Nach der Klub-WM will sich US-Präsident Trump auch die Fußball-WM 2026 zunutze machen. Helfen soll ihm dabei eine mächtige Männerfreundschaft, die ihresgleichen sucht. Aus New York berichtet Julian Buhl Nein, dieser Versuchung kann Donald Trump wohl nicht widerstehen. Zu groß ist die Plattform, die das Finale der Klub-WM am Sonntagmittag (15 Uhr Ortszeit/21 Uhr MEZ) im MetLife Stadium in New Jersey dem US-Präsidenten bietet. Neben den 82.500 Zuschauern im Stadion wird an den TV-Bildschirmen auch die gesamte (Fußball-)Welt auf dieses Endspiel zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea blicken – so zumindest die Hoffnung der Fifa und ihres Präsidenten Gianni Infantino, die das Turnier veranstalten. Und so verwunderte es Beobachter kaum, dass Trump sein Kommen bereits ankündigte. "Ich werde zum Spiel gehen", sagte das Staatsoberhaupt der USA am Dienstag nach einer Kabinettssitzung im Weißen Haus zu einigen Reportern. Wie die "New York Times" berichtet, fragte ihn einer von ihnen, ob er denn auch die Siegertrophäe mitbringen werde. Trump antwortete mit einem Grinsen: "Ja, ich werde sie übergeben. Ich habe sie in meinem Büro." Trump und Infantino? "Die beiden passen gut zusammen" Trumps Agenda: "Krieg und Spiele" Tatsächlich stand die Klub-WM-Trophäe in den vergangenen Wochen und Monaten auf seinem Schreibtisch im Oval Office – perfekt in Szene gesetzt, auch während er Beschlüsse unterzeichnete, die die Weltpolitik mitbestimmten. Dazu gehörten mit Sicherheit auch welche, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betrafen ( mehr dazu lesen Sie hier ). Oder den US-Angriff auf die Atomanlagen im Iran ( mehr dazu lesen Sie hier ). "Krieg und Spiele", könnte entsprechend die Überschrift der Agenda lauten, die der mächtigste Mann der Welt zuletzt verfolgte. Die Fifa- und Menschenrechtsexpertin Sylvia Schenk beobachtete es kritisch, dass solche Bilder aus dem Weißen Haus um die Welt gingen, bei denen der Fifa-Pokal stets allgegenwärtig war. Das unterscheide sich "schon von dem, was viele andere Herrscher oder sonst wer je gemacht haben aus solchen großen Events", sagte Schenk im Interview mit t-online . Aber welche Ziele verfolgt Trump damit und konkret mit der Klub-WM sowie der "richtigen" Fußball-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko? "Trump versucht, die WM für sich zu nutzen", sagte Schenk. Man könne nicht leugnen, dass Trump ein Sportfan sei. Er war es auch, der die Vergabe der Fußball-WM 2026 in seiner ersten Amtszeit 2018 nach Nordamerika holte. "Trump weiß, wie man sich den Sport populistisch zunutze macht" Nach seiner Rückkehr ins Präsidentenamt wird er das Großturnier im kommenden Jahr mit den Vereinigten Staaten nun auch als Haupt-Gastgeber ausrichten. Aus purer Liebe zum Sport? Nein, sagt Schenk. Trump wisse vor allem auch, "wie man sich den Sport populistisch zunutze macht." In bestimmten Wähler- und Bevölkerungskreisen helfe ihm das, so Schenk weiter: "Da seine Umfragewerte gerade abstürzen, braucht er das vielleicht noch mal dringlicher." Neben dem Sport hat Trump noch eine weitere große Leidenschaft: das Entertainment. Er liebt es, beides miteinander zu verbinden – und als Meister der Inszenierung, als der er auch in der Politik bekannt ist, beherrscht er dies wie kaum ein anderer. Seine Gastauftritte in der amerikanischen Show-Sportart Wrestling, bei denen er bisweilen sogar selbst im Ring auftauchte, um dort etwa den "Battle of Billionaires" (auf Deutsch: "Kampf der Milliardäre") auszurufen, und dort seine Haare als Wettensatz ins Spiel einbrachte, sind legendär. Seine Auftritte im Umfeld der Klub-WM, die nur die Generalprobe und Ouvertüre für die richtige WM ist, sind ein Vorgeschmack darauf, was im kommenden Jahr von ihm zu erwarten ist. Denn das war nur der Anfang. Trump und Infantino? "Da haben sich zwei gesucht und gefunden" Schenk kritisierte schon nach Trumps bisheriger Inszenierung rund um die Klub-WM und deren Siegerpokal, dass der US-Präsident damit Infantinos Ego streichelt. Das tat er unter anderem auch damit, indem er ihn zur Inauguration ins Weiße Haus einlud. "Da haben sich zwei gesucht und gefunden", sagte Schenk. Trump und Infantino verbindet eine derart mächtige Männerfreundschaft, wie es sie zuvor, wenn überhaupt, auf dieser Welt in nur selten gegeben hat. Es seien zwei Männer, "die sich immer