Dass die Kindheit schon die Wurzeln für das ganze Leben legt, ist bekannt. Nun zeigt eine neue Studie: Die Bildung, die jemand erfahren hat, spielt eine entscheidende Rolle für den Alterungsprozess. Menschen mit höherer Bildung leben nicht nur oft länger, sie altern auch langsamer. Das zeigt eine neue US-amerikanische Studie, die eine wachsende soziale Kluft im Alterungsprozess offenlegt. Wie alt ist ein Mensch wirklich? Nicht auf dem Papier, sondern biologisch. Genau diese Frage stellte ein US-Forschungsteam. Die Wissenschaftler untersuchten, wie schnell der Körper altert – je nach Bildungsgrad. Das Ergebnis: Wer weniger Schuljahre hat, altert im Schnitt schneller – und dieser Unterschied hat sich in den vergangenen 30 Jahren deutlich vergrößert. Ermitteln Sie Ihr biologisches Alter im Selbsttest. Die Forscher berechneten das biologische Alter auf Basis von Gesundheitsdaten wie Entzündungswerten, Stoffwechselmarkern und Herz-Kreislauf-Funktionen. Analysiert wurden Daten von Erwachsenen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren aus zwei Zeiträumen: 1988 bis 1994 und 2015 bis 2018. Die Analyse zeigte: Insgesamt alterten Menschen biologisch langsamer als noch vor 30 Jahren, ein Zeichen für den allgemeinen medizinischen Fortschritt. Doch davon profitieren nicht alle gleich. Gebildete altern langsamer In den frühen 1990er-Jahren betrug der biologische Altersunterschied zwischen Menschen ohne Schulabschluss und Menschen mit Collegeabschluss etwa ein Jahr. Bis 2018 hatte sich diese Differenz fast verdoppelt – auf nahezu zwei Jahre. Das klingt zunächst nach nicht viel, aber diese Parameter sind Durchschnittswerte und sagen in dem Alter der Probanden sehr viel aus. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, frühere Gebrechlichkeit und auch die Sterblichkeit ist erhöht. "Menschen mit höherer Bildung altern biologisch langsamer als alle anderen", erklärt Studienautor Mateo Farina. Die positive Entwicklung der letzten Jahrzehnte komme vor allem den besser Gebildeten zugute, weniger gebildete Gruppen blieben zurück. Die Wissenschaftler prüften, ob sich der wachsende Unterschied durch Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Medikamentengebrauch erklären lässt. Das Ergebnis: Diese Einflüsse spielen zwar eine Rolle, reichen aber nicht aus, um die wachsende Ungleichheit zu erklären. Warum Bildung so entscheidend ist Bildung beeinflusst zentrale Lebensbereiche, die für die Gesundheit wichtig sind: etwa den Beruf, das Einkommen, die Wohngegend und den Zugang zu medizinischer Versorgung. Menschen mit höherer Bildung bewegen sich häufig mehr, rauchen seltener und nutzen präventive Gesundheitsangebote eher aus. "Bildung prägt Chancen und Risiken über das gesamte Leben hinweg. Sie ist ein starker sozialer Gesundheitsfaktor – und sie hinterlässt Spuren darin, wie schnell oder langsam unsere Körper altern", so Eileen Crimmin, Co-Autorin der Studie. Das Forschungsteam warnt: Menschen mit weniger Bildung werden nicht nur früher sterben, sondern auch mehr Jahre in schlechter Gesundheit verbringen. Das belaste nicht nur die Betroffenen, sondern auch Familien, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft insgesamt.