BVB: Warum Hans-Joachim Watzke von den Mitgliedern abgestraft wurde

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Hans-Joachim Watzke hatte die Übernahme des BVB-Präsidentenamts von langer Hand geplant. Doch der Weg dorthin hielt Stolperfallen bereit, die er nicht alle umgehen konnte. Dafür wurde er nun abgestraft. Sein Ziel hat er erreicht. Hans-Joachim Watzke ist am Sonntag zum neuen Präsidenten von Borussia Dortmund gewählt worden. Wie die Wahl zustande kam, dürfte dem 66-Jährigen jedoch gehörig zu denken geben. Lediglich 59 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf Watzke. Dabei hatte es keinen Gegenkandidaten gegeben. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Reinhold Lunow hatte 2022 bei seiner Wahl – ebenfalls ohne Gegenkandidaten – 99,5 Prozent der Stimmen erhalten. FC Liverpool: Der tragische Absturz unter Trainer Arne Slot Ausgerechnet jener Lunow, der lange Zeit als enger Freund und Vertrauter Watzkes galt, hatte einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass sein Nachfolger jetzt mit 40 Prozent weniger Zuspruch abgestraft wurde. Rückblick: In den Wirren der Corona-Pandemie hatte Watzke seinen für Ende 2022 geplanten Abschied als Geschäftsführer noch einmal um drei Jahre nach hinten verschoben. Es galt als ausgemachte Sache, dass Lunow, als Nachfolger des zuvor 18 Jahre amtierenden Reinhard Rauball, eine Art Übergangspräsident wird. Einstiger Freund erschwert Watzkes Wahl Er sollte für die turnusmäßigen drei Jahre amtieren, um dann den Weg für Watzke freizumachen. Doch im vergangenen Sommer entschied sich Lunow plötzlich anders: Unerwartet, vor allem für Watzke, wollte Lunow nun um das Präsidentenamt konkurrieren. Erst nach einer mehrwöchigen und öffentlich ausgetragenen Fehde, die auch Watzkes Ansehen schadete, verzichtete Lunow doch auf seine erneute Kandidatur. So wurde es am Sonntag eine Versammlung der Gegensätze für einen der mächtigsten Funktionäre im deutschen Fußball. Zunächst wurde Watzke als Geschäftsführer der Kapitalgesellschaft des BVB nach knapp 21 Jahren verabschiedet, bekam dafür stehende Ovationen und langen Applaus. Watzke hatte den Traditionsklub 2005 in seiner wirtschaftlich düstersten Stunde übernommen. Er war entscheidend daran beteiligt, dass eine Insolvenz in letzter Sekunde noch abgewendet werden konnte. Die anschließende "Wiederauferstehung" des Klubs mit zwei Meisterschaften, drei DFB-Pokalsiegen und zwei Champions-League-Finals wird immer mit Watzkes Namen in Verbindung stehen. Als wenige Stunden danach die Wahl des neuen Präsidenten anstand, änderte sich das Klima der Versammlung jedoch. Watzke gelang zwar die Erfüllung seines "Lebenstraums", doch war er weit entfernt von dem Rückhalt, den er sich gewünscht hatte. Zumindest 70 Prozent habe er sich erhofft, hieß es. Nach seiner Wahl mischten sich in der Westfalenhalle unter den Applaus auch Buhrufe. Buh-Rufe bei Watzkes Wahl zum Präsidenten "Ich nehme die Wahl an und zolle meinen Kritikern Respekt", sagte ein schmallippiger Watzke nach dem Denkzettel. "Ich habe sehr viel Demut und Respekt vor dieser Aufgabe." Im emotional aufgeladenen Umfeld des BVB musste er in den vergangenen Jahren einige schwierige Entscheidungen treffen, wählte dabei nicht immer den populärsten Weg. Vor allem den 2024 geschlossenen Sponsorenvertrag mit Rüstungskonzern Rheinmetall nehmen viele Fans und Mitglieder ihm bis heute krumm. Hinzu kam eine vor wenigen Monaten publik gewordene Missbrauchsaffäre um einen ehemaligen und langjährigen Klub-Mitarbeiter, deren mangelhafte Aufarbeitung auf Kritik stieß. Watzke versprach eine vollumfängliche Aufklärung des Falls, der ihn "tief getroffen" habe. Er muss nun liefern, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Der Mann aus dem Sauerland ist ab sofort den Mitgliedern verpflichtet, nicht mehr den Aktionären. Einige im Verein trauen ihm den Rollenwechsel nicht zu. Das war am Sonntag in der Westfalenhalle akustisch klar vernehmbar. Watzkes Start als Präsident wird also von reichlich Gegenwind begleitet. Was ihn trotzdem nicht aus der Fassung bringen dürfte. Denn mit schwierigen Situationen bei der Übernahme eines neuen Amtes beim BVB kennt sich Watzke wohl so gut aus, wie kaum ein anderer.
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