Es geht in dieser Woche für Julian Nagelsmann nicht allein um den Titel in der Nations League. Die DFB-Elf kann nur mit Siegen dem besten WM-Lostopf näherkommen. Julian Nagelsmann lässt keine Zweifel zu: Der Titel in der Nations League ist sein klares Ziel. Doch das Halbfinale gegen Portugal am Mittwoch (21 Uhr im Liveticker bei t-online) hat weit mehr Bedeutung als nur den Einzug ins Endspiel. Für den Bundestrainer geht es auch um die Ausgangslage für die WM 2026. Ein Sieg im Uefa-Wettbewerb würde der deutschen Nationalmannschaft entscheidende Punkte für die Weltrangliste bringen – und damit wohl den Platz im ersten Lostopf der WM-Auslosung sichern. Genau dieser Rang ist entscheidend, um bei der Gruppeneinteilung im Dezember einen starken Gegner zu vermeiden. Verliert Deutschland jedoch das Halbfinale in München, könnte das Duell um den letzten Topf-1-Platz bereits zugunsten Italiens entschieden sein. Die Konsequenz: Die DFB-Elf würde bei der Auslosung nur in Topf 2 landen – und müsste sich wohl mit Gegnern wie Spanien, Frankreich, Argentinien oder England auseinandersetzen. Auch die Gruppe A mit Co-Gastgeber Mexiko wäre möglich – samt hoher Temperaturen und schwierigem Spielplan. Schon im März hatte Nagelsmann auf die Bedeutung der Weltrangliste hingewiesen. Damals verspielte Deutschland durch das späte 3:3 gegen Italien den Sprung auf Rang neun – und damit eine bessere Position im Ranking. Neben den Gastgebern USA, Kanada und Mexiko werden die neun besten Teams der Weltrangliste im ersten Topf gesetzt. Die Berechnung der Punkte erfolgt über ein komplexes System. Jedes Spiel wird unterschiedlich gewichtet – das macht jede Partie bis zur WM relevant. Minuspunkte für DFB-Elf? Mit einem Sieg gegen Portugal in der regulären Spielzeit würde Deutschland (1716,98 Punkte) durch die gewonnenen 13,29 Punkte auf 1730,27 Punkte klettern und Italien in jedem Fall überholen. Die "Squadra Azzurra" (1718,31) kann in ihrem WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen am Freitag nämlich mit einem Sieg nur 7,49 Punkte holen und vorläufig auf 1725,80 Punkte kommen. Schon eine Niederlage im möglichen Finale der Nations League gegen Spanien oder Frankreich würde der DFB-Elf aber wiederum Minuspunkte einbringen. Italien könnte mit einem Sieg gegen Moldau einen Tag später wieder vorbeiziehen. Maßgeblich für die Auslosung ist die Weltrangliste nach Abschluss der WM-Qualifikationsspiele. Unabhängig von den Rechnereien müssen sich die europäischen Länder erst noch für die WM-Endrunde qualifizieren. Deutschland trifft in seiner Gruppe dabei in der zweiten Jahreshälfte auf die Slowakei, Nordirland und Luxemburg. Wie funktioniert die Nations League? In der Gruppenphase sind die 54 teilnehmenden Nationen auf vier Ligen verteilt. Liga A ist die stärkste, Liga D die schwächste. Bisher zogen die vier Gruppenersten der Liga A am Ende in ein Final Four ein, in dem der Turniersieger ermittelt wurde. Nun haben auch die Gruppenzweiten der Liga A noch die Chance auf den Titel. In einem Viertelfinale mit Hin- und Rückspielen fochten die Gruppenersten und -zweiten im März aus, welche vier Mannschaften letztlich an der Endrunde im Juni teilnehmen durften. Auch die Abstiegsregelung wurde modifiziert. Bisher ging es nur für die Gruppenletzten eine Liga nach unten. Künftig müssen auch die Drittplatzierten gegen einen Zweitplatzierten der jeweils niedrigeren Spielklasse antreten und könnten so noch absteigen. Auch diese Relegationsspiele fanden im März statt und boten eine weitere Chance für die Außenseiter. Wer hat die Nations League bisher gewonnen? Dreimal wurde die Nations League bislang ausgetragen – und dreimal fand das Finalturnier ohne die deutsche Nationalmannschaft statt. Die bisherigen Titelträger: 2018/19 gewann Portugal im eigenen Land, 2020/21 setzte sich Frankreich in Italien durch, und in der Saison 2022/23 triumphierte Spanien in den Niederlanden. Bei der Premieren-Ausgabe 2018/19 wurde die Nations League noch in Dreiergruppen gespielt. Deutschland landete in seiner Gruppe auf dem letzten Platz. Der damals drohende Abstieg in Liga B blieb dem DFB-Team nur durch eine spätere Modusänderung erspart: Die UEFA stellte auf Vierergruppen um. In der Saison 2020/21 reichte es trotz eines deutlichen 0:6 in Spanien immerhin zu Platz zwei. 2022/23 belegte Deutschland Rang drei in seiner Gruppe – die Teilnahme am Finalturnier blieb erneut außer Reichweite.