durchführen lassen. Die Bauchaorta (Bauchschlagader) kann sich an einer Stelle ausdehnen. Ab einer gewissen Größe sprechen Fachleute von einem Aneurysma. Betroffene merken von dieser Ausdehnung in der Regel nichts. Vor allem ältere Männer sind betroffen. Ein Aneurysma kann jedoch (wenn auch selten) gefährlich werden – nämlich dann, wenn es reißt. Das kann lebensbedrohlich sein. Daher empfehlen Fachleute Männern ab 65 einen Ultraschall der Bauchaorta. Dabei lässt sich ein Aneurysma frühzeitig erkennen. Große Aneurysmen können operiert werden, um einem Riss vorzubeugen. Abweichungen von diesen Empfehlungen möglich Die hier beschriebenen gesetzlichen Altersgrenzen für die Früherkennung in Deutschland richten sich an Personen ohne Beschwerden oder besondere Risikofaktoren. Personen mit bestimmten Risikofaktoren können manche Untersuchungen früher und/oder häufiger kostenlos wahrnehmen. Zum Beispiel können Frauen, die ein genetisch erhöhtes Risiko für Brustkrebs haben, früher eine Mammografie in Anspruch nehmen, ohne zuzahlen zu müssen. Auch wenn der Arzt den Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung hat, können Untersuchungen bereits früher sinnvoll werden. Zusatzuntersuchungen für Schwangere Schwangere können zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen durchführen lassen. Dazu zählen: drei Basis-Ultraschalluntersuchungen im Verlauf der Schwangerschaft oder alternativ eine umfangreichere Ultraschalluntersuchung im zweiten Drittel der Schwangerschaft ein HIV-Test ein Test auf eine Infektion mit Chlamydien ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes im sechsten bis siebten Monat Früherkennung kann auch Nachteile haben Früherkennungsuntersuchungen haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein Vorteil ist, dass viele Krankheiten schon frühzeitig entdeckt werden können, was die Chancen auf Heilung meist erhöht. In manchen Fällen lassen sich auch bereits Krebsvorstufen erkennen und behandeln, sodass eine Krebserkrankung verhindert werden kann (Vorsorge). Es können sich aber auch Nachteile ergeben. Eine Untersuchung kann mit Nebenwirkungen oder Komplikationen verbunden sein: Zum Beispiel können bei einer Darmspiegelung – wenn auch relativ selten – Verletzungen entstehen. Ein weiterer möglicher Nachteil: Manchmal handelt es sich bei einem Befund um falschen Alarm. Dies kann eine unnötige psychische Belastung bedeuten. Auch kann es sein, dass zwar eine Erkrankung festgestellt wird, diese aber nicht geheilt werden kann, was ebenfalls psychischen Stress mit sich bringen kann. Ob eine Untersuchung im Einzelfall sinnvoll ist, muss jeder Erwachsene für sich selbst entscheiden. Hilfreich kann es sein, die Vor- und Nachteile gemeinsam mit dem Arzt abzuwägen. Bei Bedarf: Leistungen für Selbstzahler Nicht zuletzt können Erwachsene jedes Alters individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in Anspruch nehmen. Diese werden jedoch meist nicht von den Krankenkassen übernommen. Auch wird nicht jede dieser Leistungen von Fachleuten empfohlen. Zu möglichen IGeL-Leistungen für Männer zählen etwa der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs, ein Ultraschall der Prostata oder eine Glaukom-Früherkennung. Ein Glaukom (grüner Star) ist eine Augenerkrankung, bei welcher der Sehnerv zunehmend geschädigt wird.