EZB warnt: Stablecoins bei Paypal & Co bedrohen Europas Finanzstabilität

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PayPal, Klarna und Co setzen auf eigene Digitalwährungen. Die EZB fürchtet, dass genau das Europas Banken in Schwierigkeiten bringen könnte. Stellen Sie sich vor, Sie zahlen nicht mehr mit Euro oder Dollar, sondern mit digitalen Jetons, die ihren Wert aus einer echten Währung beziehen. In etwa so funktionieren Stablecoins. Der Stablecoin USDC ist an den Dollar gebunden, der EURC an den Euro, beide stammen vom US-Unternehmen Circle. Ihr Vorteil: Sie lassen sich jederzeit 1:1 gegen Fiatgeld – also in ein normales, gesetzliches Zahlungsmittel – zurücktauschen. Doch die Europäische Zentralbank (EZB) sieht große Risiken. Warum könnten Stablecoins für Banken in der Euro-Zone gefährlich werden? Stablecoins gewinnen an Bedeutung Stablecoins haben sich rasant entwickelt. Ihr Marktwert liegt inzwischen bei über 280 Milliarden Dollar. Laut EZB dient das digitale Geld offiziell als Zahlungsmittel für internationale Transaktionen und zur sicheren Wertaufbewahrung. Ihr eigentlicher Nutzen liege jedoch im Kauf von Krypto-Vermögenswerten, argumentiert die EZB. Ihr zufolge laufen etwa 80 Prozent aller Transaktionen auf großen, zentralisierten Krypto-Handelsplattformen über Stablecoins. Kryptowährungen im Einzelhandel : Das steckt hinter dem neuen Paypal-Service Digitale Währungen im Alltag: So funktionieren Krypto-Kreditkarten Gleichzeitig wandern Stablecoins immer stärker in den Alltag der Verbraucher. Große Zahlungsdienstleister wie PayPal und Klarna haben eigene Digitalwährungen entwickelt – ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Markt längst über die Kryptoszene hinaus wächst. Mit "Kryptoszene" ist jener Bereich gemeint, in dem digitale Vermögenswerte wie Bitcoin , Ethereum oder Solana gehandelt und genutzt werden. Es ist also ein Umfeld, das bisher noch fern vom klassischen Zahlungsverkehr stattfindet. Beispiele: PayPal USD und KlarnaUSD PayPal positioniert seinen Stablecoin PYUSD als Brücke zwischen Dollar und digitaler Welt. Kunden können ihn kaufen, übertragen, zum Bezahlen nutzen oder gegen andere Kryptowährungen tauschen. PYUSD ist durch Dollar-Einlagen und kurzlaufende US-Staatsanleihen gedeckt und soll schnelle, günstige und programmierbare Zahlungen ermöglichen – auch im Web3. Auch Klarna steigt ein: Der Zahlungsanbieter testet mit KlarnaUSD erstmals einen eigenen Stablecoin. Hintergrund sind explodierende Kosten im internationalen Zahlungsverkehr von jährlich rund 120 Milliarden Dollar. Mit seinen 114 Millionen Kunden sieht Klarna die Chance, Geldtransfers schneller und deutlich günstiger zu machen. Der Stablecoin basiert auf einer neuen Blockchain-Infrastruktur von Stripe, einem Technologieunternehmen, das eine Finanzplattform für Unternehmen bereitstellt. KlarnaUSD soll ab 2026 im Hauptnetzwerk von Tempo verfügbar sein, einer unabhängigen Blockchain, die von Stripe und Paradigm speziell für schnelle und kostengünstige Zahlungen entwickelt wurde. Warum Unternehmen und Verbraucher Stablecoins attraktiv finden Der Anreiz für Unternehmen wie PayPal und Klarna für die Nutzung von Stablecoins ist es, Kosten zu senken und Zahlungen zu beschleunigen. Da Transaktionen direkt über eine Blockchain laufen, fallen weniger Zwischenstellen wie Banken und andere Zahlungsdienstleister an. Das senkt Gebühren, besonders bei internationalen Überweisungen, die heute oft teuer und langsam sind. Transaktionen mit Stablecoins funktionieren rund um die Uhr, auch am Wochenende. Das verbessert den Cashflow und erleichtert schnelle Rückerstattungen oder Auszahlungen. Verbraucher wiederum profitieren von niedrigeren Kosten, schnellen Überweisungen und einfachen grenzüberschreitenden Zahlungen. Wer über ein Smartphone und eine Wallet verfügt, kann teilnehmen – ein Vorteil in Regionen mit schwacher Bankeninfrastruktur. Dazu kommt die Stabilität: Stablecoins sind fest an Währungen wie Euro oder Dollar gebunden. Sie schützen Nutzer vor Kursschwankungen klassischer Kryptowährungen. Die Blockchain-Technologie schafft zusätzlich Transparenz und erschwert Betrug. Warum die EZB dennoch warnt Die EZB sieht trotz aller Vorteile erhebliche Risiken. Würden Stablecoins stark wachsen, könnten Banken wichtige Einlagen verlieren, nämlich dann, wenn Verbraucher ihr Geld in digitale Dollar oder Euro umtauschen. Diese Einlagen sind für Banken jedoch eine wichtige und vor allem günstige Finanzierungsquelle: Mit den Spar- und Giroeinlagen vergeben sie Kredite, finanzieren Hypotheken oder sichern ihre laufenden Geschäfte ab. Je mehr Einlagen eine Bank hat, desto stabiler und kostengünstiger kann sie arbeiten. Antwort auf US-Konkurrenz: Europas Banken starten Krypto-Offensive Krypto-Offensive: Immer mehr Volksbanken planen Bitcoin-Handel Das größere Risiko betrifft jedoch die globalen Finanzmärkte. Große Stablecoin-Emittenten wie die Anbieter der beiden weltweit größten Coins USDT und USDC halten enorme Mengen an US-Staatsanleihen – vergleichbar mit großen Geldmarktfonds. Kommt es zu einem massenhaften Rücktausch, müssten diese Anleihen schnell verkauft werden. Ein solcher Notverkauf könnte die Märkte für US-Staatsanleihen ins Wanken bringen. Besonders kritisch wäre ein sogenannter "Ansturm" in Europa. Gibt ein EU-Unternehmen gemeinsam mit einem Nicht-EU-Unternehmen einen Stablecoin heraus, könnten Anleger bevorzugt den EU-Emittenten um Rückzahlung bitten. Fehlen dann ausreichende Reserven unter EU-Aufsicht, steigt das Risiko von Liquiditätsengpässen und damit einer Destabilisierung des Finanzsystems.
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