Der Fall Julia Simon beschäftigt das französische Biathlon-Team seit Jahren. Erst leugnet sie alles, dann folgt die Kehrtwende und nun kommen weitere Vorwürfe an die Öffentlichkeit. In der vergangenen Woche musste sich die zehnmalige Biathlon-Weltmeisterin Julia Simon wegen Diebstahls- und Betrugsvorwürfen verantworten. Sie hatte ihre Schuld in der Kreditkartenaffäre um ihre französische Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet vollumfänglich eingeräumt: Sie gestehe "alle Taten", sagte die 29-Jährige vor dem Strafgericht von Albertville. Teamkollegin Braisaz-Bouchet und ein weiteres Mitglied des Stabs der französischen Nationalmannschaft hatten jeweils Klage eingereicht. Simon wurde vorgeworfen, deren Kreditkarten für Bestellungen missbraucht zu haben. Einkäufe im Wert von 2.400 Euro waren an die Adresse der Gesamtweltcupsiegerin der Saison 2022/23 geliefert worden. Nun wird der Skandal um Simon aber offenbar noch größer. Braisaz-Bouchet sei nicht die einzige Athletin, die Simon Betrug vergeworfen hatte. Auch die Schwestern Anaïs und Chloé Chevalier, Caroline Colombo sowie Lou Jeanmonnot seien einem Bericht der französischen "L'Équipe" zufolge von Simon bestohlen worden. Es gehe um persönliche Gegenstände und Bargeld. "Extrem ärgerlich": Fehler der Jury kostet Deutschland eine WM-Medaille Nations League: Nationalspielerin verpasst Halbfinal-Rückspiel in Frankreich Keine der vier Geschädigten brachte ihre Vorwürfe zur Anzeige, so wurden die Befragungen im Zuge der Ermittlungen gegen Simon kein Tatbestand bei der Verhandlung am vergangenen Freitag. Keine sportlichen Konsequenzen Die Taten sollen sich überwiegend während eines Trainingslagers im Sommer 2022 in Norwegen ereignet haben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe war Simon im Jahr 2023 zwischenzeitlich vom Mannschaftstraining der Französinnen ausgeschlossen und im Oktober kurz in Gewahrsam genommen worden. Im folgenden Winter wurde sie aber wieder ins Team integriert. Nach dem Geständnis wurde sie zu einer dreimonatigen Bewährungsstrafe sowie einer Geldstrafe in Höhe von 15.000 Euro verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Monate auf Bewährung und 20.000 Euro gefordert. Sportliche Konsequenzen drohen Simon im Olympia-Winter nicht. Es sei "wichtig, dass die Athleten ihre Gelassenheit wiederfinden, um sich den sportlichen Herausforderungen zu widmen, die auf sie warten", sagte Stéphanie Baudot, Anwältin des Verbandes FFS. Schon im September hatte der Verband die Disziplinarkommission eingeschaltet, die Angelegenheit jedoch als "persönliche Angelegenheit zwischen zwei Athleten" bezeichnet. Simon entschuldigte sich bei Braisaz-Bouchet und einer Betreuerin des französischen Biathlon-Teams. Sie bedauere ihr Verhalten, erklärte jedoch, nicht in der Lage zu sein, ihre Handlungen "bewusst zu erklären". Sie arbeite mit einem Psychologen daran, sagte sie vor Gericht, "das alles zu verstehen, um zu wachsen und mich weiterzuentwickeln". Simon leugnete zudem jegliche "finanzielle Motivation. Ich war nicht in Not." Simon hatte die Vorwürfe lange bestritten und ihrerseits Klage gegen Unbekannt wegen Identitätsbetrugs eingereicht. Sie habe "Angst" um ihre Karriere gehabt und versucht, sich "zu schützen", erklärte sie nun.