In der Türkei besitzen fast zwei Drittel der Schiedsrichter ein Wettkonto, behauptet der Verbandspräsident. Ein Referee soll sogar fast 20.000 Wetten platziert haben. Dem türkischen Fußball droht ein mächtiges Beben. Denn Verbandspräsident İbrahim Hacıosmanoğlu erhob in einer Pressekonferenz am Montag schwere Vorwürfe. Hacıosmanoğlu zufolge besitzen 371 der 571 aktiven Schiedsrichter ein Wettkonto. Das sind umgerechnet knapp 65 Prozent, also fast zwei Drittel. 152 wetten laut Hacıosmanoğlu aktiv. Zehn Schiedsrichter sollen mehr als 10.000 Wetten abgeschlossen haben, ein Unparteiischer stellt mit 18.227 Wetten den Rekord auf. Das sei das Ergebnis einer längeren Untersuchung, die beim Türkischen Fußballverband (TFF) laufe. "Wir haben als TFF dabei in unserem eigenen Garten angefangen", betonte er und erklärte, dass die Untersuchung der Unparteiischen nicht das Ende gewesen sei. "Wir überprüfen auch uns selbst, angefangen bei mir und meinen Kollegen an der Verbandsspitze. Die Resultate werden wir bald veröffentlichen", erklärte Hacıosmanoğlu. Immer wieder Ärger und Gewalt Das Ausmaß des Wettskandals ist noch nicht abzusehen. Seit Jahren gibt es schwere Vorwürfe im Bereich der Korruption, Beweise gibt es bisher kaum. So beschuldigen sich die Istanbuler Topklubs Galatasaray und Fenerbahçe immer wieder gegenseitig, unerlaubt Einfluss auf die Schiedsrichter zu nehmen. Ex-Fenerbahçe-Trainer José Mourinho hatte beispielsweise zu seiner Zeit in Istanbul gesagt, dass er vor seinem Wechsel "vorgewarnt" wurde, er die Lage aber nicht so schlimm eingeschätzt hätte. Auch andernorts gab es mehrfach Probleme. So schlug Ankaragücüs Präsident Faruk Koca nach einem Spiel gegen Rizespor im Dezember 2023 den Schiedsrichter Halil Umut Meler ins Gesicht und brach ihm das Jochbein.