sehr stark in den Vordergrund schieben", erklärte Schenk. Die beiden als extrovertiert zu bezeichnen, sei noch untertrieben. Beide würden "ohne Hemmungen, ohne Skrupel", handeln und das "Großsprechertum" perfekt beherrschen. Wer mag ihr da widersprechen? Trump und Infantino bilden nun jedenfalls ein bemerkenswertes Gespann und mehr als nur eine Zweckgemeinschaft. Seit Trumps erneuter Amtseinführung im Januar begleitete ihn Infantino insgesamt schon auf zehn Staatsreisen. Für den gemeinsamen Trip in die Arabischen Emirate, Katar und Saudi-Arabien ließ er sogar den Fifa-Kongress in Paraguay drei Stunden auf ihn und seine verspätete Rückkehr warten. Fifa eröffnet New-York-Büro im Trump-Tower Pünktlich zum Auftakt der Finalwoche der Klub-WM in New York eröffneten Infantino und die Fifa in Manhattan übrigens am Montag ein neues Büro. Wo genau? Natürlich im Trump-Tower. Für diese außergewöhnliche Möglichkeit bedankte sich Infantino bei der Eröffnung ausdrücklich bei Trump, "der ein großer Fußballfan ist". Trump und Infantino arbeiten mit aller Macht daran, die WM im kommenden Jahr zu einer Erfolgsgeschichte zu machen, die sich auch und vor allem auch in finanzieller Hinsicht bezahlt machen soll. Trump gründete für die Klub-WM und die WM 2026 im Weißen Haus nun eine Taskforce, der er persönlich vorsteht. Dabei sprach er bereits vom "größten Sportereignis der Geschichte", das auch noch im "250. Jahrestag unseres Landes" stattfinden werde. Infantino kündigte mit Blick auf die XXL-WM, an der erstmals 48 Nationen teilnehmen werden, vollmundig einen neuen Superlativ an: "Wir haben zehn Millionen Tickets zum Verkauf. Das ist wie drei Superbowls jeden Tag, einen Monat lang." All das hat aber natürlich auch erst mal seinen Preis. In der vergangenen Woche verabschiedete Trump ein, wie er es nannte, "großartiges, wunderschönes" Haushaltsgesetz ("Big Beautiful Bill"), das einen Posten von 625 Millionen Dollar allein für Sicherheitsmaßnahmen bei der WM vorsieht. "Eigentlich müsse man den USA das Turnier wegnehmen" Die Sicherheitsfrage ist aber längst nicht die einzige, die die USA auf dem Weg zur WM 2026 begleiten wird. Im Gegenteil. Dabei gilt es zahlreiche weitere Problemfelder zu bearbeiten, die Trump zum Beispiel in Zoll- und Einwanderungsfragen zum Teil selbst geschaffen hat. Passt eine derart aggressive Politik überhaupt zu einem solch globalen Turnier wie der WM? "Überhaupt nicht", sagte der Sportjournalist und Nordamerika-Experte Manuel Veth im t-online-Interview . Aber auch schon in Katar und Russland, wo die vergangenen beiden Weltmeisterschaften stattfanden, wäre das nicht der Fall gewesen, so Veth weiter. "Wenn man die gleichen Standards nimmt, müsste man eigentlich darüber reden, den USA das Turnier wegzunehmen." Warum? "Weil Menschen in den USA auf der Straße verhaftet und in Abschiebelager verfrachtet werden – darüber müsste berichtet werden, und ob die WM da überhaupt stattfinden kann." Die USA seien laut Veth "kein geeintes Land. Trump hat die USA mit seiner Politik gespalten." "Im Moment ist es schwer vorstellbar, wie das funktionieren soll" Veth, der als Area-Manager für den US-Ableger des Portals "Transfermarkt" in Nordamerika sowie als Autor für das Magazin "Forbes" arbeitet, sieht aber auch über die Staatsgrenzen hinaus großes Konfliktpotenzial. "Bei der WM wird es ein Riesenthema, dass die drei Gastgeberländer überhaupt nicht miteinander können", sagt er. "Im Moment ist es schwer vorstellbar, wie das funktionieren soll." Aber kann die WM bei all diesen Problemen nicht möglicherweise sogar Teil für deren Lösung sein und möglicherweise auch politisch in den USA etwas bewirken? Sylvia Schenk sieht das skeptisch. Sie verweist darauf, dass mit Human Rights Watch eine amerikanische Menschenrechtsorganisation mit Sitz in New York "jetzt praktisch von Infantino fordert, Druck auf Trump zu machen, um bestimmte Dinge in den USA zu ändern". Man könne aber "nicht von der Fifa verlangen, dass sie jetzt auch noch den amerikanischen Präsidenten ändert", so Schenk", "das schafft auch sonst niemand". Einen derart engen und guten Draht wie Infantino hat allerdings auch kaum ein anderer. Das wird am Sonntag, wenn auf dem Siegerpodest im Oberrang des Metlife Stadiums der neue Klub-Weltmeister gekürt und der Pokal übergeben wird, wieder zu beobachten sein. Für die ganze Welt.