Seit über 13 Jahren steht Manuel Neuer beim FC Bayern unter Vertrag. Der Rekordmeister ohne den Weltmeister? Mittlerweile unvorstellbar. Dabei wusste auch sein Vorgänger im Münchner Tor durchaus zu überzeugen. Eines wurde am Donnerstag auf der Pressekonferenz des FC Bayern vor dem Topspiel gegen RB Leipzig (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei t-online) klar: Die Weichen für die Zukunft möchte der Klub bereits in diesem Winter stellen (mehr dazu lesen Sie hier ). Dabei geht es der Führungsetage um Sportvorstand Max Eberl aber nicht um externe Neuzugänge. Vielmehr liegt der Fokus auf der Verlängerung von auslaufenden Arbeitspapieren wie denen von Joshua Kimmich und Alphonso Davies (Vertrag bis 2025) oder Jamal Musiala (Vertrag bis 2026). Zu den genannten Spielern äußerte sich Eberl zwar nicht, bei einer anderen Personalie ließ sich der 51-Jährige dann aber doch in die Karten schauen. Kapitän Manuel Neuer wird aller Voraussicht nach einen neuen Vertrag in München unterschreiben. Laut Eberl seien "nur noch die letzten Details zu klären und zu besprechen". Neuers Kontrakt läuft – Stand jetzt – im kommenden Sommer aus. Ein neuer Vertrag würde den 38 Jahre alten Keeper voraussichtlich bis 2026 an den Klub binden. Mit Ablauf eines solchen Arbeitspapiers wäre er 40 Jahre alt und hätte in Summe 15 Jahre als Nummer eins des FC Bayern hinter sich. Die Frage nach einem Nachfolger des Weltmeisters schwelt schon seit längerer Zeit. Doch genauso spannend wie der Blick in die Zukunft ist auch der in die Vergangenheit. Denn wer war überhaupt der direkte Vorgänger der lebenden Legende Manuel Neuer? Die Antwort: ein deutscher WM-Teilnehmer von 2010. Kahns Fußstapfen für Rensing zu groß – Butt springt ein Der FC Bayern hat eine lange Tradition an deutschen Nationalspielern zwischen den eigenen zwei Torpfosten. Welt- und Europameister Sepp Maier hütete das Münchner Gehäuse beispielsweise zwischen 1962 und 1979, Oliver Kahn zwischen 1994 und 2008 – und seit 2011 eben Manuel Neuer. Doch zwischen dem "Titan" und dem aktuellen Bayern-Torwart herrschte ein Vakuum. Kahns dauerhafte Nachfolge erwies sich letzten Endes als schwieriger als gedacht. Zunächst wurde der langjährige Ersatztorwart Michael Rensing die neue Nummer eins. Der FC Bayern stellte dem jungen Torhüter einen erfahrenen Ersatzmann zur Seite. Eine Handlung, die sich durchaus als Glücksgriff erweisen sollte. Hans Jörg Butt kehrte nach einer Saison bei Benfica in Portugal nach Deutschland zurück. Der zu diesem Zeitpunkt bereits 34 Jahre alte Schlussmann hatte sich zuvor in der Bundesliga bereits einen Namen gemacht, war über Jahre Stammtorhüter beim HSV (1997 bis 2001) und Bayer Leverkusen (2001 bis 2007) gewesen. Butts ungewöhnliche Spezialität bei diesen Stationen: Elfmeter versenken. Insgesamt 26-mal traf der Torwart in seiner Bundesligakarriere vom Punkt. Nicht selten hallte es "Butt, Butt, Butt" durch das Stadion, wenn er von seinem eigenen Strafraum aus auf die andere Seite des Spielfelds schritt und zum Strafstoß antrat. Nun also München: Vorerst nur als Rensing-Vertreter eingeplant, avancierte Butt in der bayrischen Landeshauptstadt zum Ende der Saison 2008/2009 plötzlich zur Stammkraft. Denn: Die Fußstapfen, die Oliver Kahn hinterlassen hatte, waren für Rensing zu groß. Butt ersetzte deshalb seinen teilweise äußerst wackeligen Kollegen. In der neuen Spielzeit setzt Trainer Louis van Gaal dann zunächst zwar wieder auf Rensing, rotierte diesen nach drei Spielen und nur zwei Punkten zum Start jedoch erneut aus dem Tor. Butt war fortan endgültig gesetzt und holte mit dem FC Bayern am Saisonende das Double aus Meisterschaft und Pokal. Nach sieben Jahren: Butt plötzlich wieder Nationalspieler Butts hervorragende Leistungen in der Saison 2009/2010 spülten ihn zudem unverhofft wieder in die deutsche Nationalmannschaft. 2003 hatte er sein letztes von bis dato drei Länderspielen für die DFB-Auswahl bestritten. 2010 sollte noch ein weiteres hinzukommen. Nach dem Suizid von Hannover-Torwart Robert Enke und dem verletzungsbedingten Ausfall von Leverkusen-Keeper René Adler entschied sich Bundestrainer Joachim Löw dazu, Butt neben Manuel Neuer und Tim Wiese mit zur Weltmeisterschaft nach Südafrika zu nehmen. "Trainer und Mannschaft wissen, dass sie sich auf mich verlassen können, wenn sie mich brauchen", so der gealterte Torhüter damals über seine Nominierung. Wirklich gebraucht wurde Butt am Ende zwar nicht, dennoch kam er beim Turnier am Ende zu einem Einsatz. Die DFB-Elf verlor das Halbfinale gegen Spanien knapp mit 0:1. Im anschließenden Spiel um Platz drei gegen Uruguay erhielten dann die Spieler eine Chance, die während der WM kaum oder gar keine Rolle gespielt hatten. Dazu zählte auch Butt. Löw ließ ihn beim 3:2-Erfolg in Port Elizabeth über die vollen 90 Minuten im DFB-Tor. Wohl auch deshalb sagte Butt im Anschluss an seinen letzten Einsatz für die Nationalelf: "Für mich war die WM eine tolle Erfahrung. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht." Vom FC Bayern ins Familienunternehmen Zur Saison 2010/2011 war Butt weiterhin die Nummer eins in München. Nach der Winterpause rotierte Louis van Gaal dann aber zunächst Jungstar Thomas Kraft ins Tor. Nach der Entlassung des niederländischen Coaches setzte Interimstrainer Andries Jonker in den letzten fünf Ligapspielen dann wieder auf Butt, der sich in der Folgesaison dann aber als Nummer zwei hinter dem neu verpflichteten Manuel Neuer eingliederte. 2012 beendete Butt dann seine aktive Karriere. Zunächst sah es in der Folge so aus, als würde er dem FC Bayern erhalten bleiben. Butt wurde zur neuen Saison Leiter des Jugendleistungszentrums des Klubs. Nach wenigen Wochen dann aber die Kehrtwende. Butt und der FC Bayern beendeten die Zusammenarbeit. Der Ex-Keeper erklärte sich: "Ich bin mit großer Begeisterung an meine neue Tätigkeit herangetreten, musste allerdings feststellen, dass mir diese Aufgabe nicht die gewünschte Zufriedenheit und Passion bringt." Butts neue Tätigkeit hatte dann nichts mehr mit dem Sport zu tun, den er über so viele Jahre ausübte. Seit 2013 arbeitet er im "Butt Verladerampen und Industrietore", eine familieneigenes Unternehmen mit Sitz in Großenkneten (Kreis Oldenburg). Butt selbst ist in der Firma für den süddeutschen Raum sowie die Schweiz und Österreich tätig. Ganz abgeschlossen hat der Keeper mit dem Fußball aber auch nicht. So nahm er im Mai 2022 beispielsweise in Hamburg an einem Benefizspiel zur Unterstützung der vom russischen Angriffskrieg betroffenen Ukrainerinnen und Ukrainern teil und lief in der jüngeren Vergangenheit auch schon für die FC Bayern Legends auf. Im Frühjahr 2024 sprach Butt sich zudem öffentlich für ein neues Stadion des Regionalligisten VfL Oldenburg aus. In der Stadt in Niedersachsen wurde er geboren. Heimatverbunden ist er also geblieben. Doch der Lebensmittelpunkt ist weiter München. Butt hat eine Frau und drei Kinder, lebt mit ihnen immer noch in der Metropole im Süden der Republik. Gut möglich, dass auch sein Bayern-Nachfolger der Stadt noch lange erhalten bleibt. Der in Gelsenkirchen geborene Manuel Neuer ist nach all der Zeit im Klub immerhin schon fest in München verwurzelt.