Achtsamkeitsverfahren können die Therapie einer Depression ergänzen und helfen, die Symptome zu lindern. Was Betroffene wissen müssen.  Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit und können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Ergänzend zu den klassischen Therapieverfahren wie Verhaltenstherapie und der Gabe von Antidepressiva rückt unter anderem auch Achtsamkeitstraining immer mehr in den Fokus, darunter auch Meditation. Wie hilfreich sind diese Ansätze und wo liegen ihre Grenzen?  Was sind Depressionen?  Eine Depression ist eine ernste, behandlungsbedürftige psychische Erkrankung. Bei einer Depression spielen meist verschiedene Faktoren zusammen, darunter genetische Faktoren, belastende Lebensereignisse und Veränderungen im Gehirnstoffwechsel. Eine Depression betrifft das Denken, Fühlen und Handeln und ist mit einem hohen Leidensdruck verbunden: Betroffene leiden unter anhaltender gedrückter Stimmung, Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Hoffnungslosigkeit und negativen Gedanken.  Für Tätigkeiten, die früher Freude bereitet haben, fehlt plötzlich die Kraft. Die Lebensfreude nimmt ab, die Erschöpfbarkeit nimmt zu. Betroffene ziehen sich immer mehr aus dem sozialen Umfeld zurück. Der Alltag kann kaum noch gestemmt werden. Viele können nicht mehr arbeiten gehen.  Was Depressionen so gefährlich macht  Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention zufolge gehören Depressionen zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Laut der Stiftung erkranken in Deutschland im Laufe eines Jahres 5,3 Millionen Erwachsene an einer unipolaren oder anhaltenden depressiven Störung. In schweren Fällen treten Suizidgedanken bis hin zu Suizidhandlungen auf. Sie machen die Krankheit oft lebensbedrohlich. Die Mehrheit der Menschen, die durch Suizid versterben, hat an einer psychiatrischen Erkrankung gelitten – am häufigsten an einer Depression, so die Depressionsexperten.  Behandlung von Depressionen  Die Behandlung einer Depression ist abhängig vom Schweregrad und der individuellen Situation. Zwei bedeutende Therapiesäulen sind die Psychotherapie – insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie – sowie die Einnahme von Medikamenten, sogenannten Antidepressiva. Bei mittleren bis schweren Depressionen werden häufig beide Verfahren miteinander kombiniert. Im Rahmen der Verhaltenstherapie haben Betroffene die Möglichkeit, Achtsamkeitsverfahren zu erlernen.  Mindfulness-based Cognitive Therapy (MBCT): Mit Achtsamkeit Depressionen lindern  Ein Beispiel für ein Therapieverfahren, das Achtsamkeit und Meditation mit in die Therapie der Depression integriert, ist die sogenannte Mindfulness-based Cognitive Therapy, kurz MBCT. Sie ist eine Weiterentwicklung der Verhaltenstherapie und speziell zur Rückfallprophylaxe bei wiederholten depressiven Episoden entwickelt worden. Auch in der Akutbehandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen kann das Verfahren gegebenenfalls hilfreich sein und zur Symptomlinderung beitragen.  Die Betroffenen treffen sich über mehrere Wochen hinweg in der Gruppe. Im Rahmen der Therapie wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, wie Gefühle und Gedanken zu automatisierten Reaktionen führen. Die Betroffenen üben, wie sie negative Denkmuster erkennen und einen neuen Umgang mit ihnen finden können. Hierfür finden Achtsamkeitsübungen, Meditation und Akzeptanztraining Anwendung.  Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)  Ein weiteres Verfahren, welches im Rahmen der Verhaltenstherapie Achtsamkeit berücksichtigt, ist die Akzeptanz- und Commitment-Therapie, kurz ACT. Als Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie zielt sie darauf ab, Vermeidungsverhalten in Bezug auf unangenehmes Erleben zu reduzieren und wertorientiertes Handeln zu stärken. Hierfür werden verhaltenstherapeutische Techniken mit achtsamkeits- und akzeptanzbasierten Strategien und Interventionen zur Werteklärung kombiniert. Achtsamkeit bedeutet Bewusstwerdung. Durch Bewusstwerdung lassen sich Reaktionen hinterfragen und verändern.  Wie wirkt Achtsamkeit auf Depressionen?  Achtsamkeitsverfahren, zu denen auch Meditation gehört, fördern die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne automatisch darauf zu reagieren. So trainieren Meditierende, ihre Gedanken zu beobachten – ohne sie zu werten.  Das schafft ein Bewusstsein dafür, dass der Mensch seinen Gedanken nicht ausgeliefert ist, sondern trainieren kann, sie aus der Beobachterposition heraus wahrzunehmen und für sich einzuordnen. Dadurch gewinnt er Handlungsfähigkeit und Kontrolle zurück, fühlt sich selbstbestimmter und in seinen negativen Gefühlen nicht mehr so stark verhaftet. Beispielsweise lässt sich Grübeln so abmildern.  Achtsamkeit kann Entspannung fördern  Durch Achtsamkeitstraining lässt sich die Wahrnehmung bestimmter Gegebenheiten verändern und damit auch die Reaktion darauf. Es unterstützt die Selbstreflexion und das Bewusstsein für das eigene Handlungsvermögen. Hinzu kommt, dass Achtsamkeitsübungen, wie Meditation, Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training, Entspannung fördern. Das Nervensystem darf wieder mehr in die Ruhe finden. Stressgefühle und Ängste können abnehmen. Das stärkt die Betroffenen in ihrem Alltag und kann sich auch positiv auf die Schlafqualität auswirken.  Meditation mit dem Therapeuten abstimmen  Achtsamkeitsverfahren allein sind kein Ersatz für eine leitliniengerechte Behandlung. In Ergänzung mit der kognitiven Verhaltenstherapie allerdings können sie eine hilfreiche Ergänzung sein. Wer Methoden zur Achtsamkeit für sich nutzen möchte, beispielsweise Meditation, sollte sich mit seinem Therapeuten oder seiner Therapeutin hierzu abstimmen beziehungsweise die Verfahren unter therapeutischer Begleitung oder der Begleitung erfahrener Kursleiter durchführen. Denn: Nicht jedem Betroffenen tun diese Verfahren gleichermaßen gut.  Bei akuten, schweren Depressionen, bei bestehender Suizidgefahr oder starken Ängsten können Meditationen und längere Innenschau unter Umständen kontraproduktiv sein. Es ist nicht auszuschließen, dass sich überfordernde Emotionen zunächst verstärken.  Depression: Worauf achten bei Achtsamkeit und Meditation?  Gerade zu Beginn der Achtsamkeitsübungen ist es für Betroffene wichtig, professionell begleitet und in ein therapeutisches Setting eingebettet zu sein. Ebenfalls ist es empfehlenswert, zunächst mit kurzen Einheiten zu beginnen und sich langsam heranzutasten, um Überforderung zu vermeiden.  Zudem passt nicht jede Übung für jede Person. Achtsamkeit beim Gehen, Qigong oder eine kurze geführte Atemmeditation kann für viele leichter zugänglich sein als längere meditative Einheiten im Sitzen in der Stille. Am wirkungsvollsten sind die Übungen dann, wenn sie professionell angeleitet, individuell angepasst und behutsam durchgeführt werden.