Wolfgang Grupps Suizidversuch: Was über sein Privatleben bekannt ist

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Wolfgang Grupp befindet sich nach einem Suizidversuch in ärztlicher Obhut. Verschenkte der Ex-Trigema-Chef deshalb 2024 alles an seine Familie? Jetzt nimmt der Fall um Wolfgang Grupp eine neue Wende: Der einstige Trigema-Chef, der am 7. Juli ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wollte sich das Leben nehmen. Das hat er in einem Schreiben bekannt gegeben, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Hier lesen Sie die Zeilen von Grupp im Wortlaut. Zunächst war nur bekannt gewesen, dass es an seinem Wohnsitz einen Noteinsatz gab, bei dem ein verletzter Mensch aus einer Privatwohnung mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Fall gab Rätsel auf. Lange blieb unklar, ob es ein Unfall war oder Wolfgang Grupp unter einer Erkrankung litt – erst jetzt wird klar: Der Firmenmäzen plagte sich mit Suizidgedanken und scheiterte an dem Versuch, sich umzubringen. Die Nachricht: Wolfgang Grupp meldet sich aus Klinik Der Brief : Grupps Nachricht im Wortlaut Der 83-Jährige lebte in der Kleinstadt Burladingen in Baden-Württemberg mit seiner Frau Elisabeth in einer Villa mit großem Anwesen. Er erwähnt seine Frau explizit in dem Brief: "Mein großer Dank gilt meiner Frau Elisabeth und meinen Kindern Bonita und Wolfgang", schrieb er dort und fügte an: "Ich bin mir sicher, dass meine Kinder Trigema verantwortungsvoll in eine erfolgreiche und sichere Zukunft führen werden." Doch was ist über die Familie Grupps bekannt? Seit 1988 verheiratet "Meine Frau und ich sind abends noch nie ins Bett gegangen, ohne vorher kleinere Differenzen auszuräumen", sagte Grupp im März in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen". Die beiden sind seit 1988 verheiratet, haben zwei gemeinsame Kinder. Langes Diskutieren über Kleinigkeiten vermeide Grupp in seiner Ehe, gebe im Zweifelsfall lieber nach. Ein friedvoller Umgang scheint ihm neben seiner Partnerschaft auch in anderen Lebensbereichen wichtig zu sein. So habe er niemals Streit mit Kunden oder Lieferanten gehabt, sagte Grupp der Zeitung. Ihm sei in seiner Zeit als Firmenchef wichtig gewesen, dass man sich auch nach langen Diskussionen die Hand reichen kann. "Ich habe alles verschenkt" Heute befindet sich Grupp im Ruhestand. Ein guter Umgang mit seinen ehemaligen Mitarbeitern sei ihm jedoch nach wie vor wichtig. Er scheint sich auf sie verlassen zu können: "Auch wenn ich heute nicht mehr Inhaber bin, bin ich sicher: Wenn ich einen Mitarbeiter am Sonntagabend anrufe, würde er sagen: 'Herr Grupp, ich brauche zehn Minuten, ich komme'", sagte Grupp in einem Gespräch mit dem "Focus"-Magazin. Dieses Glück zu haben, sei schön. Den Vorsitz bei Trigema gab er im vergangenen Jahr an seine Tochter und ihren Bruder Wolfgang Grupp Junior ab: "Ich bin 83 und ich habe alles verschenkt an meine Frau und meine Kinder. Man kann jetzt nur noch auf das Ende warten. Das ist so, und damit muss man sich abfinden", äußerte er ebenfalls im "Focus"-Interview. "Wenn wir ein glücklicheres Leben hatten, müssen wir zeigen, ob wir das egoistisch ausgenutzt haben oder ob wir andere teilhaben ließen", zeigte sich Grupp überzeugt. Man müsse "irgendwann Rechenschaft" über sein Leben ablegen. "So schlecht ist es mir ja nicht gegangen", resümierte er. NS-Vergangenheit der Firma Tatsächlich zur Ruhe zu kommen, scheint er in seinem Ruhestand nicht. Wie seine Tochter Bonita Grupp in dem Podcast "Chefgespräch" verriet, steht ihr Vater oft hinter der Kasse eines Testgeschäfts von Trigema im Allgäu. Zudem schaue er jeden Tag in der Firma vorbei, widme sich dem Unternehmen selbst am Wochenende. Der Unternehmer hielt laut eigenen Aussagen an seiner Trainingsroutine fest. So schwimme er zwar nicht mehr wie einst schon um 6 Uhr morgens bei 19 Grad im Freien, steige heute jedoch nach wie vor ins Wasser – bloß eine Stunde später. Dennoch schreibt er jetzt in seinem Brief: "Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird." Wolfgang Grupp kam am 4. April 1942 in der baden-württembergischen Kleinstadt zur Welt, übernahm 1969 den Trigema-Vorsitz. Das Unternehmen war 1919 in seinem Geburtsort von seinem Großvater gegründet worden. Es ist heute eines der größten Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung Deutschlands – mit einer dunklen Geschichte. Denn das Unternehmen hat eine NS-Vergangenheit, die es vor wenigen Jahren öffentlich aufarbeitete. 2020 beauftragte die Familie Grupp die Aktenarchivierungseinrichtung Neumann & Kamp Historische Projekte die Unternehmensgeschichte zu untersuchen, veröffentlichte die Ergebnisse damals auf seiner Website, wie das "Handelsblatt" berichtet. Dabei habe sich gezeigt, dass die Firma Kleidung für SA und Wehrmacht schneiderte und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene beschäftigte. "Die Firma in die nächste Generation führen" "Uns war es ein Anliegen, die Geschichte ehrlich zu erzählen, jedoch nicht für Marketingzwecke zu nutzen", erklärte Bonita Grupp in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin. Über ihr Privatleben ließ die Firmenerbin hingegen nur wenig wissen. "Aktuell bin ich wieder Single", sagte sie Anfang Oktober 2023 gegenüber der Zeitung "Merkur". Die Beziehung zu ihrem Bruder sei bestens: "Wir verstehen uns wirklich sehr gut und ergänzen uns. Was uns beiden am Herzen liegt und antreibt, ist, die Firma in die nächste Generation zu führen." Trigema befindet sich nunmehr in der vierten Generation unter Familienführung, Wolfgang Grupp übernahm 1969 von seinem Vater Franz. 2024 vermachte er das Unternehmen seinen Kindern.
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