Das Wetter auf dem Mars ist bislang nur unzureichend untersucht. Forscher haben jetzt aber Satellitenbilder von Winden ausgewertet und eine überraschende Entdeckung gemacht. Die Winde auf dem Mars sind deutlich schneller als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern unter der Leitung der Universität Bern. Die Forscher fanden heraus, dass sogenannte Staubteufel mit bis zu 160 km/h über die Marsoberfläche fegen. Staubteufel sind Luftwirbel, die Staub in die Atmosphäre des Roten Planeten befördern. Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Mini-Tornados sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 50 bis maximal 100 km/h auf dem Mars fortbewegen. Die jetzigen Ergebnisse beruhen auf einer Auswertung von mehr als 50.000 Aufnahmen mit Künstlicher Intelligenz. "Mithilfe eines hochmodernen Deep-Learning-Ansatzes konnten wir in über 50.000 Satellitenbildern Staubteufel identifizieren", so Valentin Bickel, Mitautor der Studie. Für etwa 300 dieser Staubteufel analysierte das Team zusätzlich Stereobilder, um deren Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung zu berechnen. "Stereobilder sind Bilder derselben Stelle auf der Oberfläche des Mars, die aber im Abstand von einigen Sekunden aufgenommen wurden", so Bickel. Anhand dieser Bilder seien die Bewegungen der Staubteufel vermessen und deren Geschwindigkeit bestimmt worden. Relevanz für künftige Marsmissionen Die Wissenschaftler vermuten, dass die Winde im Staubkreislauf des Planeten eine entscheidende Rolle spielen. "Die starken, geradlinigen Winde bringen mit großer Wahrscheinlichkeit eine beträchtliche Menge an Staub in die Marsatmosphäre ein – und zwar wesentlich mehr als bisher vermutet", so Bickel weiter. Damit hätten die Staubteufel eine zentrale Bedeutung für das Wetter und die Klimamodelle auf dem Mars. Laut Mitautorin Daniela Tirsch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind die neuen Erkenntnisse wichtig für zukünftige Marsmissionen. Die Modelle seien essenziell, "um Risiken für zukünftige Missionen besser einschätzen und technische Systeme entsprechend anpassen zu können". In den kommenden zwei Jahrzehnten sind zahlreiche bemannte und unbemannte Reisen zum Roten Planeten geplant. Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk zum Beispiel will bis 2031 die ersten Astronauten zum Mars schicken. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa will 2030 einen Mars-Rover auf dem Planeten landen lassen. 2040 könnten laut der Esa die ersten Menschen auf dem Mars leben. Auch andere Raumfahrtnationen wie China und Russland verfolgen Mars-Erkundungspläne